Hauptseite.Archiv                      PageAutor: Pfarrer Zillmann    (03.10.2014)

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 Predigten und Andachten  2014

Inhalt

Andacht - Opfern und Spenden (Sirach 35,10) Pastor Luttenberger
Andacht -  Urlaub und Müßiggang  (1. Mose 2,2 (3,19)  Pfr. Zillmann
Predigt - Vom Wirken des Heiligen Geistes (Apg 2,22ff) Ökumene Pastor Luttenberger
Predigt - Vom Gleichheitswahn (Gal 3.28, 1 Kor 12,13ff)  06.04.14 Pfr. Zillmann


weitere Predigten im Archiv
(Hinweis: Die Predigten sind teilweise geschrieben wie vorgetragen. Es gilt das gesprochene Wort)

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   Andacht -  Opfern und Spenden   Sirach 35,10 Pastor Luttenberger
 
Ehre Gott mit deinen Opfern gern und reichlich,
und gib deine Erstlingsgaben, ohne zu geizen.
(Monatsspruch Oktober: Sirach 35,10)

Liebe Lesergemeinde, „Augenmaß und Handgewicht, täuscht den deutschen Bäcker nicht!“, lautet ein Sprichwort. Ja, spenden mit Augenmaß, z. B. zum Erntedankfest! Oder ist der Oktoberspruch doch vielleicht die unsichere Übersetzung für eine apokryphe Legitimation der Kapitalertragssteuer, die ja so fürchterlich missverstanden wird?

Opfer und Spenden gehen ja nicht direkt zu Gott, sondern kommen erst bei den angezielten Menschen an, nachdem sie über Institutionen mit einer gut bezahlten Verwaltung verschlankt wurden, u. U. ganz versacken. „Geld regiert die Welt?“ Aber in welcher Währung?

Der umseitig stehende Novemberspruch aus dem alten Propheten kennt die notwendige Währung: Das Recht.
Denn vor dem Unrecht bin ich nicht gefeit, Sie, liebe Lesergemeinde, ebenfalls nicht und auch keine weltliche und kirchliche Obrigkeit. Und darum haben wir lebenslang viel daran zu lernen, am Tun des Rechts und des Guten. Hier gehen wir der Not an die Wurzel und kranken nicht mehr an Symptomen.

Doch dieses Tun hat seinen Preis und will deshalb ebenfalls sorgfältig ausgewogen werden. Unrecht im großen Stil können sich ja nur die Mächtigen leisten. Und so wagt gegen Unrecht und damit verbundene strukturelle Gewalt nur aufzustehen, wer bereit ist, seine persönliche, berufliche, finanzielle und damit auch seine soziale Existenz aufs Spiel zu setzen, wer nicht länger bereit ist, sich als williges Rädchen im Getriebe des Unrechts zu verstehen.

Augenmaß und Handgewicht sind also hochgefragt für unsere Opfer an Zeit, Kraft, Geld, Ideen, Kreativität, um dem nachzufolgen, der uns darin vorbildhaft vorangegangen ist und uns auch für heute und morgen versprochen hat, bei uns zu sein: Der Auferstandene Gekreuzigte, der Rechtfertigende. Er hat den Höchstpreis für uns bereits bezahlt! Spannende Erlebnisse mit ihm, dem Brot des Lebens, einsam und gemeinsam, wünscht uns
Ihr Pastor Luttenberger

Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht!
Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!
(Monatsspruch November 2014,  Jesaja 1,17)



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   Andacht -  Urlaub und Müßiggang   1. Mose 2,2 (3,19) Pfr. Zillmann
 
Liebe Lesergemeinde, die Bibel ist ein dickes Buch und da stehen viele Worte drin. Ein Wort werden wir aber vergeblich suchen, das Wort URLAUB. Das ist erstaunlich und gleichzeitig betrüblich, denn Urlaub ist für uns zu einem heiligen Ding geworden. Wenn dieses Wort in der Heiligen Schrift nun nicht vorkommt, könnte man meinen, dass Urlaub für Christen keine große Bedeutung hat.

