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Kirchen-Gemeinde im Internet:
Willkommen in der Kirche

 Predigten und Andachten  2016

Inhalt

Salz und Frieden (Markus 9,50b,  Pfr.i.R Zillmann)
Viele Glieder – ein Leib (1 Kor 12,ff  Supn. Hornschuh-Böhm)
Letzte Ermahnungen (Hebr 13, 1-6,  10.07.16  Sup.i.R. Kanstein)
Moral und Politik (Lk 20,25) Pfarrer i.R. Zillmann 
Aufbruch in die Leichtigkeit (Joh 12,32 Supn. Hornschuh-Böhm)
Trick 11 25 ( Mk 11,25  Pastor Donat Luttenberger)

weitere Predigten im Archiv
(Hinweis: Die Predigten sind teilweise geschrieben wie vorgetragen. Es gilt das gesprochene Wort)

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   Salz und Frieden (Markus 9,50b,  Pfr.i.R Zillmann)

Jesus sagt: Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander!
Monatsspruch August 2016 : Markus 9,50b

Der Monatsspruch vom August ist interessant. Anderen Menschen klar die Meinung sagen und trotzdem gut mit ihnen auszukommen, ist eine große Kunst. Besonders zwischen verschiedenen Kulturen kann es da oft zu Missverständnissen und Streitereien kommen. Dabei kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Willkommenskultur
Während ich diese Zeilen schreibe, laufen in den Nachrichten die Berichte über die islamistischen Morde in Nizza, München, Würzburg, Reutlingen, Ansbach. „Die Gewalt verlässt nun nach und nach das Reservat der Asylbewerberunterkünfte.“, lese ich in einem Kommentar.

 Ein Blick auf die Webseiten unserer Landeskirche zeigt einen Gedenkgottesdienst für die Anschlagsopfer, dann ein Willkommensmagazin für Flüchtlinge und einen Werbespruch für das Reformationsjubiläum  „500 Jahre – begabt leben, mutig verändern.“ Wie geht das zusammen?

Nun, der Islam war vor 500 Jahren auch schon ein Problem. In den Bekenntnisschriften der Reformation wurde damals allerdings klar formuliert, daß er als Ketzerei, Häresie und Irrglaube verworfen wird (1. Artikel der Confessio Augustana) . Auf dieses Bekenntnis sind alle protestantischen Christen auch heute verpflichtet.

Ich muß mich also nicht verantworten, wenn ich den Islam ablehne, sondern es hat sich der zu verantworten, der mit dieser Religion ins mittelalterliche Kuschelbett steigen will.

„Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander!“
Eine schwere Aufgabe.                                                              Pfr.i.R. Zillmann


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   Viele Glieder – ein Leib (1 Kor 12,ff  Supn. Hornschuh-Böhm)
12 Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.

Die Kirchengemeinde am Seggeluchbecken bekommt eine neue Pfarrerin: Barbara Fülle (44) übernimmt  die Pfarrstelle, die zu gleichen Teilen von der Gemeinde und dem Kirchenkreis bezahlt wird. Und wie immer bei einem Neuanfang sind die Erwartungen an die künftige Stelleninhaberin bereits im Vorfeld hoch: gut predigen soll sie und eine einfühlsame Seelsorgerin sein; die Jugend muss angesprochen und die mittlere Generation für die Kirche gewonnen werden; die Geschäftsführung wartet auf sie genauso wie Überlegungen zum Unterhalt und zur Nutzung der umfangreichen Gebäude.

Große Ansprüche an eine einzelne Person! Dabei wird doch, wenn sie demnächst feierlich in ihren Dienst eingeführt wird, auch der schöne Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus zu hören sein, in dem er die verschiedenen Aufgaben der Kirche mit einem lebendigen Organismus vergleicht:
„Denn wie der Körper eine Einheit ist und doch viele Teile hat und alle Teile  des Körpers   die Einheit ausmachen,   so verhält es sich auch
mit Christus: wir alle sind durch seinen Geist zu einer Einheit getauft, auch wenn der Gemeinde unterschiedliche Aufgaben gestellt sind.“ 
Nun, der Apostel kannte ganz offensichtlich die Nöte unserer modernen Kirche nicht. Unterschiedliche Aufgaben gibt es für die Gemeinden zwar noch reichlich,  aber immer weniger Gemeindeglieder, die auch die Zeit haben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und für bezahlte Kräfte fehlt das Geld. So kommt es zu dem Dilemma, auf der einen Seite ein ansprechendes Gemeindeprogramm für alle Generationen und ihre Interessen anbieten zu wollen, auf der anderen Seite aber die wenigen Engagierten und die noch kleinere Zahl der beruflichen Mitarbeiter/innen damit hoffnungslos zu überfordern.

