Hauptseite.Archiv                      PageAutor: Pfarrer Zillmann    (15.11.2011)

Kirchen-Gemeinde im Internet:
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 Predigten und Andachten  2011

Inhalt

Predigt - Was brauche ich für mein Leben  (Röm 3,21-28) 30.10.11 Pn. Orland
Predigt - Unbefugte Obrigkeit  (Mt 22,15-22) 18.09.11 Pfr. Zillmann
Predigt - Das Programm Gottes (Mk 4,26-29) 27.02.11   Pfr. Zillmann
Predigt - Das Böse überwinden  (Röm 12,21) 02.01.11 Pfr. Zillmann


weitere Predigten im Archiv
(Hinweis: Die Predigten sind teilweise geschrieben wie vorgetragen)

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  PredigtWas brauche ich für mein Leben  (Röm 3,21-28) 30.10.11 Pn. Orland

Predigt 19. nach Trinitatis, Reihe III, Am Seggeluchbecken

Liebe Gemeinde! Unser Predigttext steht: Römer 3, 21-28

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.
27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Liebe Gemeinde, das ist ein spröder Bibeltext – schwer zu behalten. Aber für Martin Luther war er wie das Tor zum Paradies. Morgen feiern wir den Gedenktag der Reformation. Die Kinder in Brandenburg haben schulfrei – es ist ein Feiertag. Aber auch in Berlin dürfen die Kinder zu Hause bleiben – der Senat hat „ein bißchen Feiertag“ für Schüler genehmigt.

Was aber bedeutet uns dieser Tag? Wir können es Martin Luther heute früh nachmachen und Zentimeter für Zentimeter diese Tür zum Paradies aufmachen. Wir öffnen uns schrittweise für diesen Text. Eine Redensart sagt: “Davon kannst du dir eine Scheibe abschneiden!“ Das bedeutet: Das solltest du dir zum Vorbild nehmen!

In einer Tageszeitung habe ich gelesen: Die meisten Bundesbürger wollen in diesem Jahr vom wirtschaftlichen Aufschwung eine Scheibe abhaben und eine Gehaltserhöhung einfordern. „Eine Scheibe abhaben“ – das heißt hier: ich bekomme etwas vom Überfluss geschenkt.

Ich habe einen alten Brotkasten mitgebracht und hier hingestellt – da konnten wir früher tatsächlich immer mal „eine Scheibe abhaben“. Inzwischen ist unser Brot woanders untergebracht. Der Brotkasten soll uns daran erinnern, dass wir jeden Tag aus vielen unsichtbaren „Kästen“ etwas herausnehmen.

Wir leben zum Beispiel aus dem Können von anderen Menschen, wenn wir zum Arzt gehen oder einem Konzert lauschen. Wir gehen über Brücken, die Ingenieure gebaut haben und benutzen Erfindungen, die andere gemacht haben. Aber auch Zuneigung gehört hierher. Wir erfreuen uns am Besuch von Nachbarn und erinnern uns gerne an schöne Kindheitserlebnisse. Immer haben wir dabei auch „eine Scheibe abbekommen“. Die anderen haben etwas für uns getan. 

Dieses Gemeinschaftsgefühl hat sich allerdings kurz vor der Reformation in ganz verquere Bahnen verirrt.  Wir befinden uns ganz in der Nähe Berlins. In Jüterbog werden schwere Schatzkisten herumgeschleppt. Dominikanermönche tragen sie. Darin klappert Geld – es sind keine schweren Münzen sondern es raschelt eher – wegen der leichten Münzen der kleinen Leute.

Sie wollten „eine Scheibe abhaben“ – eine Scheibe von den Prominenten, den Klugen, aber vor allem von den guten Menschen, von den Menschen, die ein besseres Leben geführt hatten als man selber. Ein Leben voller Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit. Man bewunderte die Heiligen der Kirche, sozusagen die Friedensnobelpreisträger der damaligen Zeit. Wer ist schon so tapfer wie der Heilige Martin oder so gütig wie der Bischof Nikolaus? Wenn wir an heute denken: wer kann es schon Mahatma Gandhi oder Mutter Theresa gleich tun?