So mancher hält das protestantische Arbeitsethos hoch in Ehren. "Im Schweiße seines Angesichts soll der Mensch sein Brot essen"; "Müßiggang ist aller Laster Anfang." Diese und ähnliche Sprüche können dann dem urlaubsverwöhnten Menschen seine Erholung madig machen.
urlaub
Aber im Grunde genommen geht das am Biblischen vorbei. Der rackernde und ewig fleißige Christ hat zwar eine lange Tradition, jedoch wird diese Lebensweise auch kritisch gesehen. Unsere Bibel kann zu dieser Kritik eine ganze Menge beitragen. Auch wenn das Wort Urlaub nicht genannt wird, so ist doch der Begriff ganz wichtig.

Was wäre die Schöpfungsgeschichte, wenn der siebente Tag nicht ein Tag der Ruhe gewesen wäre. "... Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn ..." Ist der Urlaub dann also doch ein heilig Ding, wenn man ihn gewissermaßen als Jahressonntag betrachtet? Ich denke schon. Aber gehen wir mit diesem heiligen Gut auch richtig um?

Zwei unterschiedliche Ansichten können wir betrachten. Die erste ist uns allen geläufig. Nach getaner Arbeit brauchen wir Erholung und Entspannung, wir machen eine Pause, einen Sonntag vielleicht oder gar die sechs Wochen als Jahresurlaub.

Die zweite Ansicht ist dagegen seltener zu finden. Wir brauchen die Ruhe, die Muße und Beschaulichkeit, um über den Sinn der kommenden Arbeit nachzudenken.

Auf den ersten Blick gesehen sind da keine großen Unterschiede. Beim genauen Überlegen werden wir aber ganz verschiedene Lebensweisen entdecken können. Der eine betrachtet dann den Sonntag als den letzten Tag der Woche und der andere als den ersten Tag. Für den einen ist Urlaub dann eine wohlverdiente tarifliche Angelegenheit, für den anderen die Chance, über seine Arbeit und sein Leben nachzudenken, ja vor-zudenken. Ruhe ist dann eine innere Ruhe, in der man zu sich selbst findet, in der man vielleicht zu Gott finden kann.

Diese zweite Ansicht ist dann sicher auch die Verpflichtung zu einem Neuanfang, um den Gegensatz von Arbeit und Freizeit zu überbrücken. Das fällt uns schwer, und manch einer kommt deshalb nie zur Ruhe, nicht einmal im Urlaub, ist immer außer sich und nie bei sich, und Muße wird zur unerträglichen Langeweile.

Ich bin ehrlich und gebe zu, die erste Denkweise liegt mir oft näher, weil sie die übliche ist, aber ich weiß auch, dass sie in die Irre führen kann. In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute und vor allen Dingen eine sinnvolle Urlaubszeit.                                                                          Ihr Pfarrer Zillmann



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   Predigt - Vom Wirken des Heiligen Geistes (Apg 2)  09.06.14 Luttenberger
 
Liebe Pfingstgemeinde,  Pfingsten ist da, Gäste aus dem Volk Gottes sind da, gastgebende Christenmenschen aus der Kirchengemeinde Am Seggeluchbecken sind da, Ökumene findet statt, lecker Kuchen und Kaffee ist da – und der Heilige Geist, ist der auch hier?

Fragen wir doch einfach einmal in unserem Predigttext nach, wie das damals war, in der Zeit, von der bezeugt wird, dass der Heilige Geist gewirkt hat. - Verlesung Predigttext, s. PTS –

22
Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus den Nazoräer, einen Mann,  ausgewiesen von Gott unter euch durch Taten und Wunder und Zeichen, die getan hat durch ihn Gott in der Mitte von euch,  - gleichwie ihr selbst es wisst –
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diesen (Mann), der durch Ratschluss und Vorsehung Gottes dahingegeben war, habt ihr durch die Hand Gesetzloser indem ihr ihn ans Kreuz schlagen ließet, umgebracht.
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Zuverlässig nun wisse das ganze Haus Israel, dass ihn sowohl zum Herrn, als auch zum Christus gemacht hat Gott,
diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.
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Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Was sollen wir tun, Männer-Brüder?
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Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, (sagte er), und es lasse sich taufen ein jeder von euch auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
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Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die fern sind, so viele herzurufen wird der Herr, unser Gott.
42
Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brechen des Brotes und in den Gebeten.

Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, stellen wir fest, dass der Apostel Petrus eine lange, eine sehr lange Predigt hielt. Keine Sorge, liebe Gemeinde, einen ganz so langen Predigtatem wie der Apostel Petrus habe ich auch heute nicht, wenn ich über seine Predigt predige.

Aber nicht die Länge der Predigt des Apostels Petrus wird zur entscheidenden Größe für das Wirken des Heiligen Geistes, sondern der Fakt, den wir in Vers 37 lesen: „Als sie aber das hörten, ging´s ihnen durchs Herz“, und daraus folgt dann die Frage an Petrus danach, was sie denn tun sollen.

Was in unseren Übersetzungen domestiziert übersetzt wird mit „durchgehen“ oder „hindurchdringen“ heißt wörtlich „durchstochen werden“, „durchbohrt werden“, oder auch „zerstechen“ und heißt übertragen dann soviel wie „lebhafte Schmerzempfindung“ bei Gefühlen, oder „peinigen, tief betrüben“.

Wir kennen diesen Ausdruck in unserem Sprachgebrauch ebenfalls, im wörtlichen Sinne, aber auch im übertragenen Sinne, wenn es die innerste Gefühls- und Glaubensebene betrifft. So sagen wir: „Es gibt mir einen Stich ins Herz“ und meinen genau das, was die Menschen in unserem Predigttext erfahren.

Was nun gibt den Menschen damals angesichts der Predigt des Apostels Petrus diesen bewussten, diesen heilsamen „Stich ins Herz“? Die Antwort ist verblüffend einfach: Es ist „das zur Anrede gebrachte Wort Gottes“, das wir auch heute noch „Predigt“ nennen.
 
Die Inhalation und Ventilation des Wortes Gottes, also sein Ein- und Ausatmen, sein Annehmen und Weitergeben, sein Zugesprochenbekommen und sein Zusprechen sind der Garant für das Wirken des Heiligen Geistes. Denn Gott selbst gewandet sich, verbirgt sich in seinem lebendigen Wort, das von lebhaften Menschen lebenden Menschen zugesprochen werden soll, damals wie heute.

Der Auftrag für die Verkündigung des Wortes Gottes, also das Ausatmen, gilt allen Menschen, nicht nur den bezahlten Verkündigern. Und ebenso gilt der Auftrag für die Aufnahme des verkündigten Wortes auch uns bezahlten Verkündigern, nicht nur der Gemeinde. Denn wir können nur das an Verkündigung quasi „ausatmen“, was wir selber unter der Verkündigung des Wortes „eingeatmet“ haben.

Brauchen wir also eine spezielle Verkündigung für Verkündiger? Ich lasse das einmal dahingestellt.

Ich will die Sache mit dem Heiligen Geist einmal im Bilde des menschlichen Körpers verdeutlichen: Der Mensch muss einatmen und er muss ausatmen – das Bild vom Atem, vom Odem liegt auch in der Bibel sehr nahe beim Geist Gottes.   Und die Luft, die wir jede Minute für den Erhalt unseres Lebens benötigen, ist das Wort Gottes, der aktive Umgang mit ihm, das Ein- und Ausatmen, das Hören des gepredigten Wortes Gottes und sein Verkündigen, seine Weitergabe durch uns. Also Einatmen – Ausatmen.  Tun Sie das doch bitte einmal.

So wie der lebensnotwendige Sauerstoff in der Luft enthalten ist, so ist auch der Heilige Geist im Wort Gottes quasi „enthalten“. Und so wie uns die Luft und der in ihr enthaltene Sauerstoff nichts nützen, wenn wir sie nicht einatmen, so nützt uns auch das Wort Gottes und der in ihm enthaltene Heilige Geist nichts, wenn wir das Wort Gottes nicht einatmen und ausatmen, also in der Predigt hören und in der eigenen Verkündigung weitersagen.