Wie könnte eine Lösung aussehen?   Sehen wir noch einmal auf das Bild des Paulus von dem Zusammenspiel der verschiedenen Teile des einen Körpers. Der Apostel spricht ja nicht von einer Kirchengemeinde nach dem Muster unserer Landeskirche, sondern von Christus. Sein Bild beschreibt unterschiedliche Menschen an unterschiedlichen Orten, die füreinander und für andere  im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe einstehen und so Christus in unserer Welt abbilden. Das geht weit über unsere eng gefassten lokalen Gemeindegrenzen hinaus.

So wie moderne Menschen heute täglich die Grenzen ihres Wohnortes verlassen und  ihr Leben mobil gestalten, so müssen auch unsere Formen des kirchlichen Lebens mobiler  werden. Anstatt ein gemeindliches Vollprogramm vor Ort anbieten zu wollen, sollten wir nach Bündnispartnern in der Nachbarschaft und in der Region suchen, mit denen wir den Auftrag Jesu Christi sinnvoll und wirksam teilen können.

Die Kirche Jesu Christi lebt jedenfalls nicht für ihren Selbsterhalt, sondern dafür, dass das Evangelium unter die Leute kommt.  Und das ist eine Aufgabe nicht bloß für eine Pfarrerin und eine Gemeinde, sondern für alle, die sich der Kirche Jesu Christi zugehörig fühlen.

Beate Hornschuh – Böhm, Superintendentin im ev. Kirchenkreis Reinickendorf


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   Letzte Ermahnungen (Hebr 13, 1-6,  10.07.16  Sup.i.R. Kanstein)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus du die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!
Liebe Gemeinde!
Der Predigttext passt zu uns:     Wir sind eine kleine Gemeinde, klein wie die Gemeinden an die der Hebräerbrief gerichtet ist; auch verzagt wie diese Gemeinden. Aber wir haben die große Zusage des Evangeliums, das wir eben gehört haben: Die Menschen haben von Jesus gehört, von seinen Taten und seinen Worten. Sie sind ihm nachgelaufen. Er sieht, dass sie hungrig sind und speist sie: Er nimmt das wenige, was sie bei sich haben, und verteilt es, so dass alle satt werden. Er speist sie mit der Gotteszusage und mit täglichem Brot.

Der Predigttext, die Verse, die ich gleich vorlese, stehen am Ende des Hebräerbriefes. Sie gehören zu der neuen Lese- und Predigtreihe, die wir im vergangenen Jahr erprobt haben. Ich fand, sie passen zu uns heute besser als die der alten Reihe.

Der Hebräerbrief entfaltet auf seine Weise die große Gotteszusage. Am Anfang des Schlusskapitels heißt es: Lebt mit dieser Gotteszusage! So wie zu Jesu Verkündigung des Evangeliums die Speisung gehört, so zum Christenleben das Hören auf das Wort und das tägliche Leben.

Hebr. 13, 1-6  Letzte Ermahnungen

13.1 Bleibt fest in der brüderlichen Liebe. 2 Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. 3 Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt. 4 Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten. 5 Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt (Josua 1,5): »Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.«  6 So können auch wir getrost sagen (Psalm 118,6): »Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?«
Wir haben gehört: Haltet fest an der brüderlichen Liebe: Haltet fest an der Verantwortung für einander, an der Sorge für einander, am Einsatz für einander. Dieses „haltet fest“ wird in vier Mahnungen entfaltet und abgeschlossen mit einer Gotteszusage.

