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PageAutor: Pfarrer Zillmann
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Jahreslosung 2003 1.Samuel 16,7 (Mensch mit Herz)
01.12.02
Pfr. Zillmann
Liebe Lesergemeinde, wer
Geburtstag hat, bekommt etwas geschenkt. Als
Jesus Christus geboren wurde, gab es auch Geschenke. In unserer Bibel
steht
die Weihnachtsgeschichte von den drei Weisen, oder den drei
Königen
aus dem Morgenland, die dem Geburtstagskind Geschenke bringen. Neben
dieser
biblischen Geschichte gibt es noch viele weitere Legenden zur Geburt
Jesu.
Eine dieser weiteren Geschichten, ist die Erzählung vom
vierten
König. Sie kann sowohl als Weihnachtgeschichte als auch als
Beispiel
für die Jahreslosung gelesen werden.
"Im Slawenland erzählt man, dass nicht drei sondern
v i e r Könige auf dem Weg waren, um den neugeborenen
König zu ehren. Der vierte König kam aus dem kalten
Norden.
Auf seinem weiten Weg sah er viel Elend. Er konnte nicht
vorbeigehen
ohne zu helfen. Er hatte als Geschenk für den König der Welt
drei funkelnde Edelsteine im Gürtel.
Als er eines Tages ein ausgesetztes Kind fand, kaufte er mit
einem der
Edelsteine einen Platz im Waisenhaus für das Kind. Einer Mutter
mit
vielen Kindern verhalf er mit der Weggabe des zweiten Steines dazu,
daß
sie nicht aus dem Haus hinausgeworfen wurde. Und einem Manne, der
den König beleidigt hatte und deswegen in die Verbannung geschickt
werden sollte, erwarb er mit dem dritten Stein die Freiheit. Dann gab
er,
um Not und Leid zu mildern, sein Ross, seinen Mantel und seinen
Schmuck.
Und als er nichts mehr zu geben hatte als seine eigene Kraft, tat er
Arbeit
für andere, pflegte Kranke und duldete Strafen für andere.
So kam er um viele Jahre später im heiligen Land an.
Alt und Müde,
ohne Geschenke, doch voller innerer Freude trat er durch die Tore
Jerusalems.
Da war ein großes Gewimmel. Er wurde einfach mitgerissen und
stand
plötzlich vor einem Mann, der am Kreuze starb. Über ihm stand
geschrieben: Jesus von Nazaret - König der Juden. Und der
Sterbende
schaute gerade auf ihn mit gütigem Auge.
Da kniete der vierte König nieder und sagte: "Herr,
endlich bin
ich da, wohl mit leeren Händen, aber mit reichem Herzen." -
"Ich weiß," sprach der Herr am Kreuz, "doch alles, was du
den
Geringsten unter den Menschen getan hast, das hast du mir getan." Und
er
hieß den vierten König die Hände falten und ließ
sterbend drei Blutstropfen in sie fallen. Dann neigte der Herr das
Haupt
und starb. Als aber der vierte König seine Hände aufmachte,
um
nach den Blutstropfen zu sehen, da waren es drei köstliche rote
Edelsteine
geworden."
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Predigt 2. Advent Lukas 21, 25-33 (Apokalypse)
08.12.02
Pfr. Rochusch
Worte
Jesu
Christi: Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Ster-nen. Auf
der Erde werden Nationen in Ratlosigkeit verfallen. Das Meer und die
Wassermassen
werden toben, während die Menschen verschmachten vor Furcht. Sie
warten
auf die Dinge, die über den Erdkreis kommen, denn die Kräfte
der Himmel werden erschüttert werden. Und dann werden sie den Sohn
des Men-schen kommen sehen in einer Wolke mit Macht und großer
Herrlichkeit.
Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt
eure
Häupter em-por, weil eure Erlösung naht.
Und Jesus
Christus
sprach ein Gleichnis zu ihnen: Seht den Feigenbaum und alle Bäume;
wenn sie ausschlagen, so erkennt ihr von selbst, dass der Sommer nahe
ist.
So erkennt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, dass das Reich
Gottes
nahe ist. Wahrlich, ich sage euch, dass dieses Geschlecht nicht
vergehen
wird, bis alles geschehen ist. Der Himmel und die Erde werden vergehen,
meine Worte aber werden nicht vergehen.
Gedanken:
1) Die apokalyptischen Bilder und Gedanken sind
wahrscheinlich
keine Originalworte Jesu. Sie sind Bilder der damaligen Zeit, in denen
sich die Menschen mit Ahnungen, Erfahrungen, Er-lebnissen
auseinandersetzen.
Sie haben auch – wie Menschen in allen Zeiten – gefragt, ob dramatische
Weltereignisse ein Hinweis auf eine großartige Veränderung
der
Welt sind, eine Ankündigung auf ein göttliches Handeln.
So zu fragen, setzt voraus, dass die Menschen Gott als den Handelnden
in dieser Welt glauben, dass sie nicht glauben, dass die Welt sich
selbst
überlassen sei in ihrer Existenz und Entwicklung. Auch wir
Menschen
sind nach diesem Glauben nicht uns selbst überlassen, sondern
entwickeln
uns in Relation zu diesem Gott. Nur die Art des Gottesglaubens in der
Apokalypse
ist unterschiedlich: Die einen beobachten und erwarten ein
zerstörerisches,
strafendes Handeln Gottes, die anderen sehen in den Zerstörungen
die
Kraft des Bösen und erhoffen von Gott ein das Böse
beendendes,
die Welt rettendes Handeln und deuten die Zeichen sogar so weit, dass
sie
den „Endkampf“ des Bösen gegen den guten Gott glauben, erkennen zu
können.
2) Wahrscheinlich ist nur das Gleichnis vom
Feigenbaum von
Jesus Christus formuliert. Er will auf die unmittelbare Nähe des Reiches
Gottes hinweisen, zum Glauben einladen und zur Bereitschaft, Gottes
Handeln zu erwarten und anzunehmen. Der Feigenbaum ist ein
symbol-trächtiger
Baum in den warmen Breitengraden Israels. Bei uns wäre es wohl das
Schnee-glöckchen, das mit seinem zarten Blühen mitten im
Schnee
alle Jahre wieder als erster Frühlingsbote gedeutet wird.
Hört
man das Gleichnis vom Feigenbaum so, dann wird klar, dass die Christen
apokalyptische Bilder und Gedanken als Andeutung und Aussage des
Trostes
gehört und benutzt haben: „Erhebet eure Häupter“, „Das Reich
Gottes ist nahe“, „Meine Worte werden nicht vergehen.“ Können wir
den Trost nachempfinden?
3) Apokalyptische Gedanken sind „moderne“ Gedanken,
intellektuelle
Auseinandersetzung, weil Menschen jeder Generation die Zeichen
ihrer
Zeit zu deuten versuchen. So denken auch wir über die
Katastrophen
unserer Zeit nach: Kriegsnachrichten, der Öltanker und die
Ölpest
im Atlantik, der Waldbrand in Australien usw., usw. Allerdings
verstärkt
die moder-ne Berichterstattung in den Medien das Gefühl der
Intensität
von Katastrophen. Frühere Generationen haben einfach nicht so viel
erfahren. Und bei früheren Generationen waren auch logischerweise
nicht so viel Menschen betroffen, weil es nicht so viele Menschen gab.
Darum ist wohl das deutlichste Zeichen einer Veränderung der Welt
das dramatische An-wachsen der Weltbevölkerung, die alle einzelnen
Natur- oder Umweltereignisse beachtenswert macht.
4) Ohne Frage bringt uns Menschen auch das
Miterleben des
Sterbens eines geliebten Menschen in der Familie und all die sich
daraus
ergebenden Aufgaben und Veränderungen zu den Interpretationen, die
der Apokalyptik ganz ähnlich sind. Trauer und
Weltuntergangsstimmung
haben in der Gefühlswelt große Ähnlichkeit. Und
für
den/die Verstorbene/n glau-ben wir, dass der Tod die Erfahrung des
Neuen
ist wie für die Welt das Weltende = Gottes Handeln. Aber auch hier
sind Menschen von der Angst erfüllt, dass der Tod Strafe des
Bö-sen
oder Gottes für das Böse im Menschen ist wie die
Zerstörung
der Welt als Strafe für die Welt und alle Menschen gedacht wird.
5) Christliche Apokalyptik will trösten mit der Verkündigung
der Auferstehung, mit der Botschaft von Advent, mit dem Warten auf
Gottes Handeln in der Geburt Jesu Christi zu Weih-nachten, mit dem
Warten
auf den wiederkommenden auferstandenen Christus. Wir dürfen die
kleinen
tröstenden Zeichen der Adventszeit (Kerzen, Lieder, Geschenke
usw.)
genießen, weil sie uns die Nähe und Liebe Gottes
anzeigen. Ihr Pfr.
