Hauptseite.Archiv                      PageAutor: Pfarrer Zillmann    (27.12.2004)

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 Predigten und Andachten  2004

Inhalt

Predigt Sünde I (Erbsünde -Gottvergessenheit - Gen 3,1-10) 13.06.04 Pfr. Zillmann
Predigt Sünde II (Nächstenliebe - Röm 1,29) 20.06.04 Pfr. Zillmann
Predigt Sünde III (Sieben Todsünden - Mk 12, 28–34) 27.06.04 Pfr. Zillmann
Andacht Monatsspruch (Ps 91,1-1 - Der Schirm des Höchsten- Urlaub) Pfr. Rochusch
Andacht Monatsspruch Februar (Ps 91,11 - Schutzengel) Pfr. Rochusch
Andacht Jahreslosung 2004 (Mk 13,31 - Gottes Wort)  Pfr. Zillmann
 

weitere Predigten im Archiv
(Hinweis: Die Predigten sind teilweise geschrieben wie vorgetragen)

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   Predigt Sünde I  (Erbsünde -Gottvergessenheit - Gen 3,1-10) 13.06.04 Pfr. Zillmann

Liebe Gemeinde, es gibt Wörter, die sprechen wir nicht gerne aus. Es gibt Wörter, die können unheimlich sein und es gibt Wörter, die versuchen wir darum zu verdrehen, sie in andere und falsche Zusammenhänge zu bringen. Ja letztendlich wollen wir bestimmte Wörter nicht mehr hören, damit wir uns mit der Sache, die sie mal bezeichnet haben, nicht mehr beschäftigen müssen.

Zu diesen Wörtern gehört auch das Wort Sünde. Was ist Sünde? Was macht Sünde? Wer ist ein Sünder? Wie kommen wir aus einem Sündenfall wieder gut heraus?.

Für die nächsten drei Predigten, soll dieses Wort Sünde deshalb im Mittelpunkt stehen. Von Erbsünde soll die Rede sein und an den kommenden beiden Sonntagen sind die sieben Todsünden an der Reihe.

Liebe Gemeinde nun haben wir heute in unserem Gottesdienst eine Taufe. Das Thema Sünde und die Taufe eines kleinen Kindes fallen hier zufällig zusammen. Als ich bei der Predigtvorbereitung war und an diese Taufe dachte, da überlegte ich so kurz: "Na, das ist ja eigentlich ungünstig, alle freuen sich, kommen mal in die Kirche und was hören sie da? Sünde, Moralpredigt, der warnende Zeigefinger, typisch Kirche. Kann man bei einer Taufe nicht über etwas anderes reden, über was schönes zum Beispiel?"

Das waren so meine ersten Gedanken. Aber da merkte ich auch gleich, genau das ist das Problem und das Problem habe ich auch. Sünde ist doch ungünstig, verschieben wir mal auf morgen, oder besser noch auf übermorgen.

Nun hängen aber Taufe und Sünde merkwürdigerweise ganz eng zusammen. Viele Christen, besonders in früheren Zeiten, viele Christen haben dieses Wasser bei der Taufe, so gesehen, das dieses Wasser die Sünden des Kindes abwäscht, von der sogenannten Erbsünde des Menschen befreit. Der getaufte Mensch wird dadurch frei, ganz unschuldig, ganz ohne Sünde sein Leben zu beginnen.

Ja, aber was sollen diese Vorstellungen, wenn das Wort Sünde bei uns modernen Menschen zunehmend leer und bedeutungslos wird. In der Alltagssprache ist es beinahe ein aussterbendes Wort. Im rheinischen Karneval da singen die Necken jedes Jahr das gleiche Lied – laut und mit lachenden Gesichtern: "Wir sind alle kleine Sünderlein, war immer so, war immer so...." Und die Botschaft ist ganz klar, dass Sünde etwas ganz Erfreuliches und Amüsantes sein kann. Es ist zwar nicht ganz astrein, was wir uns hin und wieder - besonders im männlich-weiblichen Verhältnis - leisten. Aber das gibt der Sache ja gerade ihren Reiz. Ein bisschen Sündigen macht allen Spaß und ist ein schönes Thema für lustige Lieder.

Ein Kollege fand in einem Wörterbuch das Wort Sünde  mit "Fehltritt" übersetzt, und er fand treffen heraus: Wir tapsen ein wenig daneben, essen und trinken ein bisschen zu viel, leisten uns "sündhaft" teure Sachen, schlagen hier und dort über die Stränge. Aber darüber wird mit Augenzwinkern und nicht selten sogar mit einer gewissen Art von Stolz geredet. Die kleinen Sünderlein bestätigen sich gerne gegenseitig, was für tolle Kerle sie doch sind.

Nur bei den "Verkehrsündern" wird's deutlich ernster. Da muss man zahlen, wenn man erwischt wird. Und genauso ergeht's den "Umweltsündern" oder den "Dopingsündern- und sünderinnen". Sie haben mit Strafen zu rechnen, weil sie anderen Menschen und letztlich sogar sich selbst schaden. Harmlos und zum Lachen sind solche "Sünden" also ganz bestimmt nicht mehr. Insofern klingt das Wort "Sünde" hier schon etwas bedrohlicher als in den lustigen Liedern und  Werbesprüchen. Wer Flüsse vergiftet und Landschaften verseucht, bedroht unser Leben.

Das Wort Sünde ist also doch nicht ganz vergessen. In den kleinen Verfehlungen unseres Lebens benutzen wir es ganz gerne.