Zwei Mahnungen sind gemeindebezogen: Seid gastfrei, vergesst die Gefangenen nicht!
Zwei Mahnungen sind sehr allgemein. Sie gelten der Sexualität und dem Umgang mit dem Geld – zwei alte und immer neue Themen – bei Christen und allen anderen.
Zum Schluss die Gotteszusage: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“
Die im Hebräerbrief, ja in der Bibel entfaltete Gotteszusage, die in der Geschichte von der Speisung zusammengefasst ist, wird in einem Satz noch weiter zusammengefasst: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen!“

Das ist das Fundament unseres Christ-Seins. Auf diesem Fundament leben wir als Christen – und jede von Ihnen und jeder weiß: Auf einem Fundament muss gebaut werden: Ein Fundament ohne einen Bau ist nichts und Bauten ohne Fundamente stürzen früher oder später ein.

Vor dem Bauen vergewissern sich Christen ihres Fundaments: Auf „ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen“ antworten sie, hier mit Worten des 106. Psalms: „Der HERR ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten. Was kann ein Mensch mir tun?“
Er ist mein Helfer, er hat das Fundament gelegt und ist dann Helfer beim Bauen. „Ich will mich nicht fürchten; was kann ein Mensch mir tun“ unterstreicht: „Er ist mein Helfer!“

Wer als Christ leben will, wird auf Widerstände stoßen, angefangen bei den Widerständen bei sich selbst: Sollte Gott wirklich von mir erwarten, dass ich seinen Willen tue? Sollte ich in einer ganz bestimmten Situation seinen Willen tun und nicht, was leichter ist oder mir gerade besser gefällt? Es gibt auch andere Widerstände!

Jetzt zu den Geboten, zu den Mahnungen:

Die 1. Mahnung: „Gastfrei zu sein, vergesst nicht!“
Auch am Ende des 1. Jahrhunderts sind Christen gereist. Die Reisen der Prediger des Evangeliums haben  nicht mit Paulus und den Aposteln aufgehört! Vertreter der Gemeinden haben andere Gemeinden besucht. Christen waren Kaufleute, Handwerker, die ihrer Arbeit nachreisten. Sie waren  Heimreisende Männer, die sich aus der Sklaverei frei kaufen konnten und in ihre Heimat zurückreisten, von Rom nach Kleinasien, z.B. – befreite Sklaven. Diese Reisenden brauchten Quartier, damals mehr noch als heute: Die meisten waren zu Fuß Reisende oder mit Eseln unterwegs und musste oft übernachten. Nehmt sie auf! Christen gehören zusammen, auch wenn sie aus fremden Ländern kommen. Damals! Nur damals?

Wir leben in einem Reisezeitalter: Geschäftsreisende, Berufsreisende, reisende Politiker – die meisten von uns sind / waren am ehesten Urlaubsreisende: Komisch: Ferienreisen in fremde Länder! Je fremder, desto besser – und zugleich Ablehnung von Fremden und Fremdem.

Woran liegt dieser Widerspruch? Fremdes ist interessant; Fremde sind’s auch. Und Fremdes,
Fremdes macht Angst, Fremde machen Angst: Fremde in der Fremde interessant und Fremde, andere bei uns bedrohlich!

Von krassen Beispielen der Fremdheit berichten die Nachrichten der vergangenen Woche aus den USA. Da ist vieles zunächst gar nicht verständlich; aber im Lande des allgemeinen Schusswaffenbesitzes - von der Verfassung garantiert, argumentieren die Waffenfans – machen auch Polizeibeamte von der Schusswaffe Gebrauch, so häufig, wie wir’s uns nicht vorstellen können. Stellen Sie sich vor, ein Beamter gibt in Berlin einen tödlichen Schuss ab …

Letzte Woche sind wieder zwei Afroamerikaner von weißen Polizeibeamten erschossen worden. Die Videos dieser Taten haben das Land aufgewühlt: Afroamerikaner werden von Polizeibeamten, bedroht, misshandelt, erschossen! Und dann am Donnerstag: In Dallas erschießt ein Afroamerikaner fünf weiße Polizisten. Proteste, Gegenproteste, Hassausbrüche!