Warum wollten die Menschen eine Scheibe abhaben? Denken wir nach. Was brauche ich für mein Leben, wovon hätte ich gerne mehr? Vielleicht Gesundheit? Vielleicht Erfolg? Eine glückliche Familie? Woher stammen diese Wünsche?

Damals hatte sich etwas eingespielt, was mit der Bibel kaum noch etwas zu tun hatte: Es wurden zahlreiche Feste entsprechend dem Kirchenjahr gefeiert und Wallfahrten unternommen. Es gab eine Volksfrömmigkeit ohne Bezug zur Bibel. Man spendete für Kirchenbauten und schmückte sein eigenes kleines Haus mit Andachtsbildern. Jedes Kind wurde sofort nach der Geburt getauft und jeder beichtete seine Übertretungen, wenn er krank war oder sein Ende kommen sah. Die Kirche begleitete den Menschen in allen Lebenslagen – und ein Leben ohne Kirche war gar nicht vorstellbar.

Zu Luthers Zeit hatte aber noch kaum jemand die Bibel selbst gelesen. Erstens konnte kaum jemand lesen und zweitens gab es sie nur in lateinischer Sprache. Und so kam es, wie es kommen musste: Man schneiderte sich sein eigenes Glaubenskostüm. War es nicht praktisch, dem Kind, das Fieber hatte, ein Heiligenbild unter das Kopfkissen zu schieben? Sollte man nicht auch die Türschwelle gegen böse Krankheiten sichern? Deshalb versteckten die Menschen am Eingang ein Kruzifix oder Marienbild. Davor würden die bösen Mächte zurückschrecken und das Haus in Ruhe lassen.

Doch je mehr man gegen die Angst ankämpfte, umso stärker wurde sie. Der Trost, dass Christus dem Tod seine Macht genommen hatte, verwandelte sich Zentimeter um Zentimeter in die Angst vor dem Jüngsten Gericht.

Stellen wir uns folgendes Gespräch vor. Wir sind in Jüterbog.

1.Bauer (steht mit seiner Frau am Arm, spricht zum 2. Bauern): Du, da drüben steht der mit dem Ablass – wollen wir einen kaufen?

2.Bauer: Ach was – ich werde mit meinem Kram alleine fertig. Bin eben kein Kirchgänger, aber was ist daran schon schlimm?

    Bauer: So so, und was ist mit deinem Knecht, dem Johannes? Der hat ein steifes Knie bis heute zurückbehalten, nur weil du damals meintest, die alte Leiter tut´s doch noch.
    Bauer: Jaja, ich weiß! Und dann ist er von oben, vom Heuboden runtergefallen und alle meinten nun ich sei schuld.

1.Bauer: Da wüsste ich noch was! Die Margarethe! Sie hat die ganze Zeit geglaubt, du wolltest sie als Braut zu dir auf den Hof holen – aber du hast doch die ganze Zeit gewusst, dass das nichts werden wird. Und schau sie dir heute an! Der Liebeskummer hat sie alt gemacht. Nun ist sie allein geblieben, wollte niemandem mehr über den Weg trauen.

Bereust du das nicht? Wenigstens ein bißchen?

2.Bauer: Ich weiß schon, was ihr von mir wollt. Ich soll mich jetzt schlecht fühlen. Tu ich aber nicht! So ist eben das Leben. Ich bin nun mal kein Mönch. Sollen die doch beten den ganzen Tag. Ich kann mir das nicht leisten, muss doch Geld verdienen.

    Bauer: Du liebst das Risiko, nicht? Was machst du am Tag des Weltgerichts? Dann stehst du vor deinem letzten Richter. Und Christus kannst du nichts vormachen – der durchschaut alle deine Ausreden. Ich rate dir, leg dir schon mal in deinen Schublade eine Verteidigungsrede, für´s Jüngste Gericht, meine ich. Da musst du nämlich alleine durch.

Ich für mein Teil gehe auf Nummer sicher. Wozu gibt es denn die Schatzkiste da drüben? Gegen eine kleine Spende geben mir die anderen was ab! Wozu haben sie ihr Leben lang „gute Werke“ getan. Das reicht für zwei. Die geben mir eine Scheibe ab.

Ich kaufe jetzt einen Ablass!