Für uns regelmäßigen Verkündiger ergibt das die Frage: Wo „atme ich ein“, wo tanke ich auf, der ich stets uns ständig verkündigen, also „ausatmen“ muss. Und für jedes Gemeindeglied, das regelmäßig die Verkündigung für sich nutznießt, also „einatmet“, ergibt sich die Frage, wo „atme ich aus“, wo kommuniziere ich das Wort Gottes, in der Gemeinde oder im Alltag, denn niemand kann ununterbrochen einatmen oder länger als 5 Minuten die Luft anhalten.

Und wie beim Bilde des physischen Menschen, ist es nun auch beim geistlichen Menschen: Sowohl die vom geistlichen Menschen gehörte Predigt, das verkündigte Wort Gottes, als auch das vom geistlichen Menschen aus an andere Menschen kommunizierte Wort Gottes müssen dem geistlichen Menschen „durch´s Herz gehen“. Was mir also vom Worte Gottes her von der Predigt durchs Herz gegangen ist, kann in der Weitergabe des Wortes Gottes auch aus dem tiefsten Grunde meines Herzen kommen.

Um nun nicht anderen zu predigen und selbst verwerflich zu werden, ist es wieder wie beim Menschen:
Wie das arterielle, sauerstoffreichreiche Blut an die Stellen gelangt, wo es den Gliedern des Körpers die erforderlichen Aktionen erlaubt und dann als venöses, sauerstoffarmes Blut wieder zum Herzen zurückkehrt, so sollen, können und dürfen wir das verkündigte Wort, das uns wie den Menschen damals einen Stich ins Herz gibt, durch die Kraft des in ihm quasi mitschwingenden Heiligen Geistes mittels unseres Leibes zur Tat des Heiligen Geistes werden lassen.

Eine geistvolle, eine geistliche Weitergabe des Wortes Gottes, im Bilde gesprochen ein „Ausatmen“, ist also insbesondere dann möglich, wenn das verkündigte Wort Gottes durch die zuvor vom Geist gewirkte Tat im Verkündiger oder in der Verkündigerin gedeckt ist. 

Petrus ist uns ein gutes Beispiel dafür. Nichts wird beschönigt aber das Notwendige bereinigt und Gottes Kraft, der Heilige Geist, ist in der Verkündigung des schwachen Apostels mächtig und kräftig.  Petrus ist ein geradezu ein Paradebeispiel für den geistlichen Menschen: Er atmet die Verkündigung Jesu für sich ein, lässt die Verkündigung sich, z. B. bei seiner Verleugnung Jesu, schmerzhaft durchs Herz gehen – er weinte ja bitterlich -, gibt dem Wirken des Heiligen Geistes in seinem eigenen Herzen und Handeln Raum und atmet dann aber auch wieder aus, was durch das Handeln des Heiligen Geistes in seinem Leben abgedeckt ist. Und „abgedeckt“ heißt hier auch: Was durch Gott vergeben ist.

Einatmen – Umsetzen – Ausatmen, so könnte die kürzeste Formel für Erläuterung dessen heißen, was Pfingsten in dem Leben jedes einzelnen und jeder einzelnen von uns heißt und das nicht nur zu Pfingsten, sondern jede Minute unseres Lebens heißt, so wie es sich auch mit dem Stoffwechsel Sauerstoff und Kohlendioxyd sich verhält. Die „Gabe des Heiligen Geistes“ wird uns gegeben wie der Sauerstoff: Wie uns der Sauerstoff gegeben wird als Bindung an die Atmung, das Einatmen und das Ausatmen, so wird uns der Heilige Geist gegeben in der Bindung an die Verkündigung – für uns und von uns.

Was nun für uns als einzelne Menschen gilt, gilt auch für uns als Gemeinde: Wir sind genau so viel lebendig oder tot, wie wir als Gemeinde die Verkündigung des Wortes Gottes für uns selber aufnehmen und an andere, nach außen, also nicht nur an uns selbst, abgeben.