Jetzt passiert in diesem Sprachgebrauch aber etwas merkwürdiges. Wenn der kleine Verkehrsünder unerwartet ein Kind zu Tode fährt, sprechen wir nicht mehr von Sünde. Wenn der kleine Umweltsünder andere Menschen schwer vergiftet und sie nach Jahren qualvoll an Krebs sterben, steht in keiner Anklageschrift: "Der war ein Sünder". Wenn jemand also etwas tut, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, was in seiner Verfehlung, oder in seiner Straftat endgültig und unumkehrbar ist – dann fehlt plötzlich das Wort Sünde.

Woran liegt das? Liebe Gemeinde das liegt daran, dass wir mit den großen und unfassbaren Sünden nicht umgehen können. Denn wer vergibt mir meine Schuld, wenn ich mit meinem Auto ein kleines Kind todgefahren habe? Wie kann ich mit dieser Tat leben. Oder wer vergibt mir meine Schuld, wenn ich fahrlässig viele andere Menschen ins Unglück stürze, Schäden anrichte für die ich eigentlich so nichts richtig kann, aber wo ich doch im Unterbewusstsein das Gefühl habe, hier hätte ich was machen müssen, hier hätte ich wenigstens was sagen müssen, hier hätte ich nicht bloß schockiert zuschauen dürfen.

Angesprochen sind hier alle sogenannten Unterlassungssünden, wo wir uns hinterher immer gut entschuldigen können: "Na das waren doch die anderen, ich habe nichts gemacht, habe nichts gewusst, habe nichts gesehen."

Liebe Gemeinde an dieser Stelle kommt ein neues Wort ins Spiel. Zwei Wörter gehören nämlich zusammen. Sünde und Vergebung. Sünde und Vergebung sind untrennbar miteinander verbunden. Und genau da liegt unser Problem.

Wir sprechen über die kleinen Fehltritte, als Sünde, weil wir wissen, dass wir diese kleinen Fehltritte reparieren können, wir können Schuld begleichen, wir können Schaden wieder gut machen und die Sache ist vergessen und vergeben, vergessen und vergeben. Aber die richtig schlimmen und bösen und tragischen Taten, die nicht mit Geld oder Vergessen repariert werden können, wer vergibt uns da die Schuld, die Sünde? "Mein Gott, was habe ich angerichtet!"

"Mein Gott, was habe ich angerichtet!"  Viele Menschen können diesen Satz so nicht aussprechen. Gott ist scheinbar weit weg oder was soll das mit Gott. Einen Gott gibt es nicht. Wir Menschen sind die größten. Wir haben alles im Griff. Wir sind die Macher. Mit dieser Lebenseinstellung kommt man gut durchs Leben. Jedenfalls solange alles glatt läuft, solange alles nach Plan läuft, solange alles unseren Wünschen entspricht. Solange alles gut geht.

Aber wenn es nicht gut geht? Wenn wir plötzlich nicht nur einen Fehltritt machen, sondern schwere Schuld auf uns laden, vielleicht die ganz große Katastrophe erleben müssen. Jetzt wird das Wort Sünde tabu. Es macht Angst, weil wir nicht wissen, wer uns vergeben kann, wer uns aus unserer Schuld retten wird. Wir vermeiden dieses Wort, weil es uns an Gott erinnert, den wir vergessen haben.

Liebe Gemeinde, man hat diese Lebenseinstellung nicht erst heute erfunden. Schon vor Tausenden Jahren wollten die Menschen immer die Größten sein. Was brauchen wir einen Gott? Wir wissen viel, wir wissen was gut und böse ist, wir erkennen unsere Welt und können sie so gestalten, wie wir das wollen. Ich bin meines Glückes Schmied, ich kann mich selbst verwirklichen.

In der Bibel ist uns dazu eine gute Geschichte überliefert. Die Legende oder der Mythos, das der Mensch wie Gott sein wollte. Sie kennen diese Geschichte alle. Sie trägt die Überschrift "Der Sündenfall" Der Sündenfall der Menschheit, wo Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis essen. Diese Geschichte mit dem Apfel und der Schlange. Diese Geschichte sagt: Der Mensch will selbst festlegen, was Gut und Böse ist, er will die Welt erkennen und er will Gott vergessen.

Das bezeichnete man als Ursünde oder als Hauptsünde, später wurde daraus der Begriff Erbsünde, weil eben alle Menschen so sind, diese Einstellung gewissermaßen in sich haben, und das von Geburt an: "Wir wollen Gott vergessen!" Und wenn sie dann gerufen werden, die Tragik von Schuld und Fehlern in ihrem Leben verantworten sollen, dann machen wir es wie der Adam, wir verstecken uns hinterm Busch, wollen im Dunkeln bleiben, wo uns niemand sieht und wo wir versuchen, mit den vielen anderen kleinen Sünden im Leben zurechtzukommen.

Das ist dann natürlich ein ganzes Thema für sich und darüber möchte ich dann am kommenden Sonntag sprechen.
Zum Abschluss noch einmal zurück zur Taufe. Wir Menschen haben viele Möglichkeiten unser Leben und unsere Zukunft zu gestalten. Manches wird sich zum Bösen wenden und vieles andere zum Guten. Wie wir damit fertig werden, dass wir am Bösen nicht verzweifeln und am Guten nicht übermütig werden, das hängt davon ab, wessen Geistes Kind wir sind.

Das Wasser bei der Taufe soll abwaschen die Sünde. Ich will es mal anders sagen. Die Taufe soll ein Schutz sein, damit wir Gott nicht vergessen und das wir wissen, dass Gott immer bei uns ist, egal was in unserem Leben passiert.

