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PageAutor: Pfarrer
Zillmann (25.09.2015)
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Die
German Angst (Joh 16,33 Pfr.
Zillmann)
"In der Welt habt ihr
Angst;
aber seid getrost, ich habe die Welt
überwunden."
(Johannes 16,33)
Es gibt deutsche Wörter, die in der ganzen Welt beliebt
sind. Sie wurden deshalb in andere Sprachen übernommen.
Dazu gehören nicht nur das Wort "Kindergarten" sondern
auch die Wörter "Gemütlichkeit" und "Blitzkrieg". Ein
neuer Begriff ist die "German Angst". Sie wird
von anderen zunehmend als symptomatisch für die
Befindlichkeit der Deutschen angesehen.
Nun kann man vor allem Möglichen Angst haben: Angst vor
dem Waldsterben und dem Ozonloch, Angst vor Atomkraft
und Klimawandel, Angst vor Kapitalisten oder
bösen Nazis, ja selbst die Angst vor Genen,
Chlorhühnchen und Ufos ist sehr beliebt und wird von
vielen Mitmenschen ausgelebt. Angst ist schön. Man suhlt
sich regelrecht in eigenen Schuldgefühlen und schreit
nach Erlösung.
Diese "German Angst" trägt nicht nur kultische Züge,
sondern sie ist mittlerweile wesentlich mehr: Sie ist zu
einer Ersatzreligion geworden. Eine ganze Nation
wird von den Priestern dieser neuen Religion in
Knechtschaft gehalten. Diese "German Angst" ermöglicht
es, die unsinnigsten politischen und wirtschaftlichen
Entscheidungen durchzusetzen, die Steuer- und
Abgabenschraube immer mehr anzuziehen und eine
gigantische Umverteilungsindustrie in Gang zu halten.
Innerhalb der vielen Angstszenarien gibt es
merkwürdigerweise eine Ausnahme. Und das ist der Islam!
Vor dem Islam darf man keine Angst haben. Solch eine
Angst ist Tabu. Auch wenn Millionen neue Einwanderer die
Islamisierung in unserem Land weiter
vorantreiben, wird kein Gutmensch und
Willkommensfanatiker an diesem Tabu rütteln wollen.
Nun mag man solch eine Haltung bei Staatsvertretern noch
als politische Taktik begreifen, aber bei manchen
Kirchenvertretern ist es schleierhaft, was mit dieser
Tabuisierung erreicht werden soll. Hier wird ein Synkretismus,
eine religiöse Gemeinschaft zwischen Islam und
Christentum beschworen, die es bisher nie gegeben hat
und die gefährlich wird.
Eins ist natürlich gewiss: ob bei anstehenden Problemen
unsere Ängste begründet oder nicht begründet sind,
bemerkt man oft erst spät. Mal wird der eine Recht haben
und mal der andere. Hinterher ist man klüger. Hinterher
weiß man mehr.
Angst ist jedenfalls kein guter Ratgeber. Angst wird
sich immer neue Götzen schaffen und darum
spricht Jesus auch dieses befreiende Wort zu seinen
Freunden:
"In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich
habe die Welt überwunden. Ich habe zu euch geredet,
auf daß ihr in mir Frieden habt."
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Die
ersten Jünger (Lk 3, 1-3 (5,1-11)
05.07.15 Sup. i.R. Klaus-Heinrich Kanstein
„Die ersten Jünger“ ist Thema dieses
Gottesdienstes, des ersten in einer Reihe von vier
Gottesdiensten. Die ersten Jünger! Die wievielten
Jüngerinnen und Jünger sind wir, Frauen und Männer in
diesem Gottesdienst?
Die ersten Jünger, Fischzug des Petrus steht an
der Kirchentür angeschlagen. Ich nenne die Geschichte
lieber die Geschichte vom großen Fischzug, von Jesu
Predigt und seinem Fischzug und seinem Wort an Petrus
und seine Freunde und Mitarbeiter. Die Geschichte vom
großen Fischzug haben Sie als Evangelium des Sonntags
eben gehört. Ich verbinde sie mit dem Predigttext des
Sonntags in der neuen offiziellen Predigtreihe. Dieser
unbekanntere Text legt das sehr bekannte Evangelium aus.