Rochusch
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Predigt 1. Joh 2,17 (Was ist Gottes Wille?)
27.10.02Pfr.
Zillmann
Liebe Gemeinde, wir beten in jedem Gottesdienst das
Vaterunsergebet.
Die dritte Bitte lautet: Gottes Wille soll geschehen im Himmel und auf
der Erde.
Wenn ich an Gott glaube, dann kann ich diese Bitte gut
nachsprechen. "Gottes
Wille soll geschehen ..." diese Aussage finden wir in allen
Religionen.
Und in allen Religionen entdecken wir dann auch das Problem bei dieser
Bitte: "Was ist eigentlich der Wille Gottes ? - Was will Gott? Wer
kann
mir sagen, oder wie kann ich erkennen, was Gott will?"
Der Predigttext für den heutigen Sonntag ergänzt
diese Bitte
noch, er geht noch ein Stück weiter. es heißt im
1.Johannesbrief
2,17 (GN):
"Die Welt vergeht, und mit
ihr die
ganze Lust und Gier.
Wer aber tut, was Gott will, wird
ewig leben.
"
Liebe Gemeinde, ewiges Leben ist eine feine Sache, jedenfalls wenn man
gesund ist; Und Gottes Wille tun, ist sicher auch OK, stehe ich doch
dabei
auf der guten Seite. Und wenn ich etwas gutes mache und dafür
sogar
noch reich belohnt werde, dann ist mein Interesse geweckt, hier werde
ich
genauer hinhören.
Es tun sich aber auch gleich Gegensätze und
Verstrickungen auf.
So einfach ist das ja mit dem ewigen Leben nicht. Davor stehen die
großen
Hürden, die mich meistens zu Fall bringen. Und drei dieser
großen
Hürden will ich im Zusammenhang mit Gottes Wille näher
betrachten.
Da steht zum einen Gottes Wille gegenüber der Wirklichkeit
- die manchmal recht trüb aussieht; der Lauf der Dinge, wo wir
manchmal
den Eindruck gewinnen, es geht alles nur bergab.
Da ist zum anderen Gottes Wille gegenüber unseren
eigenen Wünschen.
Was habe ich persönlich eigentlich noch zu melden. Gottes Wille -
schön und gut, aber was ist denn mit meinen Anliegen, Träumen
und Sehnsüchten
und das dritte: Gottes Wille gegenüber unserem Tun.
Was
soll ich machen - das ist die große Frage. Ich will ja Gottes
Wille
tun, aber wohin soll ich denn gehen, nach links oder vielleicht nach
rechts,
und bin ich nicht doch schon ganz schön müde, um
überhaupt
irgendwas zu machen.?
Die Briefe des Johannes haben verschiedene Aspekte für unser
heutiges
Christsein. Wir könnten darüber nun viel nachdenken und
nachlesen.
Als Beschränkung sollen deshalb diese beiden letzten Sätze
des
Predigttextes stehen: "Die Welt vergeht, und mit ihr die ganze Lust
und Gier. Wer aber tut, was Gott will, wird ewig leben. " (1. Joh 2,17)
Nun, zur ersten Feststellung: Die Welt vergeht, und mit ihr
die ganze
Lust und Gier. da kann man sicher zustimmen und es mit einfachen Worten
sagen: "Alles - hat einmal ein Ende."
Gerade was Menschen geschaffen haben und sei es auch, wie
sie meinen,
für die Ewigkeit geschaffen haben - alles vergeht einmal.
Große
Werke und Bauten, Schönheit und Anmut, Ehrgeiz und Ruhm, Zuneigung
(Liebe) und Wohltätigkeit, Lust und Gier, alles ist eben eitel
haschen
nach Wind - letztendlich ist es vergessen und vom Winde verweht.
Das darf uns natürlich nicht trübsinnig machen. Es
gibt ja
so eine Stimmung - das erleben wir auch immer dann persönlich,
wenn
es uns schlecht geht: "Es hat ja alles doch keinen Sinn." sagen
wir dann. Wenn wir Misserfolge haben, sei es nun in der Schule, auf
Arbeit, Misserfolge
im Leben und mit der Gesundheit; diese trübe Stimmung ist dann
ganz schnell da: "Für wen und was strenge ich mich eigentlich
an
- in meinem Leben?" Und diese trübe Stimmung übertragen
wir
schnell auf unseren Glauben und meinen, wenn die Wirklichkeit so mies
ist,
dann ist Gottes Wille ja wohl auch ganz mies? Die Welt ist schlecht,
also
ist Gott schlecht. Mir geht es dreckig, also schlussfolgere ich
scharf:
"...kann ja Gott kein lieber Gott sein."
Das ist dann die erste Verstrickung, in die wir geraten. Die
Wirklichkeit
ist eben nicht Gottes Wille und wir können aus der Wirklichkeit
auch
nicht Gottes Wille ablesen wollen.
Woran erkennen wir aber dann Gottes Wille? Im
Vaterunsergebet heißt
es sinnigerweise: "DEIN Wille geschehe ..." Noch einmal und ganz
deutlich "DEIN Wille geschehe ...". Manchmal wäre es uns
lieber,
wenn da stehen würde: "Lieber Gott, MEIN Wille geschehe, -
... MEIN Wille geschehe; ich möchte gern dies und das haben;
möchte
dieser oder jener sein; so und nicht anders soll es laufen, mit dem
Geld,
mit der Freundschaft, mit der Gesundheit."
Gottes Wille und unsere Wünsche sind die zweite
Verstrickung in
die wir geraten. Die kleine Karikatur, die sie auf dem Predigtzettel
sehen,
lässt ein Stück von diesem Problemkreis sichtbar werden.

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Lieber Gott,
lass meinen Willen geschehen,
hilf mir - aber so, dass alle denken,
ich hab es selber gemacht.
|
Lieber Gott, lass meinen Willen geschehen, hilf mir - aber so, dass
alle denken, ich hab es selber gemacht. Diese besondere
Bußfertigkeit,
wäre gegenüber einem Weihnachtsmann angebracht,
gegenüber
Gott kann sie schnell verlogen und heimtückisch werden.
Und von da kommen wir dann auch gleich in die dritte
Verstrickung mit
Gottes Wille. Wenn der Mann da am Bettrand betet: Gott hilf mir,
das und das zu tun, dann ist das ja noch halbwegs in Ordnung. Oftmals
geschieh
es aber bei unseren Wünschen, dass wir uns und unsere Person
vollkommen
zurücknehmen. Nicht 'Gott hilf mir' sondern " ... mach du mal
lieber
Gott. Ich bin so klein, ich bin so schwach, ich bin so jung,
ich
bin so alt..." und so weiter und so fort. "Lieber Gott,
mach
du mal." Wir ergeben uns dem Schicksal, dem angeblichen Willen
Gottes,
weil wir selber zu faul sind, irgendwas in unserem Leben zu bewegen.
Wir haben es dann natürlich gut. Der Schuldige
ist nachher
wieder der liebe Gott, wir halten uns da raus, wir können ja
sowieso
nichts machen.
Im Predigtext steht, ganz verkürzt gesagt und wenn wir
jetzt mal
diese Verstrickung mit Gottes Willen weglassen, es steht ganz
verkürzt
da: "Wer etwas tut, wird ewig Leben", oder anders: "Wer
etwas anfängt in seinem Leben, wird eine gute Zukunft haben."
Es geht also nicht um das Erdulden, oder gleichgültige
Hinnehmen
von Wirklichkeit, sondern es geht dem Schreiber im Johannesbrief darum,
diese Wirklichkeit zu überwinden und es besser zu machen,
vielleicht
diese Wirklichkeit besser zu machen, als sie ist, sie zu gestalten.
Eine Modeerscheinung unserer Zeit ist ja dann dieses Wort "Selbstverwirklichung".
Lassen sie sich dieses Wort mal auf der Zunge zergehen.
"Selbstverwirklichung"
Ich will die Wirklichkeit so gestalten, dass sie meiner innersten
Sehnsucht
entspricht.
Dass unsere Wünsche sehr schnell mit unserem Leben in Konflikt
geraten, hatte ich schon erörtert, denn es geht nicht darum, dass
mein Wille geschehe sondern, dass Gottes Wille geschehe. Nur so wird
die
Zukunft gut.
Natürlich haben wir immer Wünsche, und Träume
und Sehnsüchte,
deshalb sind wir ja Menschen, Damit uns diese Wünsche,
Träume,
und Sehnsüchte aber nicht auffressen, müssen wir uns vom Gang
der Dinge, besonders von den Misserfolgen immer wieder belehren lassen.