Der Adam hatte sich versteckt, in einer dunklen Ecke, als er merkte, dass etwas in seinem Leben schief gelaufen ist. Ans Licht wollte er nicht mehr, denn da hätte man seine Schuld erkannt. Adam steht als Symbol für alle Menschen, die nach Vergebung und Versöhnung suchen. Und so lässt Gott dann durch Jesus sagen, und dieses Wort habt ihr euch als Taufspruch ausgesucht:  »Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das Licht und mit ihm das Leben.« (Joh 8,12)

AMEN



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   Predigt Sünde II  (Nächstenliebe - Röm  1,29) 20.06.04 Pfr. Zillmann

Das Trachten des Menschen ist böse. Wir sind alle Sünder. Und so sagt der Apostel Paulus:
"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht, Niedertracht, Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten, betrügen und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über andere."

Liebe Gemeinde, in der letzten Predigt am vergangenen Sonntag habe ich über das Wort Sünde gesprochen. Dieses Wort Sünde benutzen wir zwar bei den kleinen Fehltritten im Leben recht gerne, bei den großen, tragischen und nicht wieder gut zu machenden Fehlern vermeiden wir es aber, weil uns dieses Wort unheimlich vorkommt.

Mit der Geschichte von Adam und Eva, mit dem Sündenfall fing alles an. Diese Geschichte sagt: Der Mensch will selbst festlegen, was Gut und Böse ist, er will die Welt erkennen und er will Gott vergessen. Das bezeichnete man als Ursünde oder als Hauptsünde, später wurde daraus der Begriff Erbsünde, weil eben alle Menschen so sind, diese Einstellung gewissermaßen in sich haben, und das von Geburt an. Sie streben danach: "Wir wollen Gott vergessen!" Und wenn wir dann gerufen werden, die Tragik von Schuld und Fehlern in unserem Leben verantworten sollen, dann machen wir es wie der Adam, wir verstecken uns hinterm Busch, wollen im Dunkeln bleiben, wo uns niemand sieht und wo wir versuchen, mit den vielen anderen kleinen Sünden im Leben zurechtzukommen.

SündenfallAuf dem Holzschnitt, auf dem Bild, das ich ihnen am Eingang gegeben habe, sind die drei wichtigsten Sündenfälle gut dargestellt. (Niederländischer Holzschnitt von 1484 -zum Vergrößern anklicken) Das ist zwar mittelalterliches Denken, aber im Großen und Ganzen begegnen wir diesen Geschichten auch in unserer heutigen Zeit.

Es fängt alles damit an, daß der Engel mit Namen Satan aus dem Himmel gestoßen wird, auf die Erde fällt und die Sünde ihren Lauf nimmt. Sie sehen das oben links dargestellt. Rechts oben dann der zweite Sündenfall mit Adam und Eva und in der Mitte oben, die Geschichte vom Turmbau zu Babel, wo die Menschen eben auch wieder mal die Größten sein wollten und an ihrer Gottvergessenheit scheitern.

Diesen drei Geschichten von den Sündenfällen stehen nun drei Geschichten von der Rettung gegenüber. Das Wasser hat hier eine wichtige Bedeutung. Es wäscht die Sünde gewissermaßen weg. Die Arche Noah schwimmt auf dem Wasser und rettet die Menschen. Im Mittelteil dann der Durchzug der Israeliten durch das Meer. Das auserwählte Volk wird befreit. Und dann ganz unten rechts die Taufe Jesu durch Johannes. Jesus hat einen Heiligenschein mit einem Kreuz, das ist schwer zu erkennen, aber wenn sie genau hinsehen, wird es deutlich. Am Kreuz also wird diese Geschichte von Fall und Sünde, von Rettung und Erlösung ihr Ende finden.

Ein Fluss fließt durch das Bild, der Strom der Zeit und der Strom der Heilsgeschichte. Dieser Strom fließt aus dem Bild heraus und hier sind wir eingeladen uns hineinzudenken, teilzunehmen an dieser Geschichte. Wie sieht dieses Teilnehmen aber nun aus? Geht die Sünde, oder das Sündigen der Menschen auch immer weiter, vielleicht bis in meine ganz persönliche Existenz hinein? Was bedeutet das für mein Leben? Bin ich ein armer, elender, sündiger Mensch? Was soll ich tun, auf was kann ich meine Hoffnung setzen?

Liebe Gemeinde, wie gesagt der Begriff Sünde, dieses Wort ist ein schweres Wort. Nicht nur weil es in der Bibel in ganz unterschiedlichen und vieldeutigen Beziehungen gebraucht wird, sondern auch weil es in der Geschichte unserer Kirche, wenn man so die zweitausend Jahre zurückblickt, viele Wandlungen und Sinnveränderungen erfahren hat. Ich kann deshalb nicht so ohne weiteres sagen, dies oder jenes ist Sünde. Es würden gleich hundertmal die Zweifel beginnen: "Ja, aber – aber das kann man auch ganz anders sehen."

Die Definition aus dem Wörterbuch, die mir am besten gefallen hat lautet: "Ihrem Wesen nach besteht die Sünde in der Verweigerung der Gottes- und Nächstenliebe in ihrer Einheit oder in gegen sie gerichteten Handlungen."

Diesen Satz, diese fast juristische Definition, muss ich natürlich auseinandernehmen, diesen prall gefüllten Satz will ich erläutern.