Zunächst zum Evangelium:
Jesus spricht zu den Menschen am Ufer des Sees
Genezareth. Sie drängen sich um ihn. Nur die
Allernächsten können ihn verstehen.
Jesus sieht zwei Boote am Ufer liegen. Er bittet einen
der Fischer um sein Boot. Von diesem Boot aus spricht er
zu der Menge. Alle können ihn hören.
Er verkündigt das Wort Gottes, die gute Nachricht von
der Zuwendung Gottes zu seinem Volk, von der
bedingungslosen Zuwendung Gottes zu den Menschen. Er
lädt alle ein, diese Botschaft anzunehmen, sich Gott
zuzuwenden und mit ihm zu leben.
Was er verkündigt, hat er gezeigt, als er Kranke heilte
und sich Menschen zuwandte, die aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen worden waren. Er zeigt es auch bei dem,
wie diese Geschichte weitergeht:
Die Predigt Jesu ist zu Ende. Er wendet sich
an den Fischer, er möge das Boot ins tiefe Wasser
fahren und dort die Netze auswerfen um zu fischen. Das
klingt zunächst wie der Dank dafür, dass er vom Boot
aus zu den Menschen sprechen konnte.
Aber Dank ist’s nicht. Darauf weist schon der Hinweis
des Fischers, Simons, es sei nicht Zeit zum Fischen.
Die Nacht ist die Zeit des Fischens – aber selbst in
der Nacht hätten er und seine Freunde und Mitarbeiter
nichts gefangen. „Aber auf dein Wort will ich die
Netze auswerfen!“
Simon ruft seine Bootsbesatzung zusammen. Sie rudern
ins tiefe Wasser. Sie lassen die Netze in die Tiefe
gleiten. Sie fangen eine ungeheure Menge Fische. Sie
winken ein zweites Boot herbei. Zusammen bergen sie
den Fang.
Simon erschrickt. Seine Freunde und Mitarbeiter
erschrecken. Er wirft sich vor Jesus nieder: „Herr,
gehe weg von mir. Ich bin ein sündiger Mensch.“
„Herr!“ So reden die Frommen des AT Gott selbst oder
seine Boten an, die ihnen an seiner Statt begegnen.
Jesus antwortet wie die Gottessprecher des AT:
„Fürchte dich nicht!“
„Fürchte dich nicht. Von nun an wirst du Menschen
fangen.“
Der Fischfang ist ein Zeichen:
- Es ist Jesu Fischzug! Er verkündigt das
Reich Gottes. Die Fischer hatten vergeblich
gearbeitet. Auf sein Wort hin haben sie Erfolg. Sie
sind seine Mitarbeiter. In Jesu Namen und an seiner
Statt werden sie das Reich Gottes verkündigen.
- Fische! Die Buchstaben des griechischen Wortes für
Fisch bilden das älteste christliche Bekenntnis: Jesus
Christus, Gottes Sohn, Retter!
Wir haben nach dem Evangelium eben „Jesus Christus,
Gottes Sohn, Retter – Befreier“ als zweiten Teil
unseres Glaubensbekenntnis’ gemeinsam gesprochen
haben. Alle, die sich zu Jesus bekennen, alle
Jüngerinnen und Jünger Jesu, alle Christinnen und
Christen bekennen dieses „Jesus Christus, Gottes Sohn,
Retter – Befreier“, folgen ihm nach und leben als die
Befreiten Gottes, an ihn gebunden und frei in dieser
Welt.
- Die Größe, die unfassbare Größe des Fangs weist hin
auf die Menge derer, die Jesus nachfolgen werden. Sie
weist hin auf Größe der Gemeinde, auf die Kirche, die
über Jahrhunderte lebt und wächst.
Sie haben gemerkt, die Geschichte kann nicht auf eine
Szene am See Genezareth um das Jahr 30 nach Christi
Geburt beschränkt werden. Es ist eine Geschichte, die
Ostern und Pfingsten in Gang kommt und längst nicht
abgeschlossen ist.
Der Zusatzname des Simon, „Petrus“ ist ein
Osterhinweis: Petrus ist der erste Osterzeuge
nach den offiziellen christlichen Listen. Dort am See
war noch nicht Ostern, war noch nicht Karfreitag und
Ostern. Den zweiten Osterhinweis der Bibeltexte dieses
Sonntags hören Sie jetzt im Predigttext:
Lk 8, 1-3
Jesus ist unterwegs. Er zieht von Dorf zu Stadt
und von Stadt zu Dorf. Er verkündigt das Reich Gottes,
die Botschaft von Gottes Zuwendung zu seinem Volk, von
der bedingungslosen Zuwendung Gottes zu allen Menschen.