Liebe Gemeinde, von dem Trost des Glaubens war kaum noch etwas zu spüren, nein, er verwandelte sich in Furcht. Am sichersten war es im Kloster. Da konnte man Geld sparen, denn Ablass war nicht nötig – hatte man doch alle Zeit der Welt, um für Christus zu arbeiten. Man war überzeugt: wahre Gottesliebe denkt nicht mehr an sich selbst.

Wir wissen, dass Martin Luther nur deshalb ins Augustinerkloster in Erfurt gegangen ist. Aber ging es ihm dort besser als draußen? Er hat später gesagt:   „Ich nahm es sehr ernst mit den Gelübden und ich habe unsere Regeln streng gehalten. Ein frommer Mönch bin ich gewesen, so dass ich sagen darf: Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wäre ich auch hineingekommen! Das werden mir alle meine Klostergesellen bezeugen, die mich gekannt haben. Ich hätte mich, wenn es länger gedauert hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit.

Ich werde es aufschreiben, ja, ich werde ein Lied schreiben. In deutscher Sprache, damit alle es verstehen können.

Dem Teufel ich gefangen lag,
Im Tod war ich verloren,
Mein Sünd mich quälet Nacht und Tag,
Darin ich war geboren;
Ich fiel auch immer tiefer drein,
Es war kein Guts am Leben mein,
Die Sünd hat mich besessen.

Mein gute Werk, die galten nicht,
Es war mit ihn verdorben,
Der frei Will hasset Gotts Gericht,
er war zum Gut erstorben.
Die Angst mich zu verzweifeln treib,
Daß nichts denn Sterben bei mir bleib,
Zur Höllen mußt ich sinken.“

Wir singen dieses Lied nachher – nach der Predigt.   Martin Luther wollte mit diesem Lied allen eine „Scheibe abgeben“. Jeder konnte Strophe um Strophe nachsingen, was ihm zugestoßen ist. Sein Wunsch war, dass jeder Christ die Angst fallen lassen kann wie einen alten Mantel. Er selbst hat das auch getan! Er hat die Mönchskutte ausgezogen.
 
Das Tor zum Paradies war dieser unser Predigttext. Ein Satz aus dem Römertext war für ihn der Schlüssel: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.  

Rückwirkend gesehen war Luthers Mönchsleben nichts anderes als Überheblichkeit, nichts anderes als Selbsterlösung, nichts anderes als ein Irrtum!  

Liebe Gemeinde, wir haben vorhin im Evangelium gehört, dass Jesus vielen Kranken half. Besonders die bösen Geister trieb er aus. Wir würden einige dieser Geister heute vielleicht als Depression oder Existenzangst bezeichnen.  Die Frage vorhin war: Was brauche ich für mein Leben, wovon hätte ich gerne mehr?  Vielleicht Gesundheit? Vielleicht Erfolg? Eine glückliche Familie? Und woher stammen diese Wünsche?

Der Reformationstag sagt: Jesus Christus ist unser Arzt, der Herr über unser Leben und Erlöser. Lassen wir uns nicht von anderen Mächten treiben. Christus lässt jene bösen Geister erst gar nicht zu Wort kommen: Die Sorgen vor Krankheit und die Ängste um den Erfolg zerstören das Leben. Sie nehmen uns den Atem. Keine Gehaltserhöhung oder kein bestandenes Examen sagen etwas über meine wirkliche Bedeutung. Welche Wünsche ich für mein Leben habe, das kann mir keiner aufschwatzen, denn ich prüfe die Angebote im Lichte meines Glaubens.

„Er half vielen Kranken, die mit mancherlei gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.“

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.



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  Predigt - Unbefugte Obrigkeit  (Mt 22,15-22) 18.09.11 Pfr. Zillmann (Auszug)

"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist …"

Liebe Gemeinde, 

Bei Wahlen geht es mir manchmal so, dass ich nicht weiß, welcher Partei ich meine Stimme geben soll. An jeder Partei ist etwas, das mir nicht gefällt. Vielleicht kann Statistik weiterhelfen.

Die Mehrheit unserer Bevölkerung glaubt an Gott und vertritt christliche Werte, zwanzig Prozent sind für die Nutzung der Atomenergie, zehn Prozent sind schwul und weitere zehn Prozent der Menschen wollen den alten Kaiser Wilhelm wieder haben.