Der Wille Gottes ist somit nicht ein einziges Ding, nicht
ein einziges
Wort, nicht ein einziges Ziel, sondern der Wille Gottes ist, wenn ich
es
mal aus menschlicher Optik sagen soll, der Wille Gottes wird in einem
Menschen,
in dem Vorbild Jesus Christus sichtbar, in seiner ganzen
komplexen
Erscheinung: "Dein Wille geschehe hier auf Erden." Und da sind
wir
Menschen schon angefragt, dass Gute zu tun und den Nächsten zu
lieben.
Das sagt der Bibeltext dann auch ganz deutlich in den folgenden Versen
und Kapiteln.
Vor Übertreibung muss an diesem Punkt aber auch gewarnt
werden.
Der Wille Gottes ergibt sich nicht automatisch aus dem, was in der
Bibel
steht. In der Bibel steht vieles drin. Menschenwort und Gotteswort
verhalten sich genau so kompliziert zueinander wie Menschen Wille und
Gottes
Wille. Deshalb möchte ich davor warnen, alles wortwörtlich zu
nehmen, was man so in heiligen Schriften ließt.
Liebe Gemeinde, es fehlt nun noch der dritte Aspekt beim Tun
und Erkennen
des Willen Gottes. Jesus hat es im Vaterunsergebet angesprochen: "Gottes
Wille geschehe auf Erden und im Himmel." Ich möchte diesen
Himmel
mal ganz einfach gleich setzen mit dem Wort aus dem Johannesbrief, mit
dem "ewig Leben" um damit bloß eine Richtung deutlich zu machen,
eine Bewegung, die zu etwas hin führt. Der Wille Gottes 'will' ja
etwas.
Ich werde nun nicht lang und breit erklären, was
ein Himmel
sein könnte. Soviel soll aber deutlich werden. Ein Himmel ist mehr
als die Erde. Er ist mehr als die Wirklichkeit meiner selbst. Es ist
eine
Kraft da, von der ich weiß, dass sie zum Guten wirkt, auch
unabhängig
von dem, was ich als kleiner Erdenmensch tun kann. Es ist ein Wille da,
der mich mit nimmt zum "Gut" dieser Welt. der den Himmel auf die
Erde
holt.
Und wenn ich das weiß und glaube, und wenn ich
weiß und
glaube, dass ich mein bestes da-zu geben kann, dass ich teilhabe an
diesem
Geschehen, an diesem Heilsgeschehen, dann kann ich auch Risiken
eingehen,
kann mich aufopfern, kann Jesus als Vorbild gelten lassen und werde ihm
nachfolgen, und das dann aber von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Liebe Gemeinde, das ist eine wichtige Glaubenssache
und so lautet
die richtig Bitte, der richtige Wunsch: Vater unser im Himmel, dein
Reich
komme, dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden.
Abschließend noch einmal zurück zur
Ausgangsfrage. Was ist
den nun der Wille Gottes? Lang und breit erzählen, was der Wille
Gottes nicht
ist, das hilft mir ja nicht weiter.
Nun, eine einfache und leichte Antwort lässt sich nicht
finden,
das ist deutlich geworden. Der Wille Gottes ist sehr vielschichtig. Er
berührt die Welt, er betrifft unser aller Leben und er ergreift
mich
ganz persönlich.
Jesus hat es versucht in einem Satz zusammenzufassen: Folge
meinem Beispiel,
das ich dir vorgelebt habe, richtig zu leben, folge mir nach, so wirst
du Gott lieben und so wirst du deinen Nächsten lieben, wie dich
selbst.
(1. Kor 11,1)
Liebe Gemeinde, der Wille Gottes wird in dem Vorbild
von Jesus
Christus deutlich, dieses Vorbild zu erkennen und dann auf mein
ganz
konkretes Leben anzuwenden und umzudeuten, ist die ständige
Aufgabe,
die ich als Christ zu erledigen haben.
Schaffe ich das, dann wird der Satz aus dem Predigttext etwas
sinnvoller: "Die
Welt vergeht, und mit ihr die ganze Lust und Gier. Wer aber tut, was
Gott
will, wird ewig leben."
AMEN
. |
Andacht Monatsspruch Oktober 2002 (Offb 3,2) -
19.09.02 Pfr. Rochusch
Jesus
Christus
spricht: Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme
hört
und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir
werden
Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.
Offenbarung
3, 20
Das Bild, dass etwas „vor der Tür steht“, also in Kürze sich
ereignen wird, ist ein häufig gebrauchtes Bild für
Erwartungen
und Veränderungen. Jetzt steht der Herbst vor der Tür mit
seinen
hoffentlich schönen sonnigen Tagen im Oktober und den vielleicht
nebeligen
und windigen Tagen im November. Jetzt stehen große Ereignisse
vor
der Tür, denken Sie an das Erntedankfest oder ein Weinfest oder
eine
Herbstreise oder einen Geburtstag oder auch wieder einen traurigen,
sich
alljährlich wiederholenden Erinnerungstag an einen verstorbenen
Menschen
und der Gang zum Friedhof?
Vielleicht denkt mancher Mensch bei dem, der vor der
Tür steht,
an den „Sensenmann“, den nahen Tod eines kranken Menschen. Gerade in
dieser
Bedeutung wurde das Bild oft gebraucht. Er klopft an und holt
unerbittlich
ab. Genau dazu jedoch haben die Christen dieses Wort Jesu Christi
überliefert.
Nicht der Sensenmann steht vor der Tür, sondern Jesus Christus
selbst
Wer an ihn glaubt und auf sein Rufen hört, der wird im Augenblick
des Sterbens hereingebeten in das ewige Leben, in dem Jesus Christus
das
Hochzeitsmahl der Ewigkeit vorbereitet hat und es mit ihm feiern wird.
So ist dieses Wort sicherlich ursprünglich gemeint. Es
verkündigte
die neue Wirklichkeit, die durch Jesus Christus und seine
Auferstehung
für alle Menschen vorhanden ist und alles hinter sich lässt,
was wir sonst so angstvoll über das Sterben und Todsein denken.
Der
auferstandene Christus lädt uns ein, mit ihm das Mahl er Ewigkeit
zu feiern.
Dieses Wort von Jesus Christus ist von den Christen
sicherlich auch
in vielen anderen Situationen erzählt worden. Auch dann, wenn ein
schönes Ereignis vor der Tür stand, haben sie gesagt, dass
Jesus
Christus der Einladende ist, weil er uns durch unser Leben führt
und
die schönen Ereignisse erleben lässt. Und Christen haben
gewusst,
dass das fröhliche Feiern bei gutem Mahl in Geselligkeit
dazugehört.
Mehr noch: Sie sind hingegangen zu den Menschen, haben angeklopft und
mit
der Verkündigung alles mitgebracht, was zum Feiern notwendig war.
Sie haben missioniert und dann mit den gläubig gewordenen Menschen
die neue Freude, das neue Leben gefeiert. Und sie haben geglaubt, dass
Jesus Christus selbst auf diese Weise zu den neuen Geschwistern
gekommen
ist.
Wie spricht dieses Wort uns in diesen Monaten an? Hören
wir das
Klopfen Jesu Christi an unserer Tür? Oder haben wir ihn
längst
hineingebeten in unsere Wohnung, in unser Leben, feiern wir längst
das Mahl mit ihm? Laden wir im Namen Jesu Christi andere ein zum
Glauben
und zur fröhlichen Gemeinschaft der Christen? Und helfen wir mit,
die von Christus für das Mahl mitgebrachten Gaben aufzubereiten,
indem
wir den Tisch festlich decken und das Haus schmücken? Wann kommen
Sie zum Abendmahl in unseren Gottesdienst?
Wenn Sie möchten, kommen wir auch gern zu Ihnen nach
Hause, um
dort das Abendmahl mit Ihnen zu feiern. Die gute alte Praxis
des
Hausabendmahls ist fast verschwunden aus unseren christlichen
Gewohnheiten.
Zu oft wurde im Bewusstsein der Menschen, wenn man den Pfarrer mit
seinem
Abendmahlskoffer an Bett eines kranken Menschen bat, der Sensenmann und
nicht Jesus Christus eingeladen. Und dieses Missverständnis der Einladung
Jesu Christi schieben wir gern weit von uns. Nein, Jesus Christus
steht
vor der Tür und möchte mit uns jede glückliche
Gelegenheit
des Lebens feiern. Er möchte immer wieder zu uns kommen und sich
uns
in Brot und Wein schenken.
