Hauptseite.Archiv                      PageAutor: Pfarrer Zillmann    (20.10.2013)

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 Predigten und Andachten  2013

Inhalt

Predigt  - Die Letzten werden die Ersten sein (Mt 20,1-16 ) 20.10.13 Pfr. Zillmann
Predigt - Von der Freiheit eines Christen (Micha 2,11; Joh 9,41) 28.07.13  Pfr. Zillmann
Predigt - Lied von der Schöpfung (1 Mose 1,1-4a, 26-31; 2,1-4a) 21.04.13 Pn. Orland


weitere Predigten im Archiv
(Hinweis: Die Predigten sind teilweise geschrieben wie vorgetragen. Es gilt das gesprochene Wort)

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   Predigt  Mt 20,1-16 (Die Letzten werden die Ersten sein) 20.10.13 Pfr. Zillmann
 

Liebe Gemeinde, letztens war ich unterwegs einkaufen und musste in eine fremde Sparkasse, um Geld abzuheben. Jede Bank, jede Sparkasse hat ja so ihre eigenen Regeln. Im Prinzip ist alles gleich, aber die kleinen örtlichen Unterschiede bemerkt man manchmal nicht.

Als ich rein kam, sah ich auch gleich die Geldautomaten. -  ...  Den kleinen weißen Strich, der schon fast abgetreten und etwas verwinkelt seitlich lag und dahinter die Leute, die warteten, die sah ich nicht.

Als nun ein Automat frei wurde, ging ich schnurstracks darauf zu, um Geld abzuheben. Was jetzt passierte, können sie sich vorstellen: "Na, da kann ja jeder kommen!" hörte ich hinter mir die erbosten Stimmen, "Wo kommen wir denn da hin?" "Was ist denn jetzt los?", "aber bitte schön der Reihe nach! Der letzte kann doch nicht der erste sein." "Hey, hinten anstellen."

Ich erinnere mich an Situationen in meinem Leben, wo ich ähnliche Menschen erlebt habe: beim Einkaufen an der Wurst- und Käsetheke, in den Warteschlagen bei der Post, auf Parkplätzen, mitten im Straßenverkehr, in unserer Gemeinde...

Diese Zurechtweiser begegnen uns allerorts. Und wenn ich mal hinten in der Schlange stehe, und jemand drängelt sich vor, dann geht es mir ähnlich: "Hey, hinten anstellen", heißt es da, "wir warten schließlich auch schon seit Stunden hier". Oder "Hier dürfen Sie nicht parken, oder haben Sie einen rechtmäßigen Ausweis?" Oder: "Das geht aber nicht, dass Sie sich auf diesen Platz setzen. Da sitze nämlich immer ich."

Es gibt also scheinbar unausgesprochene Regeln, an die sich Menschen im Umgang miteinander zu halten haben. Gesetze, mit deren Hilfe wir uns sicher unter Menschen bewegen können, ohne anzustoßen. Stoßen wir sie aber an oder stoßen wir sie um, diese Regeln, fühlen sich andere Menschen ungerecht behandelt, fühlen sich übersehen und missachtet. Sie meinen ihre Leistung wird nicht richtig geschätzt. Dann wird gemurrt, und geknurrt, gedroht und gemeckert - mal direkt, mal hinterrücks.

Diese Eigenschaft von uns Menschen hat Jesus genutzt, um seinen Freunden und uns eine durchaus anstoßende Geschichte, ein Gleichnis zu erzählen, in dem Gott selbst der Regel- und Gesetzesbrecher ist.