Ich lese Ihnen einen Abschnitt aus einer Klage vor, die heute in Kirchen in den  USA gebetet wird. Die Kirchen haben sich zu solchen Klage- und Bittgebeten an diesem Sonntag verabredet:
Wie lange noch, Herr?   
Rassismus triumphiert, weißer und schwarzer Rassismus.    
Die Öffentlichkeit fordert Vergeltung.
Eine junge Frau kniet neben ihrem sterbenden Vater und sucht ihrer Mutter beizu-stehen.
Söhne und Töchter von Polizeibeamten bitten Mutter und Vater: Bleibt zu Hause, geht nicht zum Dienst!
Erbarmen! Erbarmen für wen?
Wie lange noch, Herr?
Herr, erbarme dich!

Wie kann man mit Fremdheit besser umgehen? Der Hebräerbrief erinnert an die uralte Erfahrung von Fremdheit und daran, dass ihr auch ganz anders begegnet wird als mit Ablehnung und Gewalt, sondern mit Gastfreundschaft: Stellt euch den Fremden, nehmt sie auf! Das ist uralte Menschheits- Erfahrung. Die andere Antwort auf die Angst vor dem Fremden: Der Fremde genießt Gastrecht. So wird das Fremde gebannt.

Und dann: „Dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“, d.h. der Fremde ist zum Freund geworden, das Fremde bereichert. Wagt’s mit den Fremden, mit dem Fremden sagt das Bibelwort, mit den Fremden unter uns, auch mit den Flüchtlingen: Geht auf sie zu; überwindet Fremdheit!

Dazu noch zwei Bemerkungen:
1. Heute kennen wir Gemeinde- und Kirchenpartnerschaften über Grenzen. Sie haben ausländischen Gemeindebesuch gehabt?
Ich war 1959 / 60 ökumenischer Austauschstudent in den USA. Das Gebet, aus dem ich eben vorgelesen habe, hat mir meine theologische Hochschule von damals zugeschickt, mir wie den ehemaligen Studenten, die Pastoren oder emeritierte Pastoren in den USA sind, und den heutigen Studenten, dass wir’s im unseren heutigen Gottesdiensten beten. Ich werde es kurz in unser Fürbittengebet aufnehmen und Ihnen den ganzen Text am Ausgang mitgeben.
2. In unseren Gemeinden laufen die Vorbereitungen zum DEK im nächsten Jahr an. Wir brauchen Quartiere vom 24. – 28. Mai 2017!

2. Mahnung: „Denkt an die Gefangenen:“ Damals waren Christenverfolgungen in frischer Erinnerung – und vielleicht nicht einmal abgeschlossen: Übrigens heute werden mehr Christen verfolgt als je zuvor, ja, wohl auch mehr als in der frühen Sowjetunion. Betet für die Gefangenen, sucht ihnen etwas zukommen zu lassen, besucht sie; kauft sie frei! Helft denen, die misshandelt wurden und körperliche oder seelische Schäden davongetragen haben: Steht ihnen bei!
Damals und heute!

Zunächst geht’s um die Parteinahme für bedrängte Christen, für Mitchristen. Dürfen wir uns für Christen mehr einsetzen als für Muslime? Wurde vor ein paar Wochen gefragt. So können Nicht-Christen fragen; so werden Muslime fragen. Aber Christen? Bei den allernächsten fängt die Hilfe an, sie sollte nicht bei ihnen enden. Was aber nicht bei den allernächsten anfängt, fängt nur zu oft gar nicht an.

Bei uns fängt’s noch näher an: Besucht, die in Einsamkeit und Krankheit gefangen sind:
Wer kennt keinen, der / die auf eine Besuch wartet?

Die dritte und vierte Mahnung sind nicht gemeindespezifisch. Sie stammen aus dem allgemeinen Mahnkatalog, Sex und Geld; vom rechten Umgang mit Sex und Geld!

3. Mahnung: Zunächst also: „Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt.“
Da wird Sexualität, Sex auf die Ehe beschränkt und die Ehe auf Sexualität. Das reicht ja wohl nicht!
Ja, Sex ist das Unterhaltungsthema – nicht nur unserer Zeit, Sex im engeren und weiteren Sinn, die gelingenden und misslingenden Partnerschaften bekannter und unbekannter Mitmenschen, Eskapaden und Treue und natürlich die Partnerschaften zwischen Frauen und Frauen und zwischen Männern und Männern.