Er lädt alle ein, diese Botschaft anzunehmen. Seine
Heilungen, seine Zuwendung zu den Ausgestoßenen und der
große Fischzug predigen diese Botschaft mit Taten.
Die Zwölf ziehen mit Jesus. Inzwischen sind’s schon die
Zwölf. Aber es sind nicht nur die Zwölf. Es sind nicht
nur die Männer. Es sind auch Frauen:
Jüdische und griechische Lehrer wandten sich
allein an die Männer. Jesus wendet sich an Männer und
Frauen – und auch an die Kinder. Das war unüblich,
sehr unüblich!
Jesus macht auch Frauen zu seinen Jüngern, zu
Jüngerinnen. Das wird hier erzählt.
Er hat Frauen geheilt. Er hat sie von bösen Geistern
befreit und gesund gemacht.
Damals verstand man Krankheit als beherrscht Sein von
einem bösen Geist und Heilung als Befreiung von diesem
bösen Geist. Das sehen wir heute anders. Aber dass
Krankheit auf den Geist geht, die Stimmung bestimmt und
die Lebensgeister lähmt, das kennen wir auch.
Und wir kennen Krankheiten, die nicht körperliche,
sondern geistige Ursachen haben.
Die alte Erklärung von Krankheit ist darum doch nicht so
fremd.
Als erste der Frauen wird Maria Magdalena
genannt. Maria aus dem Dorf Magdala war sehr krank
gewesen, beherrscht von sieben bösen Geistern. Jesus
hatte sie geheilt.
Darauf hat sie sich zu Jesus gehalten. Darauf ist sie
seine Jüngerin geworden. Sie ist seine ganz besondere
Jüngerin geworden:
Sie hat sogar unter seinem Kreuz gestanden,
als einer von den Zwölf, Judas ihn verraten, ein
anderer, Simon Petrus, gesagt hatte, er habe nichts
mit ihm zu schaffen, und die anderen zehn geflohen
waren. Maria Magdalena hat unter dem Kreuz Jesu
gestanden.
Und Maria Magdalena ist die erste Zeugin der
Auferstehung geworden.
Sie hat die Jünger informiert, auch Petrus. So wird
Petrus der erste Zeuge nach ihr – und wird auf den
offiziellen Listen der Auferstehungszeugen als erster
genannt.
Frauen konnten in der antiken Gesellschaft nicht
Zeugen sein. Weil Frauen in der antiken Öffentlichkeit
als unzuverlässig galten, wird Petrus auf den Listen
als erster Auferstehungszeuge genannt. Das Zeugnis von
der Auferstehung musste doch für alle verlässlich und
glaubhaft sein!
Außer Maria Magdalena werden eine Johanna und eine
Susanna genannt.
Johanna war die Frau des Chusa, des Verwalters der Güter
des Königs Herodes; und Susanna. Die drei Frauen sind
vermögend gewesen und haben Jesus und seine Begleitung
aus ihrem Vermögen unterstützt.
Das ist einer der wenigen Hinweise in den Evangelien
darauf, wovon Jesus und die Seinen auf den Wegen in
Galiläa und auf dem Weg nach Jerusalem gelebt haben:
- Sie haben nicht von Jesu Wundertaten
gelebt – nicht einmal vom großen Fischfang im See
Genezareth, den sie verkauft und von dessen Erlös sie
hätten leben können.
- Sie sind eingeladen worden, von Angesehenen und von
verachteten Außenseitern. Jesus hat die Einladungen
von beiden angenommen.
- Die Zwölf hatten ihren Broterwerb aufgegeben, um ihn
begleiten zu können.
- Es waren wohlhabende Frauen, die ihn finanziell
unterstützt haben. Sie haben gleich Verantwortung für
die Gemeinschaft um Jesus übernommen. Die Zwölf, die
Männer haben ihn zunächst nur begleitet.
Maria, Johanna und Susanna sind drei von ihnen, drei
Frauen für viele; wie Simon, Jakobus
und Johannes für die Zwölf und viele Jünger.