Weil wir uns mit unser Ausatemluft nicht selber „beatmen“ können und sollen, soll unsere Verkündigung auch nicht nur unseren Kindern, sondern „allen, die fern sind“, wie unser Predigttext sagt, gewidmet sein, soll das Wort Gottes mit geistgewirkter Kreativität und Phantasie auch die Fernstehenden erreichen.

Und dieses ist dann auch ein Korrektiv für unsere ganze Kirche. Eine Kirche, ich wiederhole mich, ist genau so viel lebendig oder tot, wie wir als Kirche die Verkündigung des Wortes Gottes für uns selber aufnehmen und an andere, nach außen, also nicht nur an uns selbst, ab- und weitergeben.

Und – mit Verlaub – das gilt auch für die Ökumene. Eine Ökumene ist genau so viel lebendig oder tot, wie wir als Ökumene die Verkündigung des Wortes Gottes für uns selber aufnehmen und glaubwürdig an andere, nach außen, also nicht nur an uns selbst, ab- und weitergeben.

Ich denke, dass uns das heute allein schon durch das Zustandekommen dieses ökumenischen Gottesdienstes, aber auch durch unsere frohe Verkündigungs- und anschließende Mahlgemeinschaft gelingt, die zweifelsohne in unseren Alltag ausstrahlen wird.

Liebe ökumenische Gemeinde, der Heilige Geist ist hier, er ist mitten unter uns. Er ist bei jedem und jeder Einzelnen von uns. Denken sie daran und freuen Sie sich darüber, heute und in Zukunft, immer, wenn sie sich die kurze Zeit nehmen, tief ein- und auszuatmen. Und ich denke und hoffe und glaube, dass der Heilige Geist uns alle, über den Weg des Ein- und Ausatmens der Verkündigung, jede und jeden Einzelnen von uns als Person und als Gemeinde, wie bisher, so auch weiterhin, tröst, lenkt, leitet, hilft und stärkt.      Amen


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   Predigt - Vom Gleichheitswahn (Gal 3.28, 1 Kor 12,13ff)  06.04.14 Pfr. Zillmann
 

Liebe Gemeinde, der Apostel Paulus schreibt in einem Brief an die Leute in Galatien, an die Christen in Galatien:

"Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus." (Gal 3,28)

Diese Worte des Apostel Paulus werden häufig verwendet, um zum heutigen Gleichheitswahn das passende biblische Geräusch zu machen. Das geht dann nach dem Motto: Alle Menschen sind gleich - das steht schon so in der Bibel.

In der Kirche ist das sehr beliebt. Man engagiert sich ja in vielen sozialen Bereichen, macht auf Multikulti, alle sollen nett und freundlich sein, wir lieben uns ja alle, ja man rennt dem Zeitgeist hinterher, wo es nur geht. Dann sind auch plötzlich alle gleich und die Menschen verstehen sich wunderbar.

Da ärgert es mich immer besonders, wenn Soziologen, Politologen, Pädagogen, Journalisten und Politiker ihre Statement, also ihre Meinungen und Forschungsergebnisse präsentieren und die Bibel, oder die Theologie überhaupt nicht mehr gefragt ist  -  dann aber alles so hingebogen wird, das es heiß: Alle Menschen sind gleich - das steht schon so in der Bibel.

Der Apostel Paulus meint aber etwas völlig anderes. Er will die natürliche Ungleichheit nicht aufheben. Sondern wer an Gott, wer an Christus glaubt, für den gibt es wichtigere Dinge in der Welt, als bei den Menschen die Unterschiede zu erklären. Mann und Frau, arm und reich, frei und unfrei, schön und häßlich - das ist alles zweitrangig, denn die Gesetze und Eigenarten der Menschen bestimmen nicht das Leben in Christus.

In Christus leben, meint der Apostel, ist wie in einem neuen Gewand eingehüllt sein. "Ihr alle, die ihr getauft seid, habt Christus als Gewand angezogen." Und nichts kann über mich Macht ausüben. Durch die Taufe bin ich frei geworden. Ein freier Mensch. Und aus diesem Grund, aus diesem neuen Sein heraus, werde ich auch die Freiheit der anderen anerkennen und werde auch die Freiheit und Lebensentfaltung anderer Menschen achten.