Es reicht nicht, wenn über Ehe gesprochen wird, als ginge es nur um das, was im Bett geschieht! Lassen wir die zweite Hälfte des Zitats weg und bedenken die erste: „Die Ehe soll in Ehren gehalten werden!“

„In Ehren gehalten werden:“ Liebende sollen einander ehren! Geht, mahnt der Hebräerbrief, in der Sexualität verantwortlich mit einander um! Achtet einander! Gebt acht auf einander! Lebt das Ja zu einander! Das gerade im Bundestag verabschiedete „Nein ist Nein“ ist die eine Seite; die andere „Ja ist Ja!“ Das gilt nicht nur in Ehen.  Ehen sind Partnerschaften, Lebenspartnerschaften, nicht nur lebenslang, sondern das ganze Leben einschließend.

Ich bekam vor ein paar Tagen die Einladung zu einer goldenen Hochzeit, darauf eine Fotografie: Die beiden, die ihre Goldene Hochzeit feiern wollen, sitzen neben einander auf der Schaukel, auf den zwei Schaukelbrettern einer Doppelschaukel. Sie halten einander an den Händen. Sie sitzt auf ihrem, er auf seinem Brett: Sie hat ihr eigenes Leben, er hat sein eignes Leben und sie leben zusammen. Sie gehören zusammen.

Können Sie sich noch erinnern an eignes Schaukeln, an Kinder- oder Enkelschaukeln? Schaukeln im gleichen Schwung gelingt oft nicht. Jede / jeder hat ein eigenes Leben – aber sie gehören zusammen. Sie schaukeln in verschiedenen Schwüngen, sie fassen einander, sie müssen einander los lassen, sie ergreifen einander wieder. Entscheidend ist, dass die Hände immer wieder einander finden, auch Ruhe finden, Feste feiern – auch eine Goldene Hochzeit. Und auch in gemeinsamen Schwüngen schwin-gen!Aber nicht nur in der Ehe: Geht verantwortlich mit der Sexualität um!

4. Mahnung: Ich mache es kurz: „Seid nicht geldgierig!“ Wir leben in einer Geldgesellschaft, in der wir ohne Geld nicht leben können. Vor 200 Jahren brauchten die meisten Menschen in diesem Land nicht täglich Geld. Sie lebten vor allem von dem, was sie selbst in Stall und Garten und auf dem Felde produzierten. Wir brauchen Geld um Brot zu kaufen, Brot und alle anderen Lebensmittel. Schlimm, wenn einer nicht genug Geld hat! Also nichts gegen Geld!

Geldgierig ist, wer rafft. Geldgierig ist, wer nicht ertragen kann oder sich daran aufreibt, dass andere mehr haben. Geldgierig ist, wer nicht mehr ruhig schlafen kann, weil er, weil sie meint, morgen nicht mehr genug zu haben. „Seid nicht geldgierig!“

Helfen Sie, teilen Sie, auch Geld. Helfe Sie, auch mit Geld, wo Sie helfen können! Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich die Schere zwischen arm und reich, zwischen normal und superreich immer weiter öffnet – darum lassen Sie uns eintreten für eine gerechtere Gesellschaft, auch wenn wir wählen.

Ich fasse zusammen: Haltet fest an der brüderlichen Liebe, d.h. haltet fest an der Verantwortung für einander, an der Sorge für einander, am Einsatz für einander. Baut weiter auf dem Fundament, das Gott gelegt hat: Er hat gesagt: „Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.“ Wir antworten darauf: „Der HERR ist mein Helfer. Ich will mich nicht fürchten. Was kann ein Mensch mir tun?“ Wir antworten nicht nur mit Worten, sondern mit der Tat.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!

Amen


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   Moral und Politik (Lukas 20,25  Pfr. Zillmann)
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"  (Lukas 20,25)

Liebe Lesergemeinde, ein altes Sprichwort sagt: "Über Besuch freut man sich immer zweimal. Einmal wenn er kommt und einmal wenn er wieder geht." Wenn man dieses Sprichwort auf Flüchtlinge anwendet, begeht man den Fehler, den heutzutage viele machen. Sie verwechseln Individualethik  mit Sozialethik, sie vermischen Moral mit Politik.