Damit sind wir in unserem Alltag angekommen.
- Kirchen und Gemeinden sind Kirche Jesu Christi, aber
sie leben in Ihrer Zeit, mit den Vorstellungen ihrer
Zeit und mit Geld.
- In der Gemeinschaft Jesu in Galiläa und auf dem Weg
nach Jerusalem gab’s keine Unfreien und gab’s Frauen,
alle waren gleich berechtigt. In den frühen christlichen
Gemeinden ging die Gleichheit verloren. Sie lebten in
einer Welt der Sklaverei und der dienenden Frauen.
Erst im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert hat die
Mehrzahl der Christen und Kirchen die Sklaverei
abgelehnt und abgeschafft.
Es hat Jahrhunderte gedauert, fast zwei Jahrtausende,
bis Frauen und Männer in der Kirche gleichberechtigt
sind, wie sie bei Jesus in Galiläa und auf dem Weg nach
Jerusalem gleichberechtigt waren. Es hat Jahrhunderte
gedauert, bis Frauen wie Männer Kirchenälteste, Pfarrer
und Bischöfe werden konnten.
In der größten der christlichen Kirchen, in der römisch
katholischen Kirche können Frauen heute noch nicht
Pfarrer und Bischöfe werden.
- Kirchen und Gemeinden haben mit Geld zu tun. Sie
müssen gut wirtschaften, gut verwalten. Frauen und
Männer setzen sich dafür ein.
Alle Gemeindeglieder, die über Geld verfügen, beteiligen
sich an der Finanzierung der Kirche durch Kirchensteuer
und Spenden.
- Die Gemeinden, die Kirchen setzen ihre Mittel ein,
dass das Evangelium verkündigt und Gemeinde und Kirche
gebaut wird und dass Armen geholfen wird: Donnerstag
erzählte mir eine Kirchenälteste aus einem Dorf bei
Prenzlau, sie bauten ihr Gemeindehaus um, damit sie für
Flüchtlinge, die auch in ihr Dorf kommen werden, bessere
Möglichkeiten zu Treffen und zum Versorgen hätten. Wer
zur christlichen Gemeinde gehört, wer zu Jesus gehört,
der auf Außenseiter und Ausgeschlossene zugegangen ist
und sie aufgenommen hat, geht auf Flüchtlinge und
Asylbewerber zu und nimmt sie auf.
- Kirchen und Gemeinden leben mitten in der
Gesellschaft. Sie müssen immer neu nach Gottes Willen
fragen und danach handeln. Sie dürfen nicht einfach
mitmachen, was man so tut.
- ein letztes: Simon hat sich Jesus angeschlossen, weil
ihn Jesu Worte und Taten überzeugt haben, Frauen und
Männer haben sich ihm angeschlossen, weil auch sie von
seinen Worten und Taten überzeugt waren.
Maria hat sich ihm angeschlossen, weil sie Hilfe
erfahren hat und geheilt worden ist.
Frauen und Männer haben sich ihm angeschlossen, weil
auch sie Hilfe erfahren haben und geheilt worden sind.
Heilung und Hilfe bringen auch heute Menschen dazu, sich
Jesus, sich Gott zuzuwenden, ihm zu danken und als von
ihm befreite Menschen leben.
So wie wir, unsere Gemeinden die Botschaft vom Reich
Gottes weitergeben und Menschen dazu einladen, so
sollten wir auf Geheilte zugehen und sie einladen. Maria
Magdalena wurde geheilt und schloss sich danach Jesus
an. Amen
. |
Von der
Sprachverwirrung (Mt 5,37) Pfr.
Zillmann
Jesus spricht:
"Schwöret nicht. Euer Ja sei ein Ja,
euer Nein ein Nein; alles andere
stammt vom Bösen."
(Monatsspruch Juli, Mt 5,37)
Liebe Lesergemeinde, wenn Kinder Dummheiten machen und
erwischt werden, dann müssen sie versprechen, so etwas
nie wieder zu tun. War die Tat besonders schlimm, dann
wird das Versprechen fast zu einem Schwur. Hoch
und heilig muss man Eidesformeln stammeln, und bis in
alle Ewigkeit soll das Wort der Reue wahrhaftig sein.