Es ist die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg

Jesus sagt: (Mt 20,1-17)
1 »Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es sein wie bei dem Weinbergbesitzer, der früh am Morgen auf den Marktplatz ging, um Leute zu finden und für die Arbeit in seinem Weinberg anzustellen.
2 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Silberstück*, dann schickte er sie in den Weinberg.
3 Um neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch ein paar Männer arbeitslos herumstehen.
4 Er sagte auch zu ihnen: 'Ihr könnt in meinem Weinberg arbeiten, ich will euch angemessen bezahlen.'
5 Und sie gingen hin.
Genauso machte er es mittags und gegen drei Uhr.
6 Selbst als er um fünf Uhr das letzte Mal zum Marktplatz ging, fand er noch einige herumstehen und sagte zu ihnen: 'Warum tut ihr den ganzen Tag nichts?'
7 Sie antworteten: 'Weil uns niemand eingestellt hat.'
Da sagte er: 'Geht auch ihr noch hin und arbeitet in meinem Weinberg!'
8 Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen und zahl allen ihren Lohn! Fang bei denen an, die zuletzt gekommen sind, und höre bei den ersten auf.'
9 Die Männer, die erst nachmittags um fünf Uhr angefangen hatten, traten vor, und jeder bekam ein Silberstück.
10 Als nun die an der Reihe waren, die ganz früh angefangen hatten, dachten sie, sie würden entsprechend besser bezahlt, aber auch sie bekamen jeder ein Silberstück.
11 Da murrten sie über den Weinbergbesitzer
12 und sagten: 'Diese da, die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde lang gearbeitet, und du behandelst sie genauso wie uns? Dabei haben wir den ganzen Tag über in der Hitze geschuftet!'
13 Da sagte der Weinbergbesitzer zu einem von ihnen: 'Mein Lieber, ich tue dir kein Unrecht. Hatten wir uns nicht auf ein Silberstück geeinigt?
14 Das hast du bekommen, und nun geh! Ich will nun einmal dem letzten hier genauso viel geben wie dir!
15 Ist es nicht meine Sache, was ich mit meinem Eigentum mache? Oder bist du neidisch, weil ich großzügig bin?'«
16 Jesus schloß: »So werden die Letzten die Ersten sein, und die Ersten die Letzten.«
Liebe Gemeinde, diese Geschichte kann uns gewaltig gegen den Strich gehen. Viel erklären muß man da nicht. Da gibt es den Markt für Arbeitskräfte, da geht es ums Geld, da geht es um Leistung und Gerechtigkeit, um Anerkennung und Lohn. Und das alles wird auf den Kopf gestellt. Die Letzten werden die Ersten sein.

Im normalen Leben unserer Marktwirtschaft, im normalen Leben unserer Leistungsgesellschaft gelten andere Sprüche: "Den letzten beißen die Hunde." würden wir sagen, oder "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." "Kein Preis, ohne Fleiß" und so weiter und so fort.

Und selbst im Freizeitbereich träumen wir davon, einmal an der Spitze zu stehen, uns durchzuboxen, die anderen Kandidaten hinter uns zu lassen. Millionen schauen begierig zu, wenn Deutschland den Superstar sucht. Millionen schauen zu, wenn  der Beste aus dem Dschungelcamp als Sieger hervor geht.

"Die Letzten werden die ersten sein?" Was soll dieser Spruch? Paßt er in unsere moderne Zeit?

Nun er hat schon damals nicht in die Zeit gepasst. Die Leute haben sich über solche Geschichten auch aufgeregt, denn die Spielregeln der Menschen haben sich  nur wenig verändert. Das muß gesagt werden. Und etwas anderes muß gesagt werden. Wenn dieser Spruch irgendwie eine christliche Lebensregel sein soll, dann dürfen wir ihn nicht ins Extreme überziehen. Dann heißt das zum einen nicht, daß ich mich in der Sparkasse nun plötzlich  nicht mehr anzustellen brauche und zum anderen auch nicht, das ist das andere Extrem, daß irgendwann und irgendwo im Himmel alles anders wird.

Nein, - die Geschichte, die Jesus erzählt, hebt die Spielregeln unsere Gesellschaft nicht auf, sondern sie sagt, dass es Zeiten und Bereiche in unserer menschlichen Existenz gibt, im hier und jetzt wo wir leben, wo diese Spielregeln eben nicht mehr gelten. Das wissen wir alle, aber das wollen wir oft nicht hören, oder verdrängen diese Erfahrung.