Dazu ein Beispiel: Wer nur   e i n e m   Flüchtling hilft, übt sich in christlicher Nächstenliebe und ist ein guter Mensch. Wer   z w e i   Flüchtlingen hilft, handelt oft aus politischer Berechnung und wird ein Kriegsgewinnler sein. Aber wer dann   d r e i   Flüchtlingen hilft, den wird man früher oder später als Volksverräter bezeichnen. Quantität schlägt schnell in eine neue Qualität um, aus der anwachsenden Menge wird eine neue Eigenschaft. Das ist ganz logisch.

Nun   w i l l   aber nicht jeder bis drei zählen können. Um sein irrationales Tun zu rechtfertigen geschieht das eingangs erwähnte. Moral und Politik werden unzulässig miteinander verquickt. Ethik und staatliches Handeln werden vermengt.

Das, was in zwischenmenschlichen Beziehungen seinen Wert hat, wird plötzlich mit Lug und Trug auf das Allgemeine übertragen. Liebe und Hass werden ins politische Spiel gebracht. Gute und Böse werden benannt, sogar Hell- und Dunkeldeutsche werden erfunden. Jeder Blödsinn wird jetzt moralisiert.

Das geht auf Dauer nicht gut. Die Gesellschaft wird gespalten. Die Nazikeule ist bereits zum Bumerang geworden und im Osten überzeugt die Staatspropaganda schon lange nicht mehr.

In dieser Situation besinnt man sich der Kirche. Um die Staatsräson und den inneren Frieden zu festigen, muß sie ihre alten Morallügen hervorkramen. Es werden mit dem Etikett der Christlichkeit die scheinheiligen Argumente überklebt. Politische Eliten und kirchliche Obrigkeiten ziehen jetzt an einem Strang. Thron und Altar bilden wieder eine Schicksalsgemeinschaft. Gemeinsam wollen Sie das Volk erziehen.

Liebe Lesergemeinde, lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen. Nächstenliebe bedeutet nicht automatisch Fernstenliebe. Jesus hat zum Beispiel dem einzelnen Kranken geholfen, aber es wird nicht erzählt, daß er je ein Krankenhaus errichtet hat. Jesus war kein Sozialarbeiter. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, und Kirche ist nicht Sozialismus.

Zu der Frage, ob man den herrschenden Kaiser achten und mit Geld unterstützen sollte, sagte er ganz klar: "Gebt dem Kaiser, was des Kaiser's ist und Gott was Gott ist." Der Kaiser konnte ihm also gestohlen bleiben. Diese simple "Zwei-Reiche-Lehre" aus der Reformation dürfen wir nicht vergessen.

Denn es ist ein Unterschied, ob man selber einem Menschen hilft, oder ob man dazu von anderen gezwungen wird. Es ist ein Unterschied ob man selber einem Flüchtling Unterkunft gewährt, oder ob der Staat einem fremde Menschen ins Wohnzimmer setzt. 

Staatliche Gewalt, ob sie nun gut oder schlecht gemeint ist, hat andere Maßstäbe als die individuelle Nächstenliebe. Deshalb ist die sogenannte Willkommenskultur auch keine christliche Pflicht, sondern höchstens eine politische Dummheit.                                   Ihr Pfr. i.R. Zillmann



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   Aufbruch in die Leichtigkeit (Joh 12,32 Supn. Hornschuh-Böhm)
"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde,
so will ich alle zu mir ziehen"

(Himmelfahrt des Herrn; Joh 12,32)

Aufbruch in die Leichtigkeit

Schön sehen sie aus, die bunten Lenkdrachen, die wir am Himmel über der Ostsee hin und her schweben sehen. Ganz verschieden sind sie in Form und Farbe, in Größe und Gestalt. Einer sieht aus wie ein riesiger blau-weißer Schirm, ein anderer wie ein roter Fisch. Dann gibt es auch eine lachende grüne Raupe darunter und sogar einen finsteren Totenkopf – der Phantasie sind bei diesen „Kites“, wie der Fachausdruck für die Lenkdrachen lautet, keine Grenzen gesetzt.