Für jede dieser Lebensäußerungen ließe sich eine passende politische Kraft finden. Statistisch unsinnig ist es wohl, eine Partei zu suchen, die ein kaiserliches Atomkraftwerk bauen will, in dem nur schwule Christen arbeiten dürfen.
An diesem simplen Beispiel wird klar, dass wir alle große Individualisten sind, die nur schwer einen gemeinsamen Nenner finden können.

ParteiwürfelUmgekehrt ist es auch interessant. Gut 80% der Deutschen lehnen den Islam ab. Es gibt aber keine nennenswerte Partei, die dieses Problem entsprechend aufgreift. Und denkt man an drei der beliebtesten Politiker des vergangenen Jahres, Joachim Gauck, Thilo Sarrazin und Freiherr von Gutenberg, dann fragt man sich, ob unsere Obrigkeit noch befugt ist zu herrschen?

Vom einfachen Volk werden diese Drei geliebt und von der politischen Klasse gehasst. Verdruss kommt deshalb bei vielen auf. Da könnte man ja gleich Würfel benutzen.

"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist …" Jesus wurde mal gefragt, ob man die weltlichen Herrscher überhaupt als Autorität anerkennen und Steuern zahlen soll. Er hat dies bejaht, zugleich aber auch deutlich gemacht, dass es noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wichtig sind, wichtiger als alles Gezänk und Gier nach Macht.

Auch wenn viele das oft zu spät bemerken: Gottesherrschaft hat letztendlich mehr Einfluss auf unser Leben, als Menschenherrschaft es je vermag. Insofern ist diese Einsicht ein Trost und relativiert die Bedeutung von Politik und die Bedeutung von so vielen Wahlergebnissen.                           Ihr Pfarrer Zillmann




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  Predigt - Das Programm Gottes (Mk 4,26-29) 27.02.11   Pfr. Zillmann

Inhalt: Reich Gottes, Programmablauf, Saat, Ernte

26 Zu den versammelten Menschen sagte Jesus:
»Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit dem Bauern und seiner Saat: Hat er gesät,
27 so geht er nach Hause, legt sich nachts schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele Tage lang.
Inzwischen geht die Saat auf und wächst; der Bauer weiß nicht wie.
28 Ganz von selbst läßt der Boden die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann bilden sich die Ähren, und schließlich füllen sie sich mit Körnern.
29 Sobald das Korn reif ist, schickt der Bauer die Schnitter, denn es ist Zeit zum Ernten.«

Liebe Gemeinde, wissen Sie, was ein Programm ist? Kennen sie die sinnvolle Bedeutung eines Programms. - Am Fernsehen möchte ich das einmal verdeutlichen. Mit einem Fernsehgerät, das wissen sie,  kann man eine Menge Zeit vertrödeln. Abends wiederholt sich das oftmals, daß man dasitzt, auf den Programmtasten herumdrückt und nicht so recht weiß, was eigentlich kommt. Manchmal weiß man auch nicht, was man sehen will. Einen lustigen Film, oder was gruseliges, eine Unterhaltung oder Sportberichte. Und so sagt man dann: Schalt doch mal an. Vielleicht kommt etwas.Man läßt sich überraschen.

Gut beraten ist man, wenn man vorher das Programm kennt. Dazu gibt es Programmzeitschriften. Aber die glücklichen Zeiten sind vorbei, wo es nur 3, 4, 5 Programme gab. Mir geht es dann immer so, daß, wenn ich alle 33 Programme studiert habe, nicht mehr weiß, was auf dem ersten gesendet wird. Mir fehlt einfach der Überblick. und ein Vergleich fällt dann besonders schwer und so schaltet man an und drückt wild auf den Tasten herum. Zappen mit der Fernbedienung heißt der Fachausdruck. 33 hoch 33 runter. Nichts drin. Um ins Bett zu gehen, ist es noch zu früh, aber um etwas anderes zu machen, ist man schon zu abgespannt. Also noch mal 33 hoch 33 runter. Jetzt muß man sich aber festlegen und guckt also eine 3/4 Stunde irgendetwas, inklusive 15 Minuten Werbung. Nach dieser Zeit geht es wieder los 33 hoch 33 runter. Halt da läuft was Gutes, hat aber leider schon angefangen, nach einer halben Stunde ist der Film aus und man schaltet wieder um. So kann es kommen, daß man an einem Abend an mehreren Spielfilmen, Unterhaltungssendungen und Talkshows beteiligt war. Hundemüde ägert man sich und geht ins Bett.