Drei Beispiele möchte ich ihnen nennen. Am Anfang und am Ende unseres Lebens haben wir nichts in unserer Hand. Da zählt keine Leistung, kein Verdienst und keine Gerechtigkeit.

Wer kann etwas für seine Herkunft, Das Land oder den Zeitpunkt seiner Geburt, Eltern, Geschwister, die haben wir uns nicht ausgesucht und nicht verdient. Und selbst für die Menschen, die das eigene Leben geprägt haben, stehen wir meistens nicht in der Verantwortung. Vieles ist einfach Zufall.

Wer kann etwas für seine Begabungen, für seinen Charakter, Stärken, Erfolge? Wer kann etwas für sein Aussehen, große Nase,  kleine Nase?

Wer kann etwas für seine körperliche Verfassung. Wann kommt der Herzinfarkt, wann kommt der Krebs, mit 20 Jahren, mit 40 Jahren oder mit 90 Jahren? Gesundheit ist letztendlich nicht käuflich und ewiges Leben schon gar nicht.

Bei all diesen wichtigen Dingen, die uns jedes Mal beschäftigen, wenn wir in den Spiegel gucken, wissen wir: "Du hast dir gar nichts verdient"

Und unser Leistungsdenken gilt auch nicht in anderen wichtigen Bereichen. Die Liebe sei hier genannt. Die Liebe der Mutter z.B.. Sie rechnet dem Kind nicht vor, daß es zum falschen Zeitpunkt in die Windeln gemacht hat: "Nun sieh mal zu, wie du da wieder raus kommst. Ich habe dich doch eben sauber gemacht. Dich mach ich nie wieder sauber." Die Liebe schaut zuerst auf die Bedürftigkeit und sieht zuletzt auf das Ergebnis der Taten.

Und die Liebe macht blind, bei jungen Menschen, bei Älteren. Sie rechnet nicht die Leistungen des anderen auf. Sie kalkuliert nicht Nutzen und Gewinn einer Beziehung. Wenn man richtig verknallt ist, ist alles andere egal.

Und unsere Hoffnungen, die wir so im Leben haben, die werden auch nicht nach Leistung berechnet. Wie arm ist derjenige dran, der keine Hoffnung mehr hat, der an nichts mehr glauben kann. Selbst wenn man in Geld und Anerkennung schwimmt; ganz oben steht im Ansehen der Menschen. Die Depressionen kommen ganz plötzlich. Alles hat keinen Sinn mehr. Wo komme ich her wo gehe ich hin? Ich weiß es nicht. Ich bin verloren. Alle meine Verdienste zählen nun nicht mehr.

Liebe Gemeinde, diese drei Beispiele sollen genügen. Es gibt wichtigeres im Leben, als Leistung und Anerkennung, es gibt wichtigeres als die Spielregeln unserer Gesellschaft. Jesus erinnert uns daran.

Die Geschichte, die er erzählt, hebt die Spielregeln unsere Gesellschaft nicht auf, sondern sie sagt, dass es Zeiten und Bereiche in unserer menschlichen Existenz gibt, im hier und jetzt wo wir leben, wo diese Spielregeln eben nicht mehr gelten.

Somit ist dieses Geschichte gleichzeitig eine Warnung und ein Trost.

Und das sei abschließend gesagt.
Sie ist eine Warnung für mich, wenn ich es geschafft habe im Leben, wenn ich Anerkennung und Ehre bekomme, wenn ich Gesund und munter, mich selbst verwirklicht habe, wenn es mir gut geht. Sie ist eine Warnung für mich in dem sie sagt: Die Ersten werden die Letzten sein. Sie nimmt mir die Vermessenheit, mich über andere Menschen zu erheben.