  1. Zum einen, und das hatte ich am vergangenen Sonntag versucht zu erklären, ist Sünde die Verweigerung der sogenannten Gottesliebe. Wir Menschen wollen Gott vergessen, Wir Menschen wollen selbst festlegen, was Gut und Böse ist, wir wollen die Welt und uns selbst erkennen, um so Gott überflüssig werden zu lassen. Letztendlich wollen wir unsterblich werden.
  2. Und das zweite ist der andere Bereich. Wir verweigern unseren Mitmenschen die Nächstenliebe. Das versteht jeder. Auf diesem Gebiet kann auch ein Mensch mitreden, der nicht an Gott glaubt. Wenn ich für Nächstenliebe das Wort Solidarität oder Wohltätigkeit, Humanismus oder Menschlichkeit einsetze, die wir ehrlich und tolerant mit anderen ausleben, dann weiß jeder was gemeint ist.
Bestimmte Taten der Menschen sind schlechte Taten, sind böse Taten schlechthin. Andere dagegen wieder sind gute Taten, machen das Zusammenleben der Menschen angenehm. Tugend- und Lasterkataloge wurden aufgestellt, aus denen wir entnehmen können, was richtig und falsch ist. Wir kennen die zehn Gebote, die so oder in ähnlichen Formen in allen großen Kulturen ihre Gültigkeit haben. Wir kennen die christlichen Tugenden von Glaube, Liebe und Hoffnung. Und bezogen nun auf das Negative, hören wir die Worte von der Erbsünde und von den sieben Todsünden.

In unserer evangelischen Kirche spielen Sündenkataloge kaum eine Rolle. Mit der "Rechtfertigung allein aus Gnade und Glauben" scheinen sie irgendwie im Abstellraum, in der Rumpelkammer der Theologen abhanden gekommen zu sein. Ich habe jedenfalls noch im Studium gelernt, ein Pfarrer sollte bei einer Predigt alles vermeiden, was den Anschein von Moralpredigt erwecken könnte. Etwas über Todsünden zu erzählen, gehörte jedenfalls dazu. Aber ich sage mir heute doch, wie kann ich klar machen, dass wir alle gerettete Menschen sind, wenn wir nicht wissen, von was wir gerettet worden sind? Oder wie merken wir, dass wir freie Menschen sind, wenn wir nicht wissen, von was wir befreit wurden und von was wir uns immer wieder zu befreien haben?

Liebe Gemeinde, vor ein paar Wochen wurde ich von einem jungen Menschen gefragt, der hatte etwas in einem Spielfilm von den Todsünden gehört, ich wurde gefragt, warum in den sieben Todsünden, das Wort Mord nicht vorkommt. Ist denn Mord keine Todsünde? Diese Frage hatte mich stark irritiert. Denn erstens bekam ich die sieben Todsünden nicht aufgezählt und zweitens merkte ich, dass Mord nun wirklich nicht darin vorkommt. Wie geht das?

Ich frage mal: "Fallen ihnen von den sieben Todsünden welche ein?" vielleicht sammeln wir mal. Was gehört zu den Todsünden dazu? Wie muss man sein, damit man ein richtig schlechter Mensch wird? ......

Ich will sie zusammenfassen, ein paar haben wir gefunden und die anderen ergänze ich mal in der Reihenfolge:
1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)
Das sind die sieben Todsünden. Nun kommt das Wort Mord wirklich nicht vor. Der junge Mann hatte im Spielfilm gut aufgepasst. Haben die Todsünden nichts mit Tod zu tun? Ja und nein kann man sagen. Oftmals spricht man deshalb auch von Hauptsünden, um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen.

Ich will es mal so sagen. Im juristischen unterscheidet man immer die Tat und das Motiv. Diese sieben Sünden bezeichnen also nicht die Tat, sondern das Motiv, also unsere Beweggründe, weshalb wir etwas machen. Und wenn diese niedrigen Beweggründe, also diese Sünden, oder eine negative, innere Einstellung, die Ursache unseres Handelns ist, dann folgt daraus fast immer die böse Tat. Der Tod ist der Sünde Sold, könnte man sagen.

Ich kann mich im wahrsten Sinne des Wortes Todfressen, Vor Neid und Wut kann mir die Galle platzen, und nach dem Hochmut kommt der tiefe Fall, der eben manchmal tödlich sein kann. Aber in erster Linie füge ich   nicht  mir  selbst durch diese Sünden Schaden zu, sondern ich schade meinen Mitmenschen, ich schade meinem Nächsten. Sie haben unter meinem sündigen, unter meinen schlechten Motiven zu leiden und nehmen Schaden daran. Der Sündenkatalog hört sich dann wie das Drehbuch zu einem Tatortkrimi an, bei dem ein Mord aufzuklären ist.

Liebe Gemeinde, um das abschließend zu sagen. Wir verweigern unseren Mitmenschen die Nächstenliebe. Das ist dieser zweite Bereich der Sünde, über den ich heute gesprochen habe. Alle sieben Todsünden haben damit zu tun, dass der Mensch das erste Gebot übertritt und sich selber so wichtig nimmt, dass er Gott aus seinem Leben ausschließt und damit letztendlich auch seine Mitmenschen.

Wie das nun im einzelnen passiert und wie wir uns dagegen schützen können, das möchte ich am kommenden Sonntag weiter ausführen. Wie komme ich weg von Stolz und Habgier, wie vermeide ich Neid und Wut, wie gehe ich um, mit Wollust und Völlerei, wie kann ich mit meinem inneren Schweinehund leben. Das soll also am nächsten Sonntag Thema sein. Die einzelnen Todsünden wollen wir uns näher betrachten.

Ein kleiner hämischer Witz noch gleich zum Ein- und Ausstieg in die Details der einzelnen Sünden:

Es geht um die Eitelkeit. Die Eitelkeit ist selbstverständlich eine weibliche Spezialität. Eine Frau geht zur Beichte und möchte dem Pfarrer zum x-ten Mal beichten, dass sie so schön sei, dass sie so schön sei - und nur deshalb immer wieder versonnen ihr Spiegelbild betrachte. Geh nur beruhigt heim, sagt der Pfarrer zu ihr. Irrtum ist ja keine Sünde.