Wie gesagt, ein gutes ein sinvolles Programm könnte hier etwas helfen. Und was ich jetzt am Beispiel des Fernsehens deutlich gemacht habe, ist auch typisch für viele Verhaltensweisen bei uns Menschen im einzelnen und in der Gesellschaft, im ganzen Leben also. Man weiß nicht, was kommt und was man tun soll und so engagiert man sich mal hier und mal dort. Ein Programm ist gefragt. Das Wort Programm ist somit zu einem fast magischen Wort geworden. Überall kommt es vor. Es gibt Veranstaltungsprogramme und Theaterprogramme. Es gibt Parteiprogramme und programmatische Reden. Computer werden programmiert und selbst der Beruf eines Programmierers wäre nicht mehr wegzudenken.

Alles läuft nach einem Plan, nach einem Programm ab, eingebettet dann vielleicht in große Wirtschaftspläne. Da soll das Programm verwirklicht werden. Der Mensch will bescheid wissen, was kommt und was zu tun ist. Und das ist auch der ursprüngliche Sinn dieses Wortes. Programm heißt: öffentliche Bekanntmachung, etwas bekannt machen, damit alle Bescheid wissen.

Es ist natürlich klar, wenn alle vom Programm reden, dann will ich mich als Pfarrer nicht ausschließen und noch eins hinzufügen: Das Programm Gottes - ganz einfach und schlicht das Programm Gottes. Einen Programmsprecher haben wir hier auch. Er heißt Jesus Chritsus und seine Ansagen sind aufgeschrieben in der Bibel. Das Programm Gottes - ein Programm für Gottes neue Welt. Daß es hierbei nicht um ein Wort zum Sonntag gehen kann, eingerahmt von Krimi und Wildwestromantik, muß all denen deutlich sein, die ab und zu in dem Programmbuch Bibel reingeschaut haben. Es ist nämlich kein Programm zum zuschauen, keine erbauliche Unterhaltung für 5 Minuten und auch keine Freizeitbeschäftigung. Eher ist es schon, um mal im Bild zu bleiben, ein dramatisches Theaterstück, in dem wir aktiv mitzuspielen haben.

Jesus hat das Programmziel angesagt. Ändert euren Sinn, kehrt um, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Und den Weg zu diesem Programmziel finden wir in seinem Leben und in seinen Gleichnissen. Eines von diesen Gleichnissen ist der heutige Predigttext. Da heißt es bei Markus, und den möchte ich noch einmal vorlesen, damit wir vom Fernsehen etwas wegkommen:

 Zu den Menschen sagte Jesus:
»Mit der neuen Welt Gottes ist es wie mit dem Bauern und seiner Saat: Hat er gesät, so geht er nach Hause, legt sich nachts schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele Tage lang.
Inzwischen geht die Saat auf und wächst; der Bauer weiß nicht wie. Ganz von selbst läßt der Boden die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann bilden sich die Ähren, und schließlich füllen sie sich mit Körnern.
Sobald das Korn reif ist, schickt der Bauer die Schnitter, denn es ist Zeit zum Ernten.«

Dies ist ein ganz einfacher und schlichter Programmweg. Wir sollen hier nichts komplizierter machen, als es ist. In einer Bibel fand ich eine interessante Überschrift über diese Stelle. Da steht: Der Bauer, der Bescheid weiß  2x Wir haben in unserer heutigen aufgeklärten Zeit andere Vorstellungen von biologischen Wachstumsprozessen. Was Jesus da so schlicht dahingesagt hat, würden wir heute nur mit einem ausgeklügelten Computer Programm schildern können, vollgestopft mit ökonomischen, ökologischen und chemisch, biologischen Prozeßabläufen. Erst dann könnten wir über allem die Überschrift setzen: der Biogenetiker  der Bescheid weiß.