Und diese Geschichte ist ein Trost für mich, wenn es mir schlecht geht, wenn ich wieder mal zu spät und an der falschen Stelle angekommen bin, wenn ich auf verlorenen Posten stehe, zu den Loosern der Gesellschaft gehöre, das Geld nicht vorne und hinten reicht, der Befund des Arztes auf Krebs hinausläuft - Sie ist ein Trost für mich, in dem sie sagt: Die Letzten werden die Ersten sein. Sie nimmt mir die Verzweiflung, mich geringer zu schätzen als andere, denn ich bin nicht vom Pech verfolgt.

Und so sagt Gott zu mir: Mensch, die Maßstäbe deiner kleinen Welt - die zählen nicht mehr. Es gibt Wichtigeres. Sie sind nun aufgehoben, diese Maßstäbe, und das von Ewigkeit zu Ewigkeit.
AMEN


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  Predigt - Von der Freiheit eines Christen (Micha 2,11; Joh 9,41) 28.07.13  Pfr. Zillmann

"Soll ich etwa den Mantel nach dem Wind hängen, soll ich lügen, dass sich die Balken biegen?"
Prophet Micha 2,11 (Auszug)

KlimaPfarrer... vor politischen Wahlen wird ein biblisches Wort aus dem Alten Testament gerne zitiert, das da lautet: "Sie lügen, dass sich die Balken biegen." Mehr als die Hälfte unserer Gemeindemitglieder zieht daraus die Konsequenz, nicht mehr zur Wahl zu gehen. Und die anderen fragen sich, was man wählen soll, wenn man Worten nicht trauen kann.

Aus meinen langjährigen Forschungsarbeiten zur Geschichte unserer Kirche, kann ich da einen guten Tipp geben.

Es hat sich gezeigt, dass sich Themen, die gesellschaftspolitische Bedeutung haben, schlussendlich und immer zu allerletzt in der Kirche durchgesetzt haben. Wenn also Konvente, Synoden und Kirchenleitungen eine bestimmte Sache diskutieren und als wichtig erachten, dann ist diese Angelegenheit und Meinung bereits ein alter Hut und wird in den nächsten Jahren keine oder eine negative Bedeutung haben.

In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts z.B. waren die Deutschen Christen mächtig im Aufwind. Unsere Kirche pflegte einen braunen Sozialismus vom Feinsten. Wer als Ältester im GKR etwas gelten wollte, musste arisch und ein Nazi sein. Wenige Jahre später war das Dritte Reich kein Himmelreich mehr und man wandte sich beschämt anderen Themen zu.

Von den 68zigern bis zu den siebziger Jahren war der rote Sozialismus ein beliebter und moderner Standpunkt in Ost und West. Die proletarische Weltrevolution wurde als paradiesisches Ziel erkannt und viele waren in der Kirche fortschrittlich und beteten jeden kommunistischen Quatsch nach. Als dann der real existierende Sozialismus wie ein Wolkenkuckucksheim zusammenbrach, wandte man sich wieder beschämt anderen Themen zu.

Um die Jahrtausendwende kam der grüne Sozialismus in die Diskutierstuben mancher frommer Kirchenlenker an. Klimakatastrophe, Multikulti, Kampf gegen Rechts und Menschenfeindlichkeit finden sich in Gesetzen und Beschlüssen wieder. Was die Braunen und die Roten nicht geschafft haben, soll nun gelingen. Die Demagogie der political correctness und der demokratische Zentralismus vernichten jetzt die letzten Reste einer ehemals protestantischen Kirche.

Das heißt aber nun aus meiner Erfahrung: Sind diese Themen heute auf der kirchlichen Tagesordnung angekommen, dann sind sie nicht mehr aktuell und zukunftsweisend. Ob der Sozialismus braun, rot oder grün daherkommt, ist vielleicht schon alter Kaffee. Wer weiß?