Liebe Gemeinde, nur vor Gott sind alle gleich - aber nicht vor den Menschen. Wir Menschen sind unterschiedlich, im Aussehen, im Charakter, in der Intelligenz, im Geschlecht und in der Rasse und in der kulturellen Herkunft.
Und bei dieser Verschiedenartigkeit der vielen Menschen, da gelten die alten ethischen Spielregeln:
Gleiches wird gleich behandelt und Ungleiches muß ungleich behandelt werden. Wird aber Ungleiches gleich behandelt, dann entsteht Ungerechtigkeit.

Diesen Satz haben die alten Griechen formuliert, er ist von Aristoteles überliefert und er wird wohl immer seine Gültigkeit haben.

Der Apostel Paulus greift diesen Satz  nun auf und ergänzt ihn. Jeder Mensch ist anders, aber jeder Mensch ist trotzdem wichtig und wird gebraucht.  Im 1 Korintherbrief schreibt er dazu, und er schreibt die Sache eigentlich so verständlich, daß ich sie einfach vorlesen kann.
1Kor 12,13 ff
12 So wie unser Leib aus vielen Gliedern besteht und diese Glieder einen Leib bilden, so besteht auch die Gemeinde Christi aus vielen Gliedern und ist doch ein einziger Leib.
13 Wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zu dem einen Leib Christi, ganz gleich, ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; alle sind wir mit demselben Geist erfüllt.

14 Nun besteht ein Körper aus vielen einzelnen Gliedern, nicht nur aus einem einzigen.
15 Selbst wenn der Fuß behaupten würde: "Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich keine Hand bin!", er bliebe trotzdem ein Teil des Körpers.
16 Und wenn das Ohr erklären würde: "Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!", es gehörte dennoch dazu.
17 Angenommen, der ganze Körper bestünde nur aus Augen, wie könnten wir dann hören? Oder der ganze Leib bestünde nur aus Ohren, wie könnten wir dann riechen?
18 Deshalb hat Gott jedem einzelnen Glied des Körpers seine besondere Aufgabe gegeben, so wie er es wollte.
19 Was für ein sonderbarer Leib wäre das, der nur einen Körperteil hätte!
20 Aber so ist es ja auch nicht, sondern viele einzelne Glieder bilden gemeinsam den einen Leib.
21 Darum kann das Auge nicht zur Hand sagen: "Ich brauche dich nicht!" Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: "Ihr seid überflüssig!"
22 Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwach und unbedeutend erscheinen, besonders wichtig.
23 Wenn uns an unserem Körper etwas nicht gefällt, dann geben wir uns die größte Mühe, es schöner zu machen; und was uns anstößig erscheint, das kleiden wir besonders sorgfältig.
24 Denn was nicht anstößig ist, muss auch nicht besonders bekleidet werden. Gott aber hat unseren Leib so zusammengefügt, dass die unwichtig erscheinenden Glieder in Wirklichkeit besonders wichtig sind.
25 Unser Leib soll eine Einheit sein, in der jedes einzelne Körperteil für das andere da ist.
26 Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen.
27 Ihr alle seid der eine Leib Christi, und jeder Einzelne von euch gehört als ein Teil dazu.

Liebe Gemeinde, ich denke da wird doch deutlich, daß der Apostel kein großer Gleichmacher ist, sondern eher im Gegenteil - er betont die Unterschiede der Menschen, er hebt diese Unterschiede geradezu hervor, um daraus eben das Positive zu gewinnen.

Das wir das heutzutage gerne genau anders herum machen, wird in der Übertreibung deutlich. Schauen sie sich mal den Predigtzettel an. Die Zeichnung ist zwar bekannt, aber  sie ist immer wieder schön.
              Alle sind gleich
 "Damit es gerecht zugeht, erhalten sie alle die gleiche Prüfungsaufgabe: Klettern sie auf diesen Baum!"