Amen


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   Predigt Sünde III  (7 Todsünden - Mk 12, 28–34) 27.06.04 Pfr. Zillmann

Liebe Gemeinde, das Trachten des Menschen ist böse. Wir sind doch alle Sünder. Und so sagt der Apostel Paulus:
"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht, Niedertracht, Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten, betrügen und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über andere." (Röm 1,29)

In den letzten beiden Predigten, also an den letzten beiden Sonntagen war die Sünde das zentrale Thema. Ihrem Wesen nach besteht die Sünde in der Verweigerung der Gottesliebe und in der Verweigerung der Nächstenliebe. Anders gesagt, wir wollen von Gott nichts mehr wissen und wir denken zuerst an uns selbst.

Damit Menschen gut miteinander auskommen, müssen sie Spielregeln einhalten, die für alle gelten. In der christlichen Tradition ist es darum ein guter Brauch, dass Tugend- und Lasterkataloge aufgestellt wurden. Wir kennen alle die zehn Gebote, die so oder in ähnlichen Formen in allen großen Kulturen ihre Gültigkeit haben. Wir kennen die christlichen Tugenden von Glaube, Liebe und Hoffnung. Und bezogen nun auf das Negative, hören wir die Worte von der Erbsünde und von den sieben Todsünden.

Die sieben Todsünden wollen wir uns heute etwas näher ansehen. Sie geistern als Begriff umher, diese Todsünden sind auch in aller Munde, sind zum geflügelten Wort geworden.

So gibt es zum Beispiel die sieben Todsünden im Vorstellungsgespräch beim Chef, dann gibt es die 11 Todsünden beim Flirten, die vier Todsünden beim Führen eines Fahrtenbuches, die 10 Todsünden der Aquarianer, die unverzeihlichen Todsünden beim Aktienkauf und so weiter und so fort. Da könnte ich jetzt stundenlang weiter aufzählen. Todsünde ist ein geflügeltes Wort. Es fliegt überall umher.

Was sind aber nun die richtigen Todsünden, also die Todsünden des Lebens? Am vergangenen Sonntag hatten wir sie aufgezählt und zusammengetragen, so wie sie etwa seit dem 6. Jahrhundert gültig sind. Ich möchte sie noch einmal wiederholen:

1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)
Liebe Gemeinde, diese Todsünden machen unser Leben kaputt, oder können unser Leben kaputt machen, wenn wir sie nicht rechtzeitig bemerken und ihnen Einhalt gebieten. Ich möchte mit der letzten Sünde anfangen, die ist nicht ganz so schlimm und dann zum Schluss  bei der ersten, beim Stolz aufhören, die als gefährlichste gilt.

7.   Die siebente Todsünde ist also die Trägheit. Der träge Mensch ist von Natur aus bequem und antriebsschwach. Von sich aus würde er nie die Initiative ergreifen, Aufgaben in Angriff nehmen oder sonst wie aktiv werden. er ist fast ein problemloser Zeitgenosse, weil er denkt, er lebt im Schlaraffenland. Er braucht immer den Tritt in den Hintern.

Erst wenn auf dem Zeugnis steht "Versetzungsgefährdet" fängt er an zu lernen, erst wenn die erste Abmahnung der Firma im Briefkasten liegt, entwickelt er Initiative, erst wenn die Sozialhilfe gestrichen wird, meldet er sich mal wieder beim Arbeitsamt, erst wenn der Ehepartner fremd geht, fällt ihm ein, dass Liebe nicht nur aus Passivität besteht, und erst wenn’s ans eigene Sterben geht, merkt er, hoppla da war doch noch was, mit Gott - und so.

6.   Die sechste Sünde ist die Völlerei. Ein schönes Wort. Fress- und Trinksucht sagen einige. Aber nicht nur das unmäßige Essen und Trinken gehört dazu, sondern das Unmäßige, dass Suchthafte, dass Übertriebene in allen unseren Lebensabläufen. Wir wollen mehr kaufen und mehr besitzen, wir wollen schöner wohnen, mehr Zimmer haben, als wir brauchen, wir wollen mehr Arbeiten, suchen mehr Anerkennung. Wir wollen immer und immer mehr, als wir brauchen und als es uns gut tut. Wir sind süchtig nach mehr.

Dabei machen wir einen verhängnisvollen Fehler. Wir glauben nämlich, dass in der Quantität, also in der Menge, das Glück zu finden ist - eben das, was man heute mit „Konsum" bezeichnet. Und die Folge? Nur Überdruss, Übelkeit, Übersättigung, Suchtabhängigkeit!

5.   Die fünfte Sünde ist die Wolllust. Bei diesem Wort fällt uns meistens übertriebener Sex ein. Das wurde auch in den letzten Jahrhunderten immer stark betont. Wolllust oder gar Unkeuschheit ist aber eine sehr schlechte Übersetzung aus dem Lateinischen. Das lateinische Wort luxuria bezeichnet diese Sünde viel besser. Wir brauchen dieses Wort nicht mal übersetzen. "Luxus" sagen wir heute einfach dazu. Die Abgrenzung zur Völlerei ist etwas schwierig. Luxus ist nicht die Sucht nach immer mehr, sondern der Reichtum und die Verschwendung an sich.