Doch damit am Ende diese kunstvollen Drachen mühelos und federleicht durch die Luft flattern, muss der Lenker lange üben. „Wir fangen immer damit an“ erklärt der Trainer am Strand, „dass wir erst einmal nur Figuren in den Himmel malen. Klingt einfach, ist aber schon eine richtige Kunst. Der Drachen wird an zwei Leinen geführt und soll möglichst gleichmäßige Bewegungen in der Luft machen. Da spürst du sofort die Power, mit der der Wind alles nach oben zieht.“

Meine Augen wandern von ganz alleine den Drachen hinterher, nach oben in den unendlich weiten blauen Himmel. Ob es dieser Blick nach oben ist, weshalb manche Kiter sagen, ihr Hobby sei für sie nicht nur ein sportliches, sondern auch ein spirituelles Erlebnis? Weil dieser Blick in den Himmel einem zeigt, dass die Welt nicht verschlossen, sondern offen ist? Offen nach oben und offen nach vorn.

Es muss wohl eine ähnliche Erfahrung gewesen sein, die damals am Anfang der Kirche Menschen dazu veranlasst hat, die Geschichte von der Himmelfahrt Jesu zu erzählen: „Eine Wolke nahm Jesus auf und entzog ihn ihren Augen“  heißt es dazu im Neuen Testament. Der Blick nach oben, weg von Abschiedsschmerz und Trauer, bringt die Jünger Jesu zu der Erkenntnis: Jesus ist nicht mehr nur an einen Ort und an eine bestimmte Zeit gebunden, sondern er ist jetzt überall, soweit wie der Himmel reicht.  An jedem Ort und in jedem Augenblick lässt er sich spüren durch seinen Geist (das ist in der Bibel dasselbe Wort wie für Wind!)

Machen wir es wie die Kiter an der Ostsee oder wie die Jünger vor der Stadt Jerusalem. Lassen wir unseren Blick nach oben ziehen und sehen: der Himmel über uns ist weit und offen, und die Welt und die Zeit und jedes Leben darinnen auch.   Beate Hornschuh – Böhm, Superintendentin


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   Trick 11 25  ( Mk 11,25  Pastor Donat Luttenberger)
"Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt."

(Monatsspruch für Februar 2016     Mk 11,25)

Trick 11 25 - ohne Selbstüberlistung

Liebe Lesergemeinde, haben Sie sich schon einmal selbst im Wege gestanden? Zum Beispiel auf dem Wege des Schuhe-Zuschnürens auf dem einen Schnürsenkel der Wanderschuhe mit den langen Schnürsenkeln, der zu lang gebunden ist, gestanden, während Sie den anderen zubinden? Beim Loswandern mit dem falschen Bein kommt man dann zwar schnell mal ins Stolpern, bekommt aber dadurch auch den erlösenden Hinweis auf das, was zu tun ist, um in unwegsamem Gelände Schlimmeres zu verhindern.

Solch einen Hinweis für wohlbedachte Schritte auf unseren Glaubensweg gibt uns unser Monatsspruch für Februar. Mit unseren Vorhaltungen gegenüber unserem Nächsten bauen wir ja selber den Vorbehalt auf, der die Vergebung betrifft, derer wir selber so dringend von Gott bedürfen – auch und gerade, was unseren Nächsten betrifft! So geht Selbstüberlistung!

Wie kommen wir heraus aus dieser Blockade? Lassen wir uns doch von Gott auf dem richtigen Fuß erwischen, auf dem der Liebe, wie es unser Monatsspruch für März sagt. Für mich heißt das, mir selbst und Ihnen zuzurufen: „Sei lieb zu Dir!“ Lass Dich von Gottes Liebe so erwärmen, dass keine Spielräume mehr bleiben für die Auswanderung aus der Vergebungsbereitschaft. Unsere Liebe zurück zu Gott nimmt ihren Weg über unseren nahen und fernen Nächsten. So geht Trick 11 25 – ohne Selbstüberlistung, sondern mit 15 9:      D.L.                                                                                  

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