Für eine Wahlempfehlung, die nach vorne schaut, stehen jetzt also andere politische Ziele an. Aus der Konsequenz des Eingangs behaupteten heißt das: Liberale und nationale Werte kann ich empfehlen und den technischen Fortschritt des Kapitalismus sollten wir sowieso unterstützen, denn diese Werte  sind absolute Tabuthemen in unserer Kirche.

Eine Sachbegründung kann ich mir sparen, die Erfahrung ist ein guter Lehrmeister. Das Brechen von Tabus weist immer in die Zukunft. Es ist eben das Gute an der Kirche, dass sie Ketzer hervorbringt. ...

Und wesentliches können wir auch schmunzelnd dem lieben Gott überlassen:

Zwei Pfarrer treffen sich und beklagen die vielen Sterbefälle in der letzten Zeit.
Sagt der eine: "Es war viel zu tun. Ich hatte zwei Sargbestattungen, drei Urnen und eine Kompostierung." - "Was?" fragte der andere verdutzt. "Eine Kompostierung?!" -
"Na Ja" war die Antwort, "die Grünen müssen auch mal sterben." 
                                                 



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  Predigt - Lied von der Schöpfung (1 Mose 1,1-4a, 26-31; 2,1-4a) 21.04.13 Pn. Orland

Predigt Jubilate, 21.4.2013, Am Seggeluchbecken, Reihe V, Genesis 1, 1-4a.26-31; 2, 1-4a

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Es ist Frühling! Noch vor Kurzem lag hier auf unserer kleinen Wiese dicker Schnee und ich überlegte wirklich: wie wollen wir hier mit den Konfirmanden die Zelte aufbauen? Wir wollen doch wieder üben, bevor wir ins Landesjugendcamp fahren – wie jedes Jahr.

Ostern im Schnee? Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber es kam doch so! Eine Freundin war ganz pfiffig und hat ihre Porzellanosterhasen im Garten in den Schnee gestellt, einige bunte Eier dazu gelegt und „Klick“, fertig war das Ostermotiv! Damit hat sie ihre Postkarten verziert.

Ein Jahr ohne Frühling? Nicht vorstellbar! Und doch: in diesem Jahr sind einige unruhig geworden. Der Klimawandel – ist er schon so nah? Gott sei Dank – es ist nun doch wieder Frühling geworden. So wie jedes Jahr.
Gott sei Dank – das haben viele gedacht, die sonst eigentlich nicht Gott für das Wetter verantwortlich machen.

Gott sei Dank! Das ist geradezu die Überschrift über unseren heutigen Predigttext.
Wir hören die ersten Worte der Bibel:
1. Mose 1, 1-4a.26-31; 2, 1-4a
Die Schöpfung
11 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
4 Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis
5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
21 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.
2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

Liebe Gemeinde!
Jubilate heißt unser heutiger Sonntag! Endlich Frühling! Endlich einmal jubeln! Und das alles unter der Überschrift: Gott sei Dank!

Hier haben wir die Ouvertüre zur gesamten Bibel. Es geht um die von Gott geschaffene Wirklichkeit.  Das erste Wort, dass in die Welt kommt heißt: Es werde Licht! Es ist an niemanden gerichtet! Für wen macht Gott das alles? Ja, warum schafft er eine Erde mit Tag und Nacht, mit Wasser und Land, mit den Fischen und Vögeln und allem grünen Kraut? Hören wir noch einmal diese ersten Worte der Bibel – diesmal im Original-auf Hebräisch.
Ich denke, ein Wort davon muss nicht übersetzt werden.......(, das Wort Tohuwabohu. )

Lesung Hebraica

Liebe Gemeinde! Welches Kinderzimmer hat nicht schon einmal das Türschild gehabt: Sie betreten das Tohuwabohu?! Die Eltern wollen damit ihre Sorge ausdrücken, dass hinter dieser Tür die Unfähigkeit zum Handeln schlummert. Wer kann in diesem Zimmer schon etwas finden? Wie will das Kind seine Hausaufgaben machen? Wo liegt die frische Wäsche?  Die Älteren wissen, dass Ordnung das halbe Leben ist! Dahinter steckt die Erfahrung: Unordnung tut nicht gut. Unordnung verunsichert, ja, Chaos kann schlimme Folgen haben.