Von
Älteren hat man einen kleinen Trick gelernt. Wenn man
beim Sprechen gleichzeitig hinterm Rücken unbemerkt den
Mittel und den Zeigefinger kreuzt, dann gilt dieses Wort
nicht wirklich. Zwar ist der Eid jetzt eine Lüge,
aber man selber ist kein Lügner, denn der liebe Gott
sieht alles und weiß, dass der Schwur in der Not ja
erzwungen ist.
Erwachsene kennen diesen Trick und schwören deshalb
immer mit einer erhobenen Hand und die andere wird
sichtbar auf einen wichtigen Gegenstand gelegt. Im
Schwur ist also die Unwahrheit schon angelegt und Jesus
sagt deshalb, Schwören ist schlecht, das Ja soll ein Ja
sein und das Nein ein Nein.
Im Zeitalter der Kommunikation, wenn alles
aufgeschrieben, abgedruckt, fotografiert und gefilmt
wird, ist der Betrug beim Eid leicht nachweisbar und
deshalb nicht sehr beliebt. Das Internet vergisst nie,
sagen manche, und mit einem kleinen Knopfdruck auf die
Computertaste kommt aller Schwindel schnell ans Licht.
Deshalb muss man sich bessere Kniffe einfallen lassen,
um andere übers Ohr zu hauen.
Gebildete Lügner verdrehen darum die Wörter gern. Ja
soll plötzlich Nein heißen und Nein soll Ja sein – alles
wird zum Jein. Das merkt natürlich der Dümmste und so
benutzen manche für ihre Täuschungen einfach
Fremdwörter, am besten lateinische oder englische
Begriffe.
Aus schlechtem Wetter wird ein Global Warming,
Märchenerzähler werden zu Qualitätsjournalisten, Bettler
und Landstreicher wandeln sich zu Migranten und
Refugies, und von dem Neusprech bei der Gleichstellung
der Geschlechter, dem sogenannten Gender-Mainstreaming
ganz zu schweigen.
Als Christen sollten wir aber anders miteinander reden.
Eine Sprachverwirrung des Guten und Bösen ist
gefährlich. An die Stelle von Verheimlichung und
Heuchelei sollten wir auf Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit
setzen, eben auf eine klare Sprache mit Ja und
Nein.
Ihr Pfarrer Zillmann
"Du bist sicher auch einer
von denen. Deine Sprache verrät
dich!"
warnten die Leute Petrus, als er
leugnete und schwur,
"… und sogleich krähte der Hahn." (Mt
26,73-74)
. |
Gottes
Sohn - (Mt 27,54)
Pastor Luttenberger 05.04.15
"Wahrlich, dieser
ist Gottes Sohn gewesen!"
(Monatsspruch April, Mt 27,54)
Liebe Gemeinde, "Das war´s gewesen!", sagen wir
manchmal, wenn wir denken, dass in einer Sache alles
vorbei ist und nichts mehr geht. Der römische Hauptmann,
der zusammen mit anderen die Hinrichtung Jesu überwachte
und Christi Leiden und Sterben Minute für Minute
miterlebte, kommt scheinbar zu einem ähnlichen Schluss,
wenn er sagt: "Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn
gewesen!".
Aus und vorbei, trotz, ja wohl gerade wegen all der
gewaltigen Begleiterscheinungen des Sterbens Christi,
die diese sowohl menschlich, als auch göttlich
dramatische Situation begleiteten: Sonnenfinsternis,
Jesu Schreie, Zerreißen des Tempelvorhangs, Erdbeben,
Felsspaltungen, Wiederbelebung Toter - mehr geht wohl
nicht, wenn es aus menschlicher Sicht um Himmel und
Erde, Kult und Religion, Leben und Tod geht, wenn
es darum geht, dass und wie Gottes
Sohn höchstpersönlich das irdische Dasein
verlässt.
Und der aus christlicher Sicht gesehen
römisch-heidnische Hauptmann, der eigentlich nichts
davon versteht, versteht doch scheinbar irgendwie alles,
er versteht, was uns zu verstehen manchmal vielleicht
schwer fällt, immer mal wieder, wenn es Karfreitag und
Ostern wird: Dieser war wirklich Gottes Sohn.