Ihr Pfarrer Rochusch
. |
Predigt (Ex 32,1-14: Wir bauen uns einen
besseren Gott) 05.05.02 Pfr. Zillmann
Predigttext:
2.Mose
32,1-14
Der selbstgemachte Gott: das goldene Kalb
1 Das Volk
Israel
unten im Lager hatte lange auf die Rückkehr von Mose
gewartet.
Als er immer noch nicht kam, liefen alle Männer bei Aaron zusammen
und forderten: »Mach uns einen Gott, der uns schützt und
führt!
Denn was aus diesem Mose geworden ist, der uns aus Ägypten hier
hergeführt
hat - niemand weiß es.«
2 Aaron
sagte zu
ihnen: »Nehmt euren Frauen, Söhnen und Töchtern die
goldenen
Ringe ab, die sie an den Ohren tragen, und bringt sie her!« 3
Alle
nahmen ihre goldenen Ohrringe ab und brachten sie zu Aaron. 4 Er
schmolz
sie ein, goss das Gold in eine Form und machte daraus das Standbild
eines
Jungstiers.
Da riefen
alle:
»Hier ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten hier
hergeführt
hat!«
5 Aaron
errichtete
vor dem goldenen Stierbild* einen Altar* und ließ im Lager
bekannt
machen: »Morgen feiern wir ein Fest für den HERRN!«
6 Früh
am nächsten
Morgen brachten die Leute Tiere, die als Brandopfer* dargebracht oder
für
das Opfermahl* geschlachtet wurden. Sie setzten sich zum Essen und
Trinken
nieder, und danach begannen sie einen wilden Tanz.
7 Da sagte
der HERR
zu Mose: »Steig schnell hinunter! Dein Volk, das du aus
Ägypten
hier hergeführt hast, läuft ins Verderben.
8 Sie sind
sehr
schnell von dem Weg abgewichen, den ich ihnen mit meinen Geboten
gewiesen
habe: Ein gegossenes Kalb haben sie sich gemacht, sie haben es
angebetet
und ihm Opfer dargebracht und gerufen: 'Hier ist dein Gott, Israel, der
dich aus Ägypten hier hergeführt hat!'«
Mose tritt
bei Gott
für sein Volk ein
9 Weiter
sagte der
HERR zu Mose: »Ich habe erkannt, daß dies ein
widerspenstiges
Volk ist. 10 Deshalb will ich meinen Zorn über sie
ausschütten
und sie vernichten. Versuche nicht, mich davon abzubringen! Mit dir
will
ich neu beginnen und deine Nachkommen zu einem großen Volk
machen.«
11 Mose aber
suchte
den HERRN, seinen Gott, umzustimmen und sagte: »Ach HERR, warum
willst
du deinen Zorn über dein Volk ausschütten, das du eben erst
mit
starker Hand aus Ägypten herausgeführt hast?
12 Du willst
doch
nicht, daß die Ägypter von dir sagen: 'Er hat sie nur
herausgeführt,
um sie dort am Berg zu töten und völlig vom Erdboden
auszurotten!'
Lass ab von deinem Zorn, lass dir das Unheil leid tun, das du über
dein Volk bringen willst!
13 Denk doch
an
Abraham, Isaak und Jakob, die dir treu gedient haben und denen du mit
einem
feierlichen Eid versprochen hast: 'Ich will eure Nachkommen so
zahlreich
machen wie die Sterne am Himmel; ich will ihnen das ganze Land, von dem
ich zu euch gesprochen habe, für immer zum Besitz geben.'«
14 Da sah
der HERR
davon ab, seine Drohung wahrzumachen, und vernichtete sein Volk nicht.
Liebe Gemeinde, der Hintergrund für unsere lange
Predigtgeschichte
ist folgender:
Die Menschen, die in Ägypten als Sklaven gelebt hatten wurden
frei gelassen und konnten sich eine neue Heimat suchen. Sie zogen also
los und suchten das gelobte Land, das Land, wo Milch und Honig
fließen
sollte. Der Weg wurde aber lang und länger, Durst und Hunger
plagten
die Menschen. Sie waren am Verzweifeln und wussten nicht ein noch aus.
Mose war ihr Anführer. Und als sie an einen großen Berg
kamen,
so einen großen Berg, dessen Spitze in den Wolken des Himmels
verschwand,
sagte also Mose, er klettert da mal rauf, um zu sehen, wie es
weitergehen
soll.
Und Mose kam nicht zurück. Guter Rat war jetzt teuer.
Der Anführer
war weg, das Volk wusste nicht wohin und alles jammerte und klagte: "Da
ging es uns in Gefangenschaft noch besser als jetzt. Gott hat uns
verlassen."
riefen sie. Und sehr schnell kam auch die Meinung auf: "Unser
Gott
taugt nichts. Wie kann er so etwas zulassen, was jetzt mit uns
passiert.
Wir brauchen einen neuen Gott. Wir brauchen einen Gott, der uns
schützt
und führt."
Die Geschichte geht dann weiter. Sie sammeln ihr ganzes Geld
zusammen
und bauen sich eine kleine Statue, ein kleines Kalb, um das die
Menschen
nun herumtanzen. Jetzt glauben sie und haben sie die Hoffnung, das
alles
in ihrem Leben besser wird.
Liebe Gemeinde, Menschen lieben einfache Verhältnisse,
ob nun vor
dreitausend Jahren oder heute, das ist ganz egal. Wir wollen
kinderleichte
Erklärungsmuster, einfache Verhältnisse, wo wir wissen, was
gut
und böse ist, wo wir wissen, was wir zu tun oder zu lassen haben.
Dann sind wir auch bereit mal auf etwas zu verzichten, dann können
wir auch mal hart zu uns selbst sein.
Aber - und das ist das große aber - meistens ist ja
alles viel
komplizierter, als es vorneweg versprochen wird. Nehmen sie zum
Beispiel
die Werbung. Alles ist bunt und schön, alles geht spielend leicht,
aber so vorsichtig man auch ist, immer mal wieder fällt man auf
falsche
Versprechen herein und glaubt dem schönen Schein. Hinterher wartet
die Enttäuschung; mancher fühlt sich gar betrogen. Und
Glück
hat man im Unglück, wenn es nur um kleine Dinge geht. Waschpulver
wäscht nicht so weiß, Margarine schmeckt nicht wie Butter
und
der Super-neue Video HiFi Recorder geht gleich nach einer Woche kaputt.
Das steckt man leicht weg.
Wenn es dann aber um Lebensentwürfe geht, denen
man blauäugig
getraut hat, wird manch einer verzweifeln:
Was hat man sich doch für Mühe gegeben, alles
fleißig gelernt,
jede Bildungschance genutzt und nun doch Arbeitslos, schon jahrelang.
Oder: Großer Aktiencrash an der Börse und
Inflation, alles
Ersparte
ist weg.
Schönheitsoperation misslungen - nach dem Unfall, es
ist alles
schlechter
als vorher, die Schmerzen sind unerträglich.
Der geliebte Ehepartner, die Familie für die
Ewigkeit, Kinder
weggerannt
- Ehepartner ebenfalls, die Einsamkeit ist nicht zum aushalten.
Es lassen sich viele solcher Beispiele finden und sie kennen sie auch
alle.
Da brauche ich jetzt gar nicht schwarz malen. Wenn Lebensentwürfe
kaputt gehen und nicht so eintreten, wie wir sie uns ausgemalt haben,
dann
kommen schnell die gleichen Reaktionen, wie in unserer alten biblischen
Geschichte.
Alles jammerte und klagte: "Da ging es uns früher
noch besser
als jetzt. Gott hat uns verlassen." riefen sie.
Und sehr schnell kam auch die Meinung auf: "Unser Gott taugt
nichts.
Wie kann er so etwas zulassen, was jetzt mit mir passiert. Wir
brauchen
einen neuen Gott. Wir brauchen einen Gott, der uns schützt und
führt."
Liebe Gemeinde, wir würden heute nicht mehr auf die
Idee kommen,
ein Kalb aus Gold zu bauen und dann da wild rumzutanzen. Damit ist uns
nicht zu helfen. Eher tanzen wir auf einer Automesse schon um den neuen
Mercedes herum und versuchen dadurch glücklich zu werden.
Den meisten hilft es auch nicht, wenn sie enttäuscht aus
der
Kirche austreten und das Geld für Greenpeace oder
Kinderdörfer
spenden. Das hält meistens nur zwei drei Jahre an, und dann ist
das
alte Dilemma da.
Und einen neuen Gott suchen oder gar einen neuen Gott bauen?
Fragen
über Fragen. Wo dein Herz ist, ist auch dein Gott. Hat Jesus
gesagt.