Wir treiben einen Riesenaufwand und vergeuden unser Geld, unsere Kraft und Energie für oftmals sinnlose Sachen.
Das ganze Taschengeld geht drauf, um nur diesen Turnschuh von der Firma Nike zu tragen. Dieses Jahr gönnen wir uns gar nichts, weil wir für eine traumhafte Urlaubsreise sparen. Es macht Riesenspaß mit einem blubbernden Porsche in der Fußgängerzone zum Bäcker zu fahren, und unser Haus, dass wir uns geleistet haben, ist ein Lebenstraum mit zwanzig Zimmern und Schwimmingpool. Luxus-Sachen, Luxus-Reisen, Luxus-Auto, Luxus-Häuser natürlich auch Luxus-Weiber und Männer -  meistens auf Kredit und auf Kosten anderer.

4.   Die vierte Todsünde ist der Zorn oder die Wut. Einen cholerischen Menschen um sich zu haben, kann sehr ärgerlich und beschwerlich sein. Was der Träge zu wenig hat, hat der Wütende zu viel. Streit suchen, die Aggressionen nicht im Griff haben, immer auf Konfrontation gehen, ist meistens ein Zeichen innerer Schwäche. Die seelischen Spannungen mit den eigenen Problemen des Lebens fertig zu werden, entladen sich allzuschnell nach Außen. "Ich bin schlecht, der andere ist schlecht und deshalb haue ich ihm eine rein. Außerdem bin ich ja sowieso der Beste."

3.   Von da ab geht es gleich zur nächsten Sünde, zur dritten. "Wenn ich der größte und beste bin, wieso hat dann der andere immer mehr Glück als ich?" fragen sich Viele. Neid kommt auf. Missgünstig betrachte ich die anderen, fange an zu tuscheln und versuche sie mit meinem Gerede schlecht zu machen.

"Hat der dass überhaupt verdient?" "Geht das mit rechten Dingen zu?" Ein neidischer Mensch gibt sich nicht damit zufrieden, dass er so und nicht anders von Gott geschaffen ist. Stets muss er sich mit anderen vergleichen: mit Menschen, die mehr besitzen als er selbst; die einen größeren Wagen fahren; die mehr Talente haben; die schöner aussehen; die einen besseren Geschmack besitzen; die gebildeter sind. Es gibt nichts, worauf ein Neidischer nicht neidisch oder eifersüchtig sein könnte.

2.   Die zweite Sünde ist der Geiz. „Ich bin, was ich besitze", so könnte man das Motto der Habgierigen umschreiben. „Hast du was, bist du was - hast du mehr - dann bist du auch mehr!" - Diese unbewusste Vorstellung scheint die Triebfeder des Geizigen zu sein. Und seine Gier richtet sich auf Besitz und Macht zugleich. Sein Geiz hält ihn gefangen. Er gibt anderen nichts ab, er lässt andere links liegen, drängelt sich mit seinen Ellenbogen immer nach vorne und was er weiß, das sagt er nicht weiter. Ein geiziger Mensch ist ein einsamer Mensch. Er hat keine Freunde und niemand will etwas mit ihm zu tun haben.

1.   Liebe Gemeinde, die letzte Sünde und in der Reihenfolge die erste und schlimmste Sünde ist der Stolz. Wie ist denn ein Mensch, der stolz und hochmütig ist?

Vielleicht kann man ihn am ehesten mit einem aufgeblasenen Luftballon vergleichen: er tut so, und glaubt das auch, als sei er mehr oder besser als die anderen Leute. Aber jeder Psychologe wird sagen: solche Typen haben in Wirklichkeit gar keine echte, stabile Persönlichkeit. Sie tun nur so, als seien sie jemand Besonderes, aber tief im Inneren nagen Minderwertigkeitsgefühle an ihnen. Natürlich ist ihnen das selber meistens gar nicht bewusst, und sie würden sich heftig dagegen wehren, wenn man ihnen ins Gesicht sagt, wie wenig Selbstwertgefühl sie in sich haben.

Und daraus erwächst die Gefahr. Das Überschätzen der eigenen Persönlichkeit kann zum Absturz führen und in diesem Absturz reißen die Stolzen andere Menschen mit ins Verderben. Hochmut kommt vor dem Fall, sagt das biblische Sprichwort und alles Streben der Menschen ist letztendlich Eitelkeit, eitel haschen nach Wind.

Der Stolz zieht alle anderen Sünden magisch an. Der stolze Mensch wird seinen Hochmut und seine Eitelkeit gierig und zornig verteidigen. Eifersüchtig schaut er auf andere, die seine Eitelkeit in Frage stellen, die sich mehr Luxus leisten und erfolgreicher oder einfach nur glücklicher im Leben sind als er, vielleicht seinen Stolz nicht würdigen wollen und träge abwinken und sagen: "Ich hab keine Lust, so zu sein, wie du." Der Stolze ist der größte. Das will er bleiben und er duldet niemand neben sich, der ihm das Wasser reichen könnte, auch nicht Gott.

Liebe Gemeinde, das sind die sieben Todsünden und ich hoffe sie können noch zuhören. Wenn sie jetzt das Gefühl haben, so ein Lasterkatalog ist ja deprimierend, da macht es ja gar nicht mehr Spaß zu leben, dann will ich sie trösten. Das gleiche Gefühl hatte ich zeitweilig auch.

Und ich fragte mich, soll ich nun in Sack und Lumpen trocken Brot essen und fasten, mir Scheuklappen umbinden, damit meine neidischen Augen nicht irre werden? Und soll ich demütig allen Leuten zu Kreuze kriechen, darf ich nie mehr mal ausspannen und muss ich nun mein Geld von der Bank zum Sozialamt tragen? Ich denke, so sollten wir die Warnung dieser sieben Todsünden eben nicht verstehen. Das Übertreiben in die andere Richtung ist auch falsch und eitel.