Wir mögen uns manche Fernsehbilder gar nicht erst anschauen. Sie rufen in uns etwas wach: das Gefühl, dass alles umsonst sein kann, dass wir nichts festhalten können, dass wir unser Leben nicht perfekt beherrschen. Schöpfung schafft aber Ordnung!

Schauen wir uns einmal in dieser Kirche um. Wo bleibt unser Blick hängen? Genau – an der Malerei im hinteren Bereich. Der Maler Manfred Henkel hat sie geschaffen – er hat sozusagen gleichzeitig mit unserem Architekten Bodo Fleischer die Kirche gestaltet. Das Märkische Viertel war damals so etwas wie ein Neubau ohne Erinnerung, ohne Traditionen. Von der Laube zum Hochhaus.

Auf Ackerland ist das MV entstanden. Da haben sich wohl beide, der Architekt und der Maler - gedacht: der 1. Schöpfungstag soll es sein – das Ungeordnete – was wir darstellen wollen. Am ersten Tag kam das Licht. Deshalb ist der Hintergrund weiß. Aber unsere Kirche erzählt auch, dass es einen letzten Tag geben wird. Vorne steht der gekeuzigte Jesus. Er zeigt, was in der langen, langen Geschichte der Welt passiert ist.

Die Schöpfung seufzt. So schreibt es der Apostel Paulus: Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.
20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit...
21 Aber auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit.
2 2 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.


Liebe Gemeinde, Paulus lässt nicht los! Ja, in der Gegenwart leidet die Schöpfung – aber: Das Zukunftsbild des Glaubens verändert die Gegenwart. Was Glaubende erwarten, schafft Veränderung schon jetzt. Wer die Zukunft in einem neuen Licht sieht, kann die Dunkelheit anders erleben.

Weltall-Erde-Mensch, so hieß das Buch, dass die Schüler in der DDR in den 60-er Jahren zur Jugendweihe überreicht bekamen. Ich finde diesen Titel treffend ausgesucht. Er buchstabiert die Schöpfungsgeschichte nach – und belegt alles mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Es ist spannend aufgemacht. Durch Fotos und aufklappbare Karten entsteht geradzu ein Bilderbuch der Naturwissenschaften.

Wer als junger Mensch dieses Buch unter dem Arm nach Hause trug, der hatte ein gutes Nachschlagewerk. Ein Bekenntnis gehörte nicht dazu. Dafür aber zur Bibel.
Die Schöpfungsgeschichte ist ein Loblied – Jubilate! -  und sie wurde zu einem Bekenntnis.
Das Nicänische Glaubensbekenntnis:

Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Liebe Gemeinde! Sehr klug, was die Kirchenväter da bereits im Jahre 381 formuliert haben. Die unsichtbare Welt hat er auch geschaffen – für mich heißt das: die Naturgesetze haben nicht das letzte Wort. Auch sie sind von Gott geschaffen worden. Die unsichtbare Welt, also das, was noch erforscht werden kann – ist genaus von Gott gemacht wie das, was wir sehen. Klar, SO steht das nicht in „Weltall-Erde-Mensch“ Buch! Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Davor verstummen unsere Sorgen!

Auf,lasset uns Menschen machen“ sagt Gott. Und Jahre später sprechen die Menschen im Psalm 139 „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke- das erkennt meine Seele!

Liebe Gemeinde! Das Lied von der Schöpfung richtet sich vor allem an unsere Seele.  Es appeliert an unser Herz – sich zu freuen!

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
AMEN



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Pfarrer Peter Zillmann, 13435 Berlin-Märkisches Viertel, Finsterwalderstr. 68