Ist es der Wohlstand, ist es der Ehepartner, die Kinder vielleicht, die
Gesundheit, die Arbeit die uns Erfüllung bringt? Liebe Gemeinde,
wo
schlägt unser Herz am lautesten, was ist uns am wichtigsten? Auf
was
könnten wir - auf was würden wir auf keinen Fall verzichten?
Die Menschen, die da am Fuße des Berges standen und
dann um das
goldene Kalb herumtanzten, hatten ähnliche Fragen und sie hatten
auch
für sich eine Antwort gefunden.
Wir machen uns einen Gott, der uns
gehört.
Wir machen uns einen Gott, der auf uns hört.
Wir machen uns einen Gott, den alle sehen können.
Wir machen uns einen Gott, den auch ihr alle seht.
Wir machen uns einen Gott, der uns satt macht.
Wir machen uns einen Gott, der uns in Ruhe lässt.
So
ähnlich haben sie vielleicht gerufen und gesungen. Das kleine Bild
auf dem Predigtzettel, dieser Holzschnitt zeigt das ganz deutlich. Wir
machen uns von Gott ein Bild und dann hat er so zu sein, wie wir ihn
brauchen.
Als Mose vom Berg zurückkam und die Menschen da so sah,
wie sie
begeistert und hoffnungsvoll tanzten, da war er sprachlos. Da stand das
Bild des neuen Gottes und was hatte ER, MOSE zu bieten, womit wollte er
dem Volk Glück bringen: Mit einer Erzählung von einem
unsichtbaren
Gott, den er auf einen Berg getroffen hatte, der nichts weiter konnte
als Spielregeln
und Gebote aufstellen?
Liebe Gemeinde, die Geschichte ist ellenlang in unserer
Bibel, ich kann
das jetzt nicht alles erzählen. Der Mose wird wütend, die
ganze
Mühe, die er sich mit den 10 Geboten gemacht hatte scheinen nun
umsonst
zu sein. Er schmeißt die Tafeln auf den Boden. Sie gehen kaputt.
Es gibt dann noch einen Kampf im Lager, es gibt Tote und wieder
Freudentänze;
Mose muß die Gebote noch einmal holen und es wird ein Bund mit
den
Menschen geschlossen. Zum Schluß ist alles wieder gut.
Das was hier eigentlich aufeinanderprallt, was hier
eigentlich das Alte
und das Neue darstellt ist nur schwer auszumachen. Wenn wir diese
Geschichten
lesen oder sie gar in Filmen, in modernen Spielfilmen sehen, dann sind
die Bilder doch so beeindruckend, daß der Sinn der dahinter
liegt,
oftmals verschüttet wird. Die Mosesgeschichten geben immer einen
guten
Hollywoodfilm ab, aber was sie uns heute sagen können, ist
manchmal
sehr dunkel. Die Frage ist, was soll diese Geschichte.
Theologisch kann ich das leicht sagen:
Naturanbetung und ethischer Monotheismus
stoßen
aufeinander.
Das ist natürlich schwer zu verstehen. Etwas
einfacher ausgedrückt:
Die Menschen müssen sich immer entscheiden zwischen den Fleischtöpfen
in
Ägypten und den 10 Geboten.
Oder noch anders ausgedrückt:
Nicht das was man hat ist wichtig,
sondern wie man lebt das ist wichtig
Die Götzenbilder unseres Wohlstandes treten jetzt an gegen
die Spielregeln des Lebens. Die Geschichte mit Mose wird symbolisch
für
die Geschichte der Menschen. Das ist ein Wettkampf auch für jeden
einzelnen von uns - bis heute.
Es kommt nicht darauf an, was man hat, sondern es kommt
immer darauf
an was man ist. Es kommt nicht darauf an, ob wir etwas besitzen, etwas
haben, sei es nun Geld, Familie, Arbeit oder einen lieben Gott,
möglichst
goldglänzend für alle sichtbar: ".. schaut mal her, das
ist
mein Gott", sondern es ist wichtig, daß wir nicht arm dran
sind
im Leben, daß wir andere Menschen auch lieb haben können,
daß
wir arbeiten, weil es uns Spaß macht, das wir glauben, daß
diese Welt gut ist, weil es einen Gott gibt.
Nicht das, was man hat ist wichtig, Liebe Gemeinde, sondern
wie man
lebt das wird wichtig.
Um nicht mehr - aber auch um nicht weniger geht es in dieser
Geschichte.
Die Götzenbilder unseres Wohlstandes treten jetzt an gegen die Spielregeln
des Lebens.
Und wie wichtig solche Spielregeln sind, ganz einfache, das
hat der Amoklauf
des Schülers in der Erfurter Schule gezeigt. Auch wenn wir
ganz
unten sind, auch wenn uns alles genommen wird, was wir haben und der
Hass
unerträglich wird, heißt es immer noch: Du sollst nicht
töten.
Manche tanzen natürlich lieber um ein goldenes
Schulgebäude
herum, gleichsam als goldenes Kalb unserer modernen Welt. Da hat man
mehr
davon, weil wir meinen damit unserer Ausbildung, unserer Kariere
unserem
Wohlstand, unserem Leben zu dienen. Aber wie leicht kann da mal eine
Sicherung
durchbrennen: "Ich schaffe es nicht, ich spiele nicht mehr mit."
Und in diesem Moment taucht dann der Mose auf, kommt mit
seinen komischen
Steintafeln vom Berg: "Leute macht euch nicht verrückt. Ich
habe
was besseres."
Und ganz einfach sind die Spielregeln, Spielregeln fürs
Leben,
damit wir Menschen gut miteinander auskommen.
Jesus hat es dann ganz kurz zusammengefasst. und das soll
abschließend
gesagt sein. Wir sollen nicht unseren selbstgemachten
Götzenbildern,
unseren Wunsch- und Zerrbildern hinterherlaufen sondern er sagt:
»'Liebe deinen Gott, von ganzem Herzen,
mit ganzem
Willen und mit deinem ganzen Verstand!' Dies ist die
größte
und wichtigste Lebensregel.
Aber gleich wichtig ist ein zweite: 'Liebe deinen Mitmenschen wie
dich selbst!' In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst,
was
das Gesetz und die Propheten* fordern.« (Mt 22,37-40)
Liebe Gemeinde und wenn wir uns daran halten, dann geht es uns gut und
alles andere fällt uns von alleine zu.
AMEN
. |
Festpredigt (30 Jahre Kirche - Jes
58,1-9)
10.02.02 Pfr. Rochusch
Hat unser Gottesdienst denn einen Sinn?
Jesaja 58, 1-9
Der
HERR
sagt: »Rufe, so laut du kannst! Lass deine Stimme erschallen wie
eine Posaune! Halte meinem Volk, den Nachkommen Jakobs, ihr Unrecht und
ihre Vergehen vor! Sie fragen mich Tag für Tag, warum ich sie
solche
Wege führe. Wie ein Volk, das sich an das Recht hält und
meine
Gebote befolgt, fordern sie von mir, dass ich zu ihrer Rettung
eingreife,
und wünschen sich, dass ich ihnen nahe bin. 'Was für einen
Sinn
hat es,' jammern sie, 'dass wir Fasttage abhalten und deinetwegen
Entbehrungen
auf uns nehmen? Du beachtest es ja gar nicht!'
Darauf
sage
ich, der HERR: Seht doch, was ihr an euren Fasttagen tut! Ihr geht
euren
Geschäften nach und beutet eure Arbeiter aus. Ihr fastet zwar,
aber
ihr seid zugleich streitsüchtig und schlagt sofort mit der Faust
drein.
Darum kann euer Gebet nicht zu mir gelangen. Ist das vielleicht ein
Fasttag,
wie ich ihn liebe, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet, euren
Kopf
hängen lasst und euch im Sack in die Asche setzt? Nennt ihr das
ein
Fasten, das mir gefällt? Nein, ein Fasten, wie ich es haben will,
sieht anders aus!
Löst
die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem
Hals,
gebt den Misshandelten die Freiheit, und macht jeder Unterdrückung
ein Ende! Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in
euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum
Anziehen,
und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen!