Aber zwischen einem Computerprogramm und einem Bauern, der Bescheid weiß, gibt's einen großen Unterschied. Ein Computer hat keine Hoffnung - ein Mensch dagegen schon. Ein Mensch hat Hoffnung. Und das meint diese Überschrift, über dem Programm Gottes. Wir wissen, daß es gelingen wird, wir sollten zuversichtlich in die Zukunft schauen. wo gesät wurde, da wird auch geerntet.

Bei der Auslegung dieses Gleichnisses sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und ich möchte sie mit den vielen Möglichkeiten, die sich zum Teil widersprechen, nicht behelligen. Aber eins gilt es festzuhalten: Wo gesät wird, da wird auch geerntet. Und wenn's mal nicht klappt, dann wird wieder gesät, denn wir wissen. Das Wachsen, das Wachsen ist immer da. Es liegt in den Dingen drin und das ist unsere Hoffnung. Wir kennen nicht die genauen Abläufe, weder die Sprünge in den biologischen Prozessen, noch Gottes Wege mit jedem einzelnen von uns. Aber das Ziel ist klar: Gottes neue Welt im Himmel und auf Erden.

Ich hab ja nun keine Ahnung von Landwirtschaft.  Als es das erstemal im Garten ans Sähen ging, da habe ich gedacht: Ein gutes Gartenbuch, peinlich genau alles einhalten und nichts kann schief gehen. Mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit ging es an die Arbeit. Zollstock, Keimproben, Säuregehalt des Bodens und all so ein Quatsch. In dem Buch stand natürlich nicht drin, wie die Pflanzen aussehen, wenn sie gerade die ersten Keimblätter gezeigt haben. Jeden Tag schaute ich nach, um den kleinen Pflänzchen die nötige Hilfe zu geben, wenn sie sich blicken lassen. Nun aber ließ sich alles mögliche blicken und in meinem peinlichen Eifer habe ich beim Unkrauthacken einiges verwechselt. Der Erfolg war deprimierend. mein Fleiß kehrte sich in Faulheit um.

Mit dem Programm Gottes passiert so etwas auch  häufig. Man meint, wenn man sich nur peinlichst genau an die Bibel hält, dann wird schon nichts schief gehen. Aber in der Bibel steht viel Nebensächliches und manches auch überhaupt nicht drin. Und wenn wir die Bibel beim Reich Gottes wie ein praktisches Gartenbuch betrachten, dann ist die Mißernte vorprogrammiert. Vieles wissen wir nicht, weder in der Natur noch bei dem Weg zu Gottes Reich  Vieles können wir falsch machen, es läßt sich nicht alles berechnen und beschreiben. und was von der Natur gilt, das gilt von Gottes Reich erst recht.

Aber trotzdem, und daran müssen wir festhalten, wir wissen Bescheid, wo es hinzugehen hat. Wir sollten gelassen und zuversichtlich sein, aber gleichzeitig nicht vergessen: Da läuft kein Fernsehprogramm, da geht es nicht um Unterhaltung und Amüsement und wenn's uns mal nicht paßt, dann schalten wir einfach um oder ab. Beim Reich Gottes geht's um unser Leben und das nicht nur Sonntags, sondern alltäglich in der Familie, am Arbeitsplatz in der Schule und in unserer Gesellschaft.

Deshalb sollten wir auch so zuversichtlich in die Zukunft blicken, wie der Bauer in Jesu Gleichnis. Er hat seine Arbeit gemacht, wenn es Zeit dafür war und er hat auch geschlafen und Ruhe gefunden, weil er wußte, es wächst auch ohne ihn weiter.

Aber wie gesagt, wir sollten nicht so viel in diese Geschichte hineinlegen, sonst wird sie noch schief. Einfach: Es wurde gesät und es gibt das Wachsen. Und dieses Wachsen zum Reich Gottes, daß jetzt noch vielleicht wie ein kleines Pflänzchen ist, dieses Wachsen ist genau so sicher, wie jeden Tag die Sonne auf und untergeht. Und sie geht auf und unter, auch wenn den ganzen Tag dicke Wolken davor sind, und sie geht genau so auf und unter, auch wenn wir mal im tiefsten Keiler unseres  Lebens sitzen. und absolut nichts mehr sehen wollen. Jesus Christus hat die Saat gelegt und er legt sie immer wieder neu, Wir wissen nicht genau, was da vor sich geht, aber wir kennen das Wachsen  und wir wollen an das Ziel glauben. Das Reich Gottes im Himmel und auf der Erde. Ein Programm für eine neue Welt.