Es hat mal jemand das deutsche Wort Sünde vom Wortstamm her mit ab-sondern verglichen. Sünde ist also Trennung, Trennung von anderen Menschen und Trennung von Gott. Verweigerung der Gottesliebe und Verweigerung der Nächstenliebe, wie ich es Eingangs sagte. Wir wollen von Gott nichts mehr wissen und wir denken zuerst an uns selbst, daraus folgen alle anderen Untaten.

Wenn wir diese Aussage jetzt einfach umdrehen, dann müssten ja aus den Sünden die Tugenden entstehen. Und das funktioniert auch.

Also erstens an Gott glauben und zweitens mehr an andere Menschen denken, dann wird es schon klappen mit einem glücklichen Leben, dann können wir darauf hoffen, dass sich alles zum Guten wendet.  (Mk 12, 28–34 par.)
Nur unter dieser Voraussetzung sind wir überhaupt in der Lage,  Sünde auch als Sünde zu erkennen. Und nur unter dieser Vorrausetzung werden wir frei, Fehler auch als Fehler zu sehen, um sie dann vermeiden zu können.

Der Katalog der Todsünden soll dazu eine Hilfe sein, eine Hilfe aber zum fröhlichen Leben und nicht zur Trübsinnigkeit: "Ach was bin ich doch für ein schlechter Mensch." Eine Hilfe zum Leben soll dieser Katalog sein. Ein Spiegel unser menschlichen Schwächen, um aus den Fehlern zu lernen.

Am Anfang der Predigt stand ein Wort des Apostel Paulus und mit einem anderen von ihm möchte ich abschließen. Den Lastern hatte er die sogenannten übernatürlichen Tugenden gegenübergestellt. Das sind die Haupttugenden der Christen und die lauten: Glaube, Liebe und Hoffnung. (1 Kor 13.13)

Also, ich will es noch einmal wiederholen, erstens an Gott glauben und zweitens mehr an andere Menschen denken, dann wird es schon klappen mit einem glücklichen Leben, dann können wir darauf hoffen, dass sich alles zum Guten wendet.      AMEN
 

Thema Sünde - Begleitmaterial zur Predigt

"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht, Niedertracht, Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten, betrügen und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über andere."  (Römer 1,29)
Definition:
"Ihrem Wesen nach besteht die Sünde in der Verweigerung der Gottes- und Nächstenliebe in ihrer Einheit oder in gegen sie gerichteten Handlungen." (Erbsünde = Gottvergessenheit)

Die sieben Todsünden:
1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)

verschiedene Tugenden:
alte Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut, Mäßigkeit
bürgerliche Tugend:  Gehorsam, Demut
neuzeitliche Tugend:   Solidarität, Wahrhaftigkeit, Toleranz
Die drei »übernatürlichen« oder »theologischen Tugenden
Glaube, Liebe, Hoffnung

Mk 12,29-31
Jesus sagte: »Das wichtigste Gebot ist dieses: ... Der Herr ist unser Gott, der Herr und sonst keiner.  Darum liebt ihn von ganzem Herzen und mit ganzem Willen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft.' Das zweite ist: 'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!' Es gibt kein Gebot, das wichtiger ist als diese beiden.


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   Andacht Ps 91,1-2 (Der Schirm des Höchsten- Monatsspruch) 16.06.04 Pfr. Rochusch

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn:  „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ (Psalm 91,1-2)

UrlaubLange ist es her, es war in der Zeit meiner Zugehörigkeit zur Jungen Gemeinde: Damals hatte mich mein Pfarrer gebeten, für den Schaukasten ein sommerliches Plakat zu gestalten, das für den Betrachter den Hinweis auf die Urlaubs- und Reisezeit enthalten sollte.

Ich weiß es noch ganz genau, ich fand ein Foto eines gut beleibten Herrn in Badehose, der in seinem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm lag. Das Bild brachte die Urlaubssehnsucht vieler Menschen zum Ausdruck. Und neben dieses Foto setzte ich den Anfang des Psalmwortes „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt ....“ und fügte dann in etwas kleinerer Schrift den Rest des Bibelwortes hinzu.

Ich wünschte mir, dass der Betrachter meines Plakates selber durch das Bild in Urlaubsstimmung versetzt wird und in ihm der Wunsch wächst, sich unter den Schirm des Höchsten, in den Schatten des Allmächtigen setzen zu können, um dann alle die zu erwartenden Segnungen genießen zu können, die mit dem Urlaub verbunden sind: Erholung, Entspannung, Freude, Friede, Wohlfühlen.

Dieses Plakat aber hat eine Sturm der Entrüstung hervorgerufen, weil dieses Bild und die Kombination mit dem Bibelwort als Gotteslästerung empfunden wurden. Sich unter den Schirm des Höchsten zu setzen, sich in den Schatten des Allmächtigen zu begeben, ist, so war es die Meinung, etwas anderes als Urlaub zu machen.

Das Bild deutet eine Gefährdung des Lebens an, die den glaubenden Menschen bedrohen könnte, vor der Gott ihn aber schützt. Und die dankbare Antwort des glaubenden und sich in den Schutz Gottes begebenden Menschen ist der Lobpreis Gottes: Meine Zuversicht und meine Burg, meine Hoffnung. Aber Urlaub und Sonnenschirm am Strand und Wohlleibigkeit eines genießenden Menschen, das war etwas ganz anderes als guter Glaube.

Ich setze mich immer noch mit der Entrüstung von damals auseinander, in jedem Sommer kommt die Erinnerung wieder. Begibt man sich, wenn man Urlaub macht, nicht auch in den Schutz Gottes? Oder regt der Urlaub zum Vergessen Gottes an, zum Vernachlässigen des Glaubens?