Da ist der Zeitgeist zum Unfug geworden. Aber so deutlich erscheint dieser Unfug nicht immer. Dann würde auf die Gleichmacherei ja keiner drauf reinfallen. Daß ein Affe schneller auf einen Baum klettert, als ein Fisch, das ist klar. Das weiß jeder. Jetzt kommen aber einige auf die Idee und sagen, so gerecht ist das ja garnicht, da muß man Abhilfe schaffen: "Wir geben dem Fisch einfach einen kleinen Vorsprung, so als ausgleichende Gerechtigkeit."

Und andere treiben es auf die Spitze der Blödheit und sagen, die Prüfungsaufgabe ist erst dann bestanden, wenn alle auf dem Baum sind, egal wie lange es dauert. Nicht der Schnellste und Beste bestimmt das Spielende, sondern wir richten uns nach dem Schwächsten und nach dem Letzten. Die anderen sollen gefälligst warten. Von der Chanchengleichheit beim Start kommt man dann schnell zur Gleichmacherei im Ziel. Und das ist nicht nur Blödsinnig, sondern auch gefährlich.

Auch für diesen Unsinn finden sich dann genügend Bibelstellen, die wieder verdreht werden und als Alibi, als traditionelles Alibi benutzt werden. Es war ja schon immer so, es steht ja schon in der Bibel. Aber in der Bibel steht genau das Gegenteil. (siehe hier Mt 20,1-16)

Ein Satz beim Apostel Paulus ist wichtig und der Stein des Anstosses, in dem er sagt: "GOTT hat jedem einzelnen Glied des Körpers seine besondere Aufgabe gegeben, so wie er es wollte."

Jetzt muß man aber aufpassen: Gott hat die Menschen unterschiedlich gemacht! ----   Ja - aber woher kommen die Unterschiede, wenn ich nicht an einen Gott glauben kann ? Oder wenn der Mensch meint, selber Gott spielen zu wollen?
Dann nämlich, liebe Gemeinde, dann könnten wir ja alle Unterschiede aufheben. Dann machen wir uns die Welt, so wie sie uns gefällt ! Und genau das ist die neue Hybris, die neue Sünde im Zeitgeist - "...wir machen uns die Welt, so wie sie uns gefällt, weil es ja keinen Gott gibt !"

--- Also aus den Erfahrungen der Menschheit kann man sagen, daß das immer in Katastrophen geendet ist.
Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß die Welt besser würde, wenn es nur noch arme, nur noch faule und häßliche Menschen geben würde, weil jeder auf den anderen Rücksicht nehmen muß. Wenn es nur noch weibliche Führungskräfte gäbe z. B. und wenn am besten alle Menschen schwul und lesbisch wären.

Die ganzen Quotenregelungen, Gleichstellungsgesetze und Inklusionen, die Geschlechterverdrehungen, der Haß auf die Familie,  die ganze ideologische Verdummung in dieser Gleichmacherei, die wird zu einer neuen Religion und der oberste Glaubenssatz lautet: "Wir Menschen machen alle Menschen gleich, wir sind besser als Gott."

Liebe Gemeinde, um das abschließend zu sagen, als ich noch zur Schule ging, da hatten wir so einen schönen und einfachen Satz: "Doof bleibt doof, da helfen kene Pillen."

Den darf man heute wohl gar nicht mehr sagen und deshalb liebe ich diesen Satz. Er stellt kurz und knapp alles auf den Kopf, was die Priester dieser neuen Religion, diese Soziologen, Pädagogen, Journalisten und Politiker, er stellt alles auf den Kopf, was sie uns versuchen weis zu machen.
"Doof bleibt doof, da helfen kene Pillen."

Liebe Gemeinde, lassen sie sich nicht entmutigen. Dem Gleichheitswahn in unserer Zeit setzt die Bibel nun den Glauben, die Hoffnung und die Liebe entgegen. In diesem Geist -  und nur in diesem Geist - sind wir ein Leib in Christus, sind wir ein Körper.

Und ein Körper besteht nicht nur aus einem einzigen Teil, sondern aus vielen Teilen und die sind sehr unterschiedlich und werden auch immer so unterschiedlich bleiben.  Und da haben alle Platz, sind alle geliebt - auch die Doofen, die Armen und die Häßlichen. und das von Ewigkeit zu Ewigkeit       AMEN 

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