Dann
strahlt
euer Glück auf wie die Sonne am Morgen, und eure Wunden heilen
schnell;
eure guten Taten gehen euch voran, und meine Herrlichkeit folgt euch
als
starker Schutz. Dann werdet ihr zu mir rufen, und ich werde euch
antworten;
wenn ihr um Hilfe schreit, werde ich sagen: 'Hier bin ich!'“
Einen solchen Text aus Anlass des Jubiläumsgottesdienstes
für unser Gemeindezentrum zu predigen, kommt wie vor wie die
Quadratur
des Kreises. Nichts am Predigttext löst unmittelbar eine
Assoziation
aus, die das Jubiläum zur Sprache bringen lässt. Der ganze
Predigttext
ist als eine Gottesrede berichtet, die den Propheten Jesaja beauftragt,
dem Volk eine warnende Begründung für erlittenes Unheil
anzusagen. Es ist bedeutungslos, wenn wir überlegen, um welches
Unheil
es sich handelt. Das Wort Gottes sagt, dass Gott der Verursacher des
Nicht-Wohlergehens
ist. Das ist eine allgemeinprophetische Interpretation der damaligen
gesellschaftlichen
Situation, auch von anderen Propheten bekannt.
Jedoch stieß diese Interpretation wohl mehr oder
weniger bei den
Zeitgenossen immer wieder auf Unverständnis und Kritik an
Gott,
am Glauben, am Propheten. Auch bei uns heutigen Menschen würde
eine
solche Interpretation auf Unverständnis stoßen. Im
Unterschied
jedoch zu uns heutigen Menschen machten die Zeitgenossen des Propheten
- das wird aus den im Text aufgenommenen Zitaten der Menschen erkennbar
- ihm und Gott den Vorwurf, dass sie nach ihrer Auffassung doch alles
Erwartbare
Gott gegenüber geleistet haben: Opfer, Gottesdienst, Fasten. Was
will
Gott denn noch mehr? Wenn er darauf so negativ reagiert, dann versteht
man ihn nicht mehr.
Wir modernen Menschen dagegen haben uns längst
abgewöhnt,
Gott als Ursache der täglichen kleinen und großen
Missstände,
Ärgernisse, Unzufriedenheiten, Katastrophen, Krankheits- und
Leidenssituationen
und was sonst noch alles zu nennen wäre, zu denken. Wir denken
einfach nicht mehr an Gott. Bestenfalls kommt Gott noch in der
spontanen
Reaktion zum Ausdruck, wenn jemand auf den Bericht über ein
Unglück
sagt: „Ach du lieber Gott“ oder eine ähnliche Floskel gebraucht.
Vielleicht
- ja sicherlich - ist es ratsam, dass auch wir modernen Menschen Gott
wieder
mehr in unsere Gedanken einbeziehen und nach ihm und seinem Handeln in
der Welt und für die Welt und für die Menschen fragen.
Dann greife ich die Stichworte auf, dass die Zeitgenossen
des Jesaja
offensichtlich der Meinung waren, mit ihren Opfern im Gottesdienst und
mit dem Fasten der Erwartung Gottes entsprochen zu haben. Wenn dem vom
Propheten nun auch widersprochen werden muss, so setze ich mich doch
erst
einmal damit auseinander und erkenne, wie weit wir von diesem Denken
entfernt
sind. Tieropfer gibt es begründeter Maßen nicht in der
christlichen
Kirche, das soll auch nicht zur Diskussion gestellt werden. Wenn wir in
der Kirche heute den Begriff Opfer gebrauchen, dann als
anderes
Wort für die Kollekte. Und da können wir nun wirklich nicht
mehr
sagen, dass unser Opfer, unsere Kollekte reichlich und Gott
wohlgefällig
ist.
Die Kirche allgemein und unsere Gemeinde im Besonderen
leidet am für
die Arbeit nicht mehr vorhandenen Geld, ob das nun durch nicht mehr
fließende
Kirchensteuern oder durch kümmerliche Kollekten, die die
täglichen
Gemeindeaufgaben finanzieren müssen, bewirkt wird, ist unwichtig.
Auch der Gottesdienst als solcher, also der Gottesdienstbesuch ist
dürftig,
obwohl er doch - wenigstens nach Auffassung unserer Grundordnung - das
„Zentrum des Gemeindelebens“ sein soll. Zu häufig entscheiden sich
auch ganz liebe Christen am Sonntagvormittag gegen den
Gottesdienstbesuch,
tun dies ohne schlechtes Gewissen und machen etwas anderes.
Ein Prophet Jesaja, der seinen Zeitgenossen widerspricht,
würde
uns heute sicherlich zu intensiverem Gottesdienstbesuch
auffordern
und nachdrücklich auf den Zusammenhang von mangelnder
Gottesdienstpraxis
und mangelhafter Lebensgestaltung und mangelhafter
Gesellschaftsverantwortung
aufmerksam machen. Nun will ich Ihnen, die Sie heute hier im
Jubiläumsgottesdienst
sind, keinen Vorwurf machen. Sie kennen jedoch alle das Problem, das
aus
Anlass des Jubiläums genannt werden muss: Dieses Gemeindezentrum
Am
Seggeluchbecken ist vor 30 Jahren so schön und so
großzügig
gebaut und gegründet worden, damit hier eine lebendige Gemeinde in
erster Linie am Sonntag Gottesdienst feiert und auf dieser Grundlage
innerhalb
der Woche ein vielfältiges Gemeindeleben praktiziert.
So und nur so und auch nur in dieser Reihenfolge ginge dann
von dieser
Gemeinde für uns Menschen hier im Märkischen Viertel,
für
jeden Einzelnen wie für uns gemeinsam ein Wohlergehen aus. Ich
muss
im Konjunktiv, also in der Wunschform reden, weil die Wirklichkeit der
tatsächlichen Nutzung dieses Gemeindezentrums durch die
Gemeindeglieder
anders aussieht. Wenn ich mir den Propheten Jesaja heute hier in
unserem
Gottesdienst auftretend vorstelle, dann würde er sicherlich sagen:
Leute, denkt doch mal darüber nach, ob eure noch so berechtigten
Klagen,
eure Unzufriedenheit, eure Unsicherheit, eure Ängste, eure Sorgen
nicht doch etwas damit zu tun haben, dass ihr zu wenig den Gottesdienst
und das Gemeindeleben sucht, dass ihr zu wenig praktizierende Christen
seid. Vielleicht würden wir auf den Propheten hören.
Und dann redet der Prophet im Namen Gottes über die Praxis
des
Fastens. Das ist der Grund, warum dieser Text heute am Sonntag vor
der Passionszeit als Predigttext empfohlen wird. Die Passionszeit wird
in alter christlicher Tradition als Fastenzeit verstanden. Stellen wir
uns dieser Tradition und diesem Anliegen des Textes, dann müssen
wir
über das Fasten reden und sicherlich alle erkennen, dass Fasten
bei
uns ganz klein geschrieben wird, zu einem Fremdwort geworden ist.
Ehrlich,
wir gebrauchen das Wort doch nur, wenn es um das Abnehmen zu vieler
Pfunde
auf dem Körper geht. Es ist uns fremd geworden, dass Fasten
einstmals
als Glaubensäußerung verstanden worden ist, die uns zum
intensiveren
Nachdenken, Meditieren über die Glaubensinhalte, im Besonderen
über
den Leidensweg Jesu Christi, den er um unseres Wohlergehens willen
gegangen
ist, bewegen möchte. Nun hat ja auch der Prophet Jesaja im Namen
Gottes
klar und deutlich gesagt, dass das Fasten nicht die rechte Art und
Weise
ist, Gott zu dienen, bei Gott Wohlgefallen zu bewirken. Ich frage mich,
wie stark solche Prophetengedanken im Laufe der Jahrhunderte dazu
beigetragen
haben, dass das Fasten als Glaubensäußerung zu einem
Fremdwort
geworden ist.
Nun will ich dem Propheten in seinem Gotteswort folgen und
den Rückgang
der Bedeutung des Fastens nicht beklagen oder Sie gar zum Fasten in den
nächsten Wochen auffordern. Auffordern möchte ich Sie zu dem,
was der Prophet im Namen Gottes an die Stelle des Fastens setzt:
„Löst
die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem
Hals,
gebt den Misshandelten die Freiheit, und macht jeder Unterdrückung
ein Ende! Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in
euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum
Anziehen,
und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen!“ Diese Worte sind
eine
klare Aufforderung zu sozialem, diakonischem Handeln. Das ist
rechter
Gottesdienst, das ist rechtes Fasten.
An dieser Stelle möchte ich mich mit der Auffassung des
Fastens
im Islam, also der Menschen, die auch unter uns leben, auseinander
setzen. Im Fastenmonat Ramadan ist es ihnen nach dem Koran untersagt,
zwischen
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu essen und zu trinken. Wir
hören
immer wieder einmal davon und im Religionsunterricht, den ich zu
erteilen
habe, gehört auch die Vermittlung von Grundkenntnissen des Islam
zum
Unterrichtsinhalt. Fasten soll, so sagt es der Koran, alle Muslime,
arme
und reiche, wenigstens einmal im Jahr einen Monat lang auf die gleiche
Stufe stellen. Auch die Reichen sollen merken, dass es mit weniger
geht,
dass andere weniger haben. Und sie sollen besonders in diesem Monat von
ihrem Reichtum abgeben. Das Almosengeben ist wie das Einhalten der
Fastenregel
im Ramadan eine der fünf Grundverpflichtungen im Islam. Und wer
von
uns einmal in der Zeit des Ramadans in ein muslimisches Land gereist
ist,
der hat erfahren, wie sehr dort das Fasten das tägliche Leben
prägt.
Was uns Christen an dieser Glaubenshaltung des Islam
stört, was
wir für falsch halten, ist, dass der Zusammenhang von vorhandener
Armut und Bekämpfung durch Fasten und Almosengeben als immer
existierend
angesehen wird. Gerade auch mit Worte des Propheten Jesaja hat sich bei
uns das Denken über Zusammenhänge von Armut und deren
Bekämpfung
verändert. Wir haben längst den sozialen Wohlfahrtsstaat, die
sozialgerechte Gesellschaft entwickelt und wir formen und prägen
sie
immer weiter. Wir sind noch lange nicht am Ende, wir sind noch lange
nicht
zufrieden. Das Glück, das Sattsein, die Zufriedenheit sind noch
lange
nicht überall eingekehrt, gegenüber dem Islam haben wir
jedoch
erkannt, dass Fasten und Almosengeben nichts für eine soziale und
gerechte Gesellschaft bewirken.
Fasten ist also heute weder eine überzeugende
christliche Glaubensäußerung
noch ein Weg, soziale Gerechtigkeit im christlichen Verständnis zu
bewirken. Einziger Weg ist in der Tat das, was der Prophet Jesaja
bereits
empfohlen hat: das sozial-diakonische Engagement. Ich bin
überzeugt,
dass unsere Gesellschaft hier vom Christentum gelernt hat und
geprägt
worden ist, dass wir in unserer heutigen Zeit Not und Elend viel besser
und wirksamer bekämpfen als alle früheren Generationen, und
dass
unsere Kirche nach wie vor viel Diakonische Arbeit leistet unter sich
immer
wieder verändernden Bedingungen. Der Einsatz der Kirche in der Diakonie
ist und bleibt notwendig, „Not wendend“ im wahrsten Sinn des Wortes.
Und
das ist dann auch rechter Gottesdienst im Sinn des Propheten.
Wenn ich diesen Gedanken auf unser
Jubiläums-Gemeindezentrum Am
Seggeluchbecken anwenden darf, dann kann ich daraus nur folgern, dass
dieses
Gemeindezentrum für die Menschen hier im Märkischen Viertel
ein
Zentrum der Verkündigung der Liebe Gottes und ein Zentrum der
praktischen
Umsetzung dieser Liebe in den Lebensalltag der Menschen sein
soll.
Hier muss hörbar, erfahrbar und erlebbar werden, dass Gott uns
liebt,
dass seine Liebe unser aller Wohlergehen will und dass von diesem
Zentrum
dann auch Wohlergehen auf die anderen Menschen unserer Gesellschaft
ausstrahlt.
So frage ich, ob sich hier in diesem Gebäude Menschen treffen
möchten,
die durch eine vergleichbare Belastung geprägt sind und die im
Gespräch
miteinander und durch Beratung untereinander sich helfen.
Eine Gruppe haben wir schon: den Kreuzbund. Aber ich kann
mir auch denken,
ja ich wünsche es mir, dass sich hier zum Beispiel auch blinde
Menschen
treffen oder vielleicht deutschstämmige Menschen aus Russland oder
eine Mutter-Kind-Gruppe oder eine Gruppe ehrenamtlicher Hausbesucher,
oder
eine Gruppe Rollstuhlschieber oder, oder, oder. Für sie wie
für
alle wollen wir ein offenes Gemeindezentrum sein, eine lebendige
Gemeinde.
Und, um über den Gedanken des Propheten hinauszugehen, kann ich
mir
auch vorstellen, dass sich in unserem Gemeindezentrum Menschen treffen,
die schon glücklich und zufrieden sind und die ihre im Glauben
begründete
Zufriedenheit miteinander teilen. Wir tun dies schon im
neubegründeten
Chor, den Sie heute gehört haben, und sicher auch in der
Bibelstunde.
Aber auch da sind andere Varianten denkbar.
Erwarten Sie bitte, wenn ich so dazu einlade, nicht von uns
wenigen
Mitarbeitern, dass wir noch mehr Gruppen leiten und organisieren
können.
Das schaffen wir nicht mehr. Aber ich kann einladen, sich selbst zu
organisieren,
dabei wollen wir helfen. Und dann erfüllen wir den rechten
Gottesdienst.
„Dann“ - um ein letztes Mal den Propheten zu zitieren: - „strahlt euer
Glück auf wie die Sonne am Morgen, und eure Wunden heilen schnell;
eure guten Taten gehen euch voran, und meine Herrlichkeit folgt euch
als
starker Schutz. Dann werdet ihr zu mir rufen, und ich werde euch
antworten;
wenn ihr um Hilfe schreit, werde ich sagen: 'Hier bin ich!'“
Amen.
. |
Jahreslosung 2002 (Heilig Abend -
Vertrauen)
24.12.01 Pfr. Zillmann
Liebe Gemeinde, spätestens wenn die
Weihnachtszeit da
ist, die Tage lang und länger werden, wenn die Lichter im Dunkeln
glitzern, und wenn alle emsig mit Einkaufen und Vorbereitungen zu tun
haben,
spätestens zur Weihnachtszeit wissen wir: Es ist wieder ein ganzes
Jahr, ein ganzes Lebensjahr vergangen. Und wir wundern uns
immer
wieder, wie die Zeit so vergeht. Was wollte ich nicht noch alles
machen?
Was habe ich mir nicht alles vorgenommen. Wollten wir nicht etwas ganz
wichtiges erledigen – in diesem Jahr? Und nun? Die Zeit ist vergangen -
ganz plötzlich - das Jahr ist vorbei wie ein Windhauch, so scheint
es.
Alle Jahre wieder – ist das so. Und je Älter man wird,
um so schneller scheint
die Zeit zu rennen. Und dann hat man auch immer wieder das
Gefühl,
dass dieses Jahr besonders wichtig war. Ist nicht gerade in den letzten
12 Monaten außergewöhnlich viel passiert? Im persönlichen
Leben: Ich bin wieder ein Stück gewachsen, wieder älter
geworden,
noch eine Krankheit ist dazu gekommen, Geld verloren – Geld gewonnen.
Ist
nicht viel passiert - in der Familie, in der Schule, auf der
Arbeit,
bei den Nachbarn? Neue Menschen kennengelernt, alte verloren oder
weggestorben,
Liebe und Hass, Glück und Unglück – Jeder von uns könnte
da jetzt viel erzählen. Und in der großen weiten Welt
– waren nicht die Katastrophen der letzten Monate besonders
schrecklich,
die Kriege besonders gefährlich und die Weltsituation gerade in
diesem
Jahr außerordentlich bedenklich?
Liebe Gemeinde, "Alle Jahre wieder..." könnte man
sagen.
Zu Weihnachten stellt sich oft und regelmäßig solch eine
komische
Stimmung ein, eine Mischung von rührseliger Freude und tiefer
Traurigkeit.
Das Leben ist schön, aber ich glaube die Welt geht unter. Wer kann
mir jetzt helfen?
In diese Stimmung kommt nun die Weihnachtsbotschaft hinein.
Etwas fromm
natürlich, abstrakt und theologisch, Worte aus alten Büchern
und Zeiten: "Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen;"
heißt
es dort "er schickt uns den Retter, das Licht, das von oben kommt. Dieses
Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind." (Lk 1,78-79a)
Nun, wer im Dunkeln sitzt, freut sich über ein Licht.
Das ist klar.
Wer alles dunkel und grau sieht, dem kann ein kleiner Farbtupfer das
Leben
verschönern. Und wer depressiv in die Zukunft blickt, der braucht
einen Hoffnungsschimmer, um nicht vollkommen zu verzagen, der braucht
einen
Anker, an dem er Halt findet. Wenn es einem gut geht, dann vergessen
wir
schnell die schlechten Tage, die da waren und noch kommen werden. Aber
wenn es uns schlecht geht, dann tun wir ganz erstaunt und lamentieren:
"Das hätte ich nicht gedacht, warum gerade ich?"