Doch im gottesdienstlichen geistlichen (Nach-)Vollzug
von dem, was Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag
und Ostersonntag geschehen und bewirkt worden
ist, an göttlicher Kraftlegung für das irdische Leben
und für das ewige Leben, können auch wir, ganz wie der
Hauptmann aus nächster Anschauung erfahren, was es mit
dem Sohn Gottes für unser äußeres und inneres Leben, für
unser irdisches und ewiges Leben auf sich hat, mit dem
Auferstandenen Gekreuzigten Sohn Gottes, in dem Sinne,
wie der Monatsspruch für Mai es sagt: "Alles vermag ich
durch ihn, der mir Kraft gibt."
Ich lade sie herzlich dazu ein, unter das Kreuz des
Auferstandenen in unsere Kirche zu kommen - am
Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag
- und darüber hinaus.
Wir seh´n uns! Herzlich Ihr Pastor
Luttenberger.
. |
Von Gutmenschen und
Pharisäern - (Mt 23,15ff) Pfr.
Zillmann 01.02.15 (Auszug)
Weh
euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer…, die ihr Land und Meer durchzieht…
(Mt 23,15ff)
Liebe Lesergemeinde, wenn Politiker in Anbetracht
von Pegida vor Wut im Gesicht rot und grün werden,
wenn Journalisten mit ihren Worten Gift und Galle
spucken, dann weiß Otto Normalbürger, daß den Parteien
langsam die Wähler und den Zeitungen die Leser abhanden
kommen. Die einen verlieren Macht und die anderen Geld.
Eine unselige Mischung, wenn sich dann beide zusammen
tun, um die Menschen schulmeisterlich belehren zu
wollen. Das Volk, der böse Lümmel, die komische Mischpoke hat sich
auf der Straße wieder mal zu Wort gemeldet. Es wird nun
um die Deutungshoheit über Gut und Böse gerungen. Es
geht um die Wahrheit.
Bei diesem Disput darf die Kirche nicht fehlen. Sie hat
dabei einen großen Vorteil, da sie, jedenfalls in einer
evangelischen Gemeinschaft, keiner Parteidisziplin
unterliegt und jeder Christ sein eigener Priester sein
darf. So kann es passieren, daß in Dresden der alte
Superintendent beim fröhlichen
Weihnachstliedersingen vor der Kirche
gesehen wird und in der Kirche der
amtierende Superintendent sich mit einem
multikulti Friedensgebet abmüht.
Solche Konstellationen gab es schon öfters, zum Beispiel
anfangs während der Wende, im Dritten Reich mit der
bekennenden Kirche, in der Aufklärung bei den Pietisten
oder besonders in der Zeit der so viel beschworenen
Reformation. Ein mündiger Christ kann entscheiden, ob er
drinnen oder draußen beten will. Das ist gut so.
Durchgesetzt haben sich allerdings immer die, die
zunächst vor der Kirche standen. Das sollte man wissen.
Kirchensteuerfürsten finden so etwas allerdings weniger
gut. Im Chor der Weltversteher geben sie den moralischen
Ton an und verlangen von anderen Christen ihnen gleich
zu tun. Zeugnis sollen sie ablegen. In der Front der
Anständigen müssen sich alle einreihen und das Hohe Lied
der Liebe singen.
Zu Jesu Zeiten bezeichnete man Gutmenschen und politisch Korrekte
auch als Schriftgelehrte und Pharisäer. Vor Obrigkeit und
herrschenden Eliten wurde schon damals gewarnt und so
sagt Jesus:
"Weh
euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr
Land und Meer durchzieht, … ihr verblendeten Führer,
die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt, …
ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen
hübsch aussehen, aber innen sind sie voller
Totengebein und lauter Unrat."
Diese klaren Worte fehlen heute oft. Aber solche
Herrschaften erkennen wir trotzdem - auch über die
Zeiten hinweg - immer wieder an ihren Worten und an
ihren Taten, egal wie sie heißen mögen. Im Lande der
Staatsgläubigen sind sie allerdings schwer zu ertragen
und wem es nun zu bunt wird, der sollte Farbe bekennen,
denn nur die Wahrheit macht frei.
Ihr
Pfr. Zillmann
Ev.Kirche Am Seggeluchbecken in
Berlin-Reinickendorf
Pfarrer Peter Zillmann, 13435
Berlin-Märkisches Viertel, Finsterwalderstr. 68
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