Liebe Gemeinde, um das abschließend zu sagen: Es liegt an jedem einzelnen, ob er zuschauen oder mitmachen will. Aber ein besseres Programm kann ich in dieser Welt nicht entdecken und deshalb auch nicht empfehlen. Die anderen Programme sind alle Pleite gegangen. Gewiß auch wir haben mal schlechte Sendezeiten, aber um es mal negativ zu sagen, wenn die anderen Programme noch schlechter sind, als Gottes Programm erscheint, dann ist Gottes Programm wieder das Beste, und das ist meine Hoffnung für die Zukunft.                            AMEN.



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  Predigt - Das Böse überwinden  (Röm 12,21) 02.01.11 Pfr. Zillmann (Auszug)

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Dieser Spruch aus unserer Bibel ist einfach zu verstehen. Die Übertragung ins Leben ist aber schwer. Wir verhalten uns oftmals genau entgegengesetzt und das haben wir schon früh gelernt.

Zwei Kinder spielen im Sandkasten. Nach einiger Zeit fangen sie an zu streiten. Eine Ursache scheint es nicht zu geben, aber der Ton wird immer hässlicher. Dem jüngeren Kind gehen bald die Schimpfwörter zur Neige, dem älteren, weil sprachgewandter und erfahrener, fallen dagegen immer mehr ein.

Wut kommt hoch und das jüngere Kind fängt an mit Sand zu werfen. Die Kuchenformen  fliegen bald hinterher  und als es sich erhebt  und mit dem Spaten bewaffnet zum Angriff übergeht, fängt das ältere Kind an zu weinen und rennt zu seiner Mutter. "Na nun wein doch nicht." tröstet sie. "Du musst dich doch wehren, du kannst dir doch nicht alles gefallen lassen!" Die Mutter des jüngeren Kindes, die ebenfalls auf der Bank sitzt, findet diese Ansicht gar nicht gut. "So geht das aber nicht!" braust sie auf und schnell geraten die Erwachsenen aneinander.

Liebe Lesergemeinde, eine typische Geschichte, die alle Probleme enthält, die das Leben so mit sich bringt. Ob im Kleinen oder Großen, im zwischenmenschlichen Bereich oder auf der hohen politischen Ebene, man kann scheinbar nicht in Frieden leben, wenn der sogenannte böse Nachbar es nicht will. Ethische Normen und moralische Regeln geraten in Vergessenheit, sobald Ohnmacht und Wut, Verblendung und Hetze Hand in Hand gehen. Die eine Hälfte der täglichen Nachrichten sind mit Krieg und Terror und die andere mit gegenseitigen Schuldzuweisungen von Politikern gefüllt. Die Aktualität des Spruches zeigt sich nur zu deutlich.

Wie geht es aber nun? Einfach biblische Sprüche zitieren?  Ja und nein - könnte man sagen. Manchmal heizen sie den Konflikt an. "Auge um Auge und Zahn um Zahn" Diese alte Vergeltungsstrategie war als Spielregel für Stammesfürsten im Wüstensand hilfreich, für Kaiserreiche, Staaten und Nationen ist sie meistens untauglich. Diese bittere Erfahrung haben wir in vielen Kriegen der letzten Jahrhunderte machen können.

Andererseits sind biblische Sprüche auch ständige Mahnung, das Handeln und Tun der Menschen in Frage zu stellen. Und so machen sie schon einen Sinn, können sogar ein Segen sein.

Überwinde das Böse mit Gutem, sagt der Apostel Paulus, das gelingt selten, aber gesegnet sind die, denen es gelingt und sie werden für andere ein Segen sein. Es gibt nicht nur eine Spirale der Gewalt sondern auch eine Spirale der guten Taten. Die Bibel will uns daran erinnern.          Ihr Pfr. Zillmann



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