Wenn die Zeiten sich wenden, und die Weihnachtszeit und der
Jahreswechsel
ist so eine Zeit, wenn die Zeiten sich wenden, dann stoßen Gegensätze
aufeinander,
zwei Gefühle vielleicht und ringen darum, ausgelebt zu werden.
Freude
und Traurigkeit, zum Beispiel – Unruhe in der Seele und Frieden im
Herzen
gleichzeitig, Neid und Genügsamkeit, Lachen und Weinen in der
selben
Minute. Der Blick geht zurück und er geht nach vorne. Und die Weihnachtsbotschaft
sagt jetzt klar: Hinten ist es dunkel und vorne ist
es
hell.
"Nun, eine schöne Botschaft." mag mancher sagen "Sie
ist vielleicht
heute einleuchtend, aber was ist morgen, im Alltag, im kommenden Jahr
2002,
wenn die Gefühle geschmolzen sind, wie der letzte Schnee des
Winters?"
Liebe Gemeinde, die Jahreslosung für das
nächste
Jahr ergänzt an dieser Stelle die Weihnachtsbotschaft gut und
deshalb
möchte ich auch beide Texte hier in einen Zusammenhang bringen.
Der biblische Spruch, und diesem Spruch werden sie im
nächsten
Jahr noch öfters begegnen, der biblische Spruch für das Jahr
2002 lautet: "Ja, GOTT ist meine Rettung; IHM will ich vertrauen
und
niemals verzagen." (Jes 12,2) "Nun, eine schöne Botschaft."
mag
mancher wiederum sagen "Gottvertrauen. Alles klar. Schön wäre
es ja." Und dann höre ich im Unterton einen wichtigen,
lässigen
Satz: "Wer's glaubt, wird selig."
Ja, genau das ist es. Das meint der Jahresspruch. In diesem
ständigen
Zweifel unserer Vernunft, in diesem ständigen Zwiespalt der
Gefühle,
sind wir innerlich aufgewühlt, hin und hergerissen. "Wer's glaubt,
wird selig." Das schafft jetzt das Vertrauen, das Licht im Dunkeln zu
seh'n,
das Ende des Tunnels zu erkennen.
Liebe Gemeinde, so was kann man natürlich nicht
erklären
und ich möchte ihnen da nichts aufschwatzen, denn dieser Glaube
wird
einem geschenkt und nicht erklärt, geschenkt und nicht bewiesen,
geschenkt
wird der Glaube durch Geist. Entweder man glaubt oder man glaubt nicht.
Das ist ganz einfach.
Unsere Zeit liegt nun, - wenn man denn glaubt – unsere
Zeit liegt
in Gottes Händen, Unser Leben ist aufgehoben in seiner
Ewigkeit.
Das allein schafft Vertrauen für die Zukunft, die auch ein
Stückchen
was von Ewigkeit enthält. Und dann ist das vergangene Jahr
plötzlich
ein ganz normales Jahr gewesen. Alle Jahre wieder, immer das gleiche.
Das
vergangene Jahr war nicht das wichtigste. Und die Zeit rennt auch nicht
schneller als sonst. Ein kindliches Gemüt müsste man haben,
dann
lebt man immer im hier und jetzt und kann sich seines Lebens freuen.
In diesem Sinn möchte ich Ihnen noch eine kleine
Geschichte
mitgeben in das Weihnachtsfest und in das neue Jahr - eine Geschichte
vom
Vertrauen und Nicht-Zweifeln:
Stellen Sie sich einen Weihnachtsmarkt vor.
Über den Marktplatz
ist ein Hochseil gespannt. Und der Platz ist voller Menschen, die dicht
zusammengedrängt stehen, um das Kunststück zu sehen.
Denn jetzt balanciert ein Hochseil-Artist
über
das Seil:
Ohne Netz und mindestens zehn Meter über dem harten Boden schiebt
er eine Schubkarre durch den Himmel. Klein wirkt er so weit da oben und
mit der Karre etwas komisch - aber man sieht ihn lächeln, doch
niemand
lächelt zurück. Still staunt die Menschenmenge auf dem
Marktplatz.
Schritt für Schritt geht der Artist auf seinem schmalen Weg.
Manchmal
macht er eine kleine Pause; dann geht es weiter. Endlich erreicht er
das
Ende des Seils: Begeisterter Applaus bricht aus; das Seil schwankt ein
wenig.
Schnell macht sich der Artist auf den Rückweg - und
erreicht wieder
sein Ziel: Der ganze Platz jubelt. “Zugabe!”, rufen die Zuschauer,
“noch
einmal, bitte.”
Da gibt der Artist ein Zeichen, und die Menge verstummt.
“Wer von euch
kommt mit?" fragt der Artist, “wen darf ich in meiner Karre über
das
Seil fahren?” Niemand antwortet; der Marktplatz
bleibt
still, sehr still.
Dann hört man eine Kinderstimme: “Ich komme mit”; Ein
kleiner Junge
klettert aufs Seil und setzt sich in die Karre. Die Fahrt beginnt: erst
hin - und dann auch wieder zurück.
Als das Kind aus der Karre klettert, zögert die Menge
ein wenig,
aber dann dröhnt der Applaus noch lauter über den Platz. Und
alle stürzen sich mit ihren Fragen auf das Kind: “Warum hast du da
mitgemacht? Wie konntest du das wagen?”
Das Kind antwortet: “Ja, was habt ihr denn geglaubt? Der da oben
ist doch mein Vater!”
Nun - Liebe Gemeinde, ich wünsche allen ein gesegnetes
Weihnachtsfest mit dem Spruch der Jahreslosung:
"Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und
niemals verzagen."
(Jes 12,2)
AMEN
. |
Jahreslosung 2001 (Weisheit und Erkenntnis) Pfr. Zillmann
In Christus liegen verborgen alle Schätze
der Weisheit und der Erkenntnis.
(Kolosser 2,3)
Liebe Lesergemeinde, die im Jahresspruch verwendeten Worte
Weisheit
und Erkenntnis sind gute Worte, sie sind wie Gold und Edelstein.
Niemand
möchte darum von anderen als unreif oder dumm bezeichnet werden.
Weisheit
und Erkenntnis fallen uns aber nicht von alleine zu. Sie sind eben Schätze,
die scheinbar erst gehoben werden wollen. Aber können wir
erfolgreiche
Schatzsucher sein, indem wir mühselig und fleißig Wissen
ansammeln
und dann sagen: "Ich bin nun weise." ?
Im
Alten Testament fragt schon Hiob: "Wo ist ihr Ort? Wo kommt die
Weisheit
her? Und wer kann sagen, wo die Einsicht wohnt?" Und nach langem
Grübeln
und schweren Schicksalsschlägen in seinem Leben, sagt er dann:
"Nur
Gott, sonst niemand, kennt den Weg zu ihr. Er ganz allein weiß,
wo
die Weisheit wohnt."
Diese Überlegung ist umstritten. Gerade in einer Zeit,
in der mit
Mikroskop und Fernrohr, mit wissenschaftlichen Theorien und
Computerprogrammen,
nach den Edelsteinen der Weisen gesucht wird, entrüstet sich
mancher:
"Ich lass mir beim Schatzsuchen doch nicht die Landkarte stehlen und
die
Schippe aus der Hand nehmen. Selbst ist der emanzipierte Mann und die
emanzipierte
Frau – emanzipiert von Gott!"
Diese Befreiung und Unabhängigkeit ist aber oft Hochmut
und der
wissenschaftliche Kollaps folgt auf dem Fuß. Moderne Beispiele
kennt
jeder. Die Alten hatten ihren Turmbau zu Babel und es folgte der
Schluß:
"Den HERRN ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis. Wer ihn
missachtet,
verachtet auch Weisheit und Lebensklugheit."
Wir plagen uns im alltäglichen Leben nun nicht mit
Erkenntnistheorien
herum, aber wir wollen doch wissen, was für unser
persönliches
Leben wichtig ist, wie es gut wird, wie es sinnvoll bleiben kann. Eine
Antwort liegt im Jahresspruch. Lebensklugheit liegt bei Jesus Christus
– in seiner Menschlichkeit – in seiner Größe.
Es macht natürlich Mühe, diesen oft verborgenen
Schatz zu
heben und dann auch noch auf sein eigenes Leben anzuwenden. Aber wenn
es
ge-lingt, dann können wir mit einfachen biblischen Worten sagen:
Den
HERRN stets ernst zu nehmen, das ist Weisheit. Und alles
Unrecht
meiden, das ist Einsicht. Ihr
Pfarrer
Zillmann
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Ev.Kirche Am Seggeluchbecken in
Berlin-Reinickendorf
Pfarrer Peter Zillmann, 13435
Berlin-Märkisches
Viertel, Finsterwalderstr. 68
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