Ich lege die Fragen nun Ihnen, verehrte Leser, ans Herz und wünsche Ihnen eine gesegnete, von Gott beschützte Sommer- und Urlaubszeit, in der ich Ihnen empfehle, sich unter den Schirm des Höchsten zu setzen und unter dem Schatten des Allmächtigen zu bleiben.   Ihr Pfr. Rochusch


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   Andacht  (Ps 91,11 - Engel)  Pfr. Rochusch

Er hat seinen Engel befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
(Psalm 91, Vers 11)

Dieser Monatsspruch ist der am häufigsten gewählte Taufspruch für kleine Kinder. Wenn Eltern ihr Kind zur Taufe anmelden, dann erhalten sie von uns auch eine Sammlung von Bibelversen, die sich als Taufsprüche eignen, und sie werden gebeten, einen davon als Taufspruch für ihr Kind auszusuchen. Immer wieder erfreuen sich Eltern an diesem Psalmwort. Wenn ich nach einer Begründung frage, dann höre ich: Unser Kind soll behütet aufwachsen und beschützt seinen Weg durchs Leben gehen können.

Ob es wirklich Engel gibt oder nicht, das wissen die Eltern nicht, aber sie glauben und hoffen, dass die himmlische Kraft, die wir Engel nennen,   wie Aufpasser und Helfer  den Lebensweg begleiten.  Und „er“, der dies seinen Engeln befohlen hat, das ist dann selbstverständlich Gott, der Schöpfer des Lebens ihres Kindes.

Ich kann den Eltern nur zustimmen und hoffe natürlich das gleiche für ihr Kind trotz aller Gedanken über die Entwicklung der Welt, die sich einstellen, wenn man heute ein Kind taufen darf und dabei bedenkt, dass die normale Lebenserwartung des Kindes vielleicht bis ins nächste Jahrhundert reicht. Wie sehr wird sich die Welt verändern und wie sehr wird diese Veränderung sich auf dem Lebensweg bemerkbar machen. Da sind viele Engel Gottes zum Schutz und zur Begleitung notwendig, da sind Glaube und Liebe, Erziehung und Verantwortung wichtige Lebensbegleiter des Kindes.

Es fällt mir aber auch auf, dass Erwachsene, wenn sie sich selbst taufen lassen, diesen Vers nicht mehr wählen. Ist das Bild von den Engeln zu kindlich, gerade noch für die süßen kleinen Täuflinge geeignet, aber für einen Erwachsenen zu kitschig? Kann ein erwachsener Mensch mit dem Gedanken an einen Schutzengel nichts mehr anfangen? Oder gehört nur Mut dazu, sich zu diesem Glauben zu bekennen?

Heimlich, so stelle ich es mir vor, glauben wir alle an unseren Schutzengel, der - wie wir dann spottend sagen - hoffentlich auch schnell genug fliegen kann, wenn wir im Auto über die Autobahn rasen. Wir brauchen alle ein Behütetsein auf allen Wegen.

So seien Sie denn von Gottes Engel behütet auf ihrem Weg in diesem Monat.
Rochusch


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   Andacht Jahreslosung 2004  (Mk 13,31 - Gottes Wort)  Pfr. Zillmann
 

Jesus Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen;
meine Worte werden aber nicht vergehen.
(Mk 13,31 Jahreslosung 2004)

Zwischen Himmel und Erde gibt es viele gesprochene und geschriebene Worte. Allerdings sind sie manchmal schon vergangen und überholt, bevor die Druckerschwärze getrocknet ist und der Wetterbericht die Nachrichten beendet hat. Der eine sagt dies und der andere das.

Manche Menschen, die politische Verantwortung tragen,  schaffen es sogar an einem Tag gleich mehrere Meinungen zu haben. Die Reformen vom Vormittag sind dann bereits abends neu reformiert und es kommt beim interessierten Zuhörer schnell Verdruss auf.

Aber mit den eigenen Worten, die wir im Laufe des Jahres oder der Jahrzehnte gesprochen haben, ist es nicht anders. Da müssen wir ehrlich sein.  Wenn wir sie aufgeschrieben hätten,  all unsere kleinen und großen Vorsätze, die nicht eingelösten Zusagen und Versprechen, die Behauptungen und Vermutungen, die Zweifel und Ängste, die Fragen und Bitten - wenn wir sie aufgeschrieben hätten, würden wir merken, wie leer und vergänglich sie doch oftmals waren und sind.

Nicht umsonst spricht man heute von einer Inflation der Worte - im privaten, aber auch im öffentlichen Bereich bis hin zur Politik. Dagegen sagt Jesus: "Meine Worte werden aber nicht vergehen ..."

Dass Worte schnell vergessen sind, hat er somit als Problem erkannt. Und ob seine Worte ewig bleiben, ist in erster Linie eine Glaubensfrage. Aber dass sie schon 2000 Jahre Bestand haben und immer noch aktuell sind, ist eine Tatsache, die uns zuversichtlich stimmen sollte.

Es gibt also doch Worte, die länger halten als der Schnee von gestern. Wir sollten sie darum als kleinen Schatz hüten und weitersagen. Gerade in einer Zeit, wo wir nach festen und beständigen Wahrheiten suchen, können solche Worte eine große Hilfe sein.

"Ich gebe dir mein Wort." sagen wir zu anderen, wenn wir unseren Aussagen Nachdruck verleihen wollen. Gott hat uns auch sein Wort gegeben. Wir sollten ihn ernst nehmen, denn alles andere kommt und geht und ist unbeständig, wie das Wetter nach den letzten Nachrichten.
 


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Ev.Kirche Am Seggeluchbecken in Berlin-Reinickendorf
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