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PageAutor: Zillmann/Liebich (2002-2003)
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Ausgangsperspektive - Eingangsfragen
"In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen"(Joh.l4,2)
Die Ausgangsperspektive meiner Arbeit entspringt meiner bisherigen Lebenserfahrung,
wonach letztlich keine Vorstellung über "Gott und die Welt",
kein Gottesbild, kein Menschenbild, keine Methode besteht, die nicht im
Sturm des Lebens irgendwann an Grenzen kommt, wo Tragfähigkeit und/oder
Nutzen zumindest in Frage gestellt sind, der umfassende Erklärungsanspruch
bezüglich Wirklichkeit fragwürdig geworden ist.
Dies muss in der konkreten Situation nicht immer an der Begrenztheit,
der mangelnden Universalität der Vorstellung, des Bildes liegen. Es
kann auch schlicht sein, dass meine eigenen Kenntnisse über den bedeutungsmäßigen
Umfang der jeweiligen Ein-Bildung unzureichend, bzw. meine Deutungen zu
einseitig sind. Diese Überlegungen werden besonders brisant im Blickwinkel
auf religiöse Vorstellungen, Bilder und Methoden, denn sie
behaupten ja in besonderem Maße, Lebenshilfe zu sein, ja, Leben im
eigentlichen Sinne überhaupt erst zu ermöglichen, über das
irdische Dasein obendrein hinauszuweisen, mit einem Wort, existentiell
zu sein.
Die meisten Religionen erheben dabei den Anspruch, ganz oder teilweise
absolute Wahrheiten zu formulieren und/oder zu verkünden. Zu untersuchen,
wie dieser Absolutheitsanspruch zustande kommt und wie sich die
vielen, angeblich absoluten Wahrheiten zueinander verhalten, soll in dieser
Arbeit an einigen Beispielen diskutiert werden.
Fragestellungen, die mich insbesondere zu dem Thema veranlassten,
waren dabei folgende:
1. Warum gibt es so eine Vielfalt von Bildern und Vorstellungen
über "das Heilige", die sich in gegensätzlichen Religionssystemen
niederschlägt? Ist die umfassende Wahrheit nicht formulierbar, nicht
greifbar, nicht darstellbar?
2. Verstoßen die vielen Bilder gegen die berechtigte Warnung
des Judentums, des Islam, "Gott" in Bildern begrenzen zu wollen? Sind alle
Bilder und Vor-Stellungen also grundsätzlich abzulehnen?
3. Wie kommt es zu der gegenseitigen zwischenmenschlichen "Zerfleischung"
der verschiedensten Art bezüglich DER Wahrheit, paradoxerweise an
glaubensmäßig besonders engagierten Menschen so häufig
zu erleben? Warum diffamieren sich die Kontrahenten persönlich, bleiben
also nicht auf der Sachebene?
4. Wie objektiv ist für den einzelnen die Sachebene seiner
Bilder und Vorstellungen?
5. Gibt es so etwas wie einen Entwicklungsprozess der Bilder und
Vorstellungen "im Kopf", wenn ja, ist er allgemein, überindividuell
formulierbar?
6. Die Krise des eigenen Vorstellungsvermögens, die Paradoxie,
lässt sich nicht "austricksen", d.h. man kann sich nicht im voraus
auf diese Krise einstellen. Was bewirkt die Krise bezüglich Wahrheitsfindung,
bezüglich "Gottsuche"?
7. Wie verhält sich die Toleranz, die Akzeptanz der Religionen
untereinander zu ihren Bildern und Vorstellungen?
Wirklichkeit, ein Wort, das der mittelalterlichen
Mystik entstammt (werkelichkeit, L.Frambach "Identität und Befreiung",
s.371), kann nur im Sinne der Mystik eine ungeteilte sein und wird in dieser
Arbeit gleichgesetzt werden mit Einflußsphäre der göttlichen
Wirklichkeit. Einen Wirklichkeitsbereich anzunehmen, der sich dem göttlichen
Einfluß entzieht, ist vom religiösen Standpunkt aus, der das
Göttliche mit dem Absoluten, also auch mit dessen Einflußnahme
gleichsetzt, unsinnig.
Ich werde daher das Wort "Realität", das lt. etymologischen DTV-Wörterbuch
u.a. das Dingliche, Sachliche bezeichnet, vermeiden. Das Dingliche, Sachliche
meint nicht das Absolute, Umfassende. Somit ist der Begriff für meine,
überwiegend religiöse Argumentation ungeeignet, unzureichend.
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1. Wohnung finden, Identität
haben durch Bilder und Vorstellungen
(der Weg nach innen)
Die Bilder und Vorstellungen, die sich der Mensch über die Wirklichkeit
macht, sind "seins", sind seine Wohnung in der er sich zu Hause wähnt.
An sie wird er gewöhnt, ihn dieser Bilder und Vorstellungen gegebenenfalls
zu entwöhnen wird schwer sein.
Sie sind nötig, um ihm Heimat im Diesseits, in seinem Umfeld
zu geben, ihm diese Wirklichkeit konkret lebendig werden zu lassen, und
zwar so eng, dass er zunächst glaubt, Wirklichkeit und Vorstellung
seien eins. Sie konstituieren sein Ich, das was er für seine vollständige
Identität hält. Es gibt keine Subjekt-Objekt-Beziehung zwischen
ihm und seiner Vorstellung.
Dies in Erinnerung zu behalten, ist relevant, da in der (inter)religiösen
Diskussion immer wieder die Illusion begegnet, eine naturwissenschaftliche
Haltung einnehmen zu können: hier der Mensch, dort seine Vorstellungen,
beliebig austauschbar eben wie bei einer Subjekt-Objekt-Beziehung .
Der Mensch wählt also seine Vorstellungen nicht "sachlich"-distanziert
aus, sondern die Bilder und Vorstellungen werden seine Wohnung, konstituieren
sein Ich, die ihm "Leben" gegeben haben, die für ihn im Laufe seiner
Biographie positiv besetzt waren. Negative Erfahrungen, z.B. Sanktionen,
können zur Ablehnung bestimmter Vorstellungen führen, sogar zu
Angstauslösern werden, auf religiösem Gebiet nicht so selten
anzutreffen.
Es kommt sozusagen zu einer Werte-Identifizierung, wobei "Werte"
hier biographisch-subjektiv zu verstehen ist. Wie es aber zu dieser Ausschließlichkeit
einer Vorstellung kommt, warum er seine Werte so schwer und unter welchen
Gegebenheiten überhaupt wechselt, wird noch zu überlegen sein.
Zu
beobachten ist ein Absolutheitsanspruch in den Vorstellungen sowohl beim
einzelnen als auch bei Gruppen, wie sie Religionsgemeinschaften darstellen.
Der Absolutheitsanspruch macht die Bilder und Vorstellungen nicht mehr
nur zu einer Hilfe für das eigene Leben, sondern zu DER angenommenen,
alleinigen
Wahrheit, nun dazu gebraucht, um sie anderen als Hilfe zu zeigen, besser
noch, zu beweisen, und wehe, wenn sie diese Hilfe ablehnen! Dann haben
sie eben im harmlosesten Falle das "Wahre", das Absolute noch nicht erkannt.
Bilder, Vorstellungen, die eigene Person gehören also zusammen.
Wenn sie objektiv, d.h. mental zugänglich werden, sind sie hinterfragbar
und damit auch gegebenenfalls korrigierbar geworden.Die Identifizierung
mit Vorstellungen, die unbewußte, ist quasi der Spiegel, in dem man
sein Selbst, seine Identität (wieder) zu finden, zu erkennen glaubt.
Der Vergleich der Identität mit dem Spiegel, der den physischen
Körper wiedergibt, liegt auf der Hand, da sie nur indirekt über
die Identifizierung gesehen wird. Der Spiegel begegnet in Träumen,
in denen es um Identitätsprobleme geht, ebenso wie in der Mythologie.
In ihm kann die Lösung des Problems zeichenhaft verborgen liegen.
Die magische Macht des Medusenhauptes beispielsweise, jedes Wesen zu Stein
werden zu lassen, das es anschaut, ist nur durch den indirekten Blick in
den Spiegel zu brechen.
Hier verweist der Mythos auf das mentale Bewußtsein, die
Fähigkeit zur Distanz, zur Reflexion, die etwas Gutes und Unverzichtbares
ist, um mit magischen Mächten und "Verhexungen", Relikten aus der
(Menschheits-) Kindheit, umzugehen und fertig zu werden. Die Magie
nämlich lebt von der unbewußten Identifikation. Die Reflexion,
die ja Abgrenzung zum Betrachtungsgegenstand bewirkt, ist ihr Todfeind,
entmachtet sie.
Ein Märchenbeispiel: Die kleine Gretel wartet ganz "cool" ab, bis
ihre Stunde zur Befreiung ihres Bruders Hänsel geschlagen hat, der
von der Hexe gebraten und verschlungen werden soll. Ihrer mentalen Strategie
und ihrer trickreichen Behauptung, sie wisse nicht, wie sie in den Ofen
hinein käme, ist die Hexe, die sie ansonsten leicht durch ihre magische
Macht in der Gewalt hat, nicht gewachsen. So spiegeln Mythen und Märchen
Menschheitserfahrungen über Magie und das erwachende mentale Bewußtsein
wieder,
Die Identifikation mit bestimmten, gerade auch emotional besetzten
Inhalten und Vorstellungen ist das, was schließlich und endlich zur
Identität einer Person wird, wobei die erlangte Identität nicht
als irgendwann abgeschlossen angesehen werden kann, sondern
"... die Objekte der Identifikation sind alle von mujo
, von Unbeständigkeit und Vergänglichkeit geprägt. Das gilt
auch und gerade für unser fundamentalstes Identifikations-Objekt,
unseren Leib...Das Ich versucht, seine vordergründige Identität
ständig abzusichern und auszubauen durch mehr Identifikations-Objekte,
durch mehr Besitz, mehr Bildung, mehr Macht, mehr Einfluß usw.
Statt die grundsätzliche Gefährdung in der Weise seiner Konstituierung
zu sehen, also in der Qualität, flüchtet es in die Existenzabsicherung
durch Quantität, wird habgierig. Es stellt egozentrisch alles auf
sich zu, versucht möglichst viele und wertvolle, d.h. vermeintlich
beständige und sichere Identifikations-Objekte zu haben und steht
dadurch in einer prinzipiellen Konkurrenz zu anderen jeweiligen Identifikations-Konkurrenten,
dem Ich der anderen" (Frambach, Identität und Befreiung, s.l50ff.).
Der Inhalt des IdentifikationsObjektes ist dabei nicht
vorrangig. Ergänzend sei noch angemerkt, dass im Zen und im Buddhismus,
wovon bei Frambach hier die Rede ist, ein wesentlicher Unterschied gemacht
wird zwischen "Ich", meist mit "Ego" zu übersetzen und dem
"Selbst", christlich annähernd zu bezeichnen mit der "Seele,
wie Gott sie gemeint hat."
Zitiert sei in diesem Zusammenhang auch Theresa von Avila, die erklärte,
es sei leichter, den dreieinigen Gott zu erkennen als die eigene Seele.
Hier kann sie nur das eigentliche Selbst, losgelöst von allen vordergründigen
Rollen und Identifikationen, gemeint haben. soweit also die Entstehung
der ichbezogenen Identität, die eine brüchige, und in jedem Falle
vorläufige ist.
Unter "Identifikation" findet sich im Brockhaus folgende Erklärung:
"Das unreflektierte Sich-hineinversetzen in..." bedeutet, eben nicht mit
Hilfe von intellektueller Distanz. Bewußtheit im Sinne von Reflexion
und Identifikation sind hier Gegensätze. Eine sinngemäß
ähnliche Definition findet sich im DTV-Wörterbuch Psychologie.
Identifikation ist also zunächst ein unrefelktierter Vorgang.
Die Ambivalenz von Identität sei noch etwas am Beispiel des
Namens erläutert. Der Name (Gottes, der Menschen, der Dinge) ist
der Träger der Identität schlechthin. Man vergegenwärtige
sich entsprechende Redensarten: Das Kind beim Namen nennen, im Namen des
Volkes, im Namen Jesu, sich einen Namen machen (wollten die Erbauer des
Turms von Babel, heißt es in l.Mose 11,4); namhaft = nennenswert.
Erinnert sei an die Identifizierung der Person, die durch die Kenntnis
des Namens möglich wird in dem Grimmschen Märchen "Rumpelstielzchen".
Die ehemalige Müllerstochter, die Königin, befreit sich schließlich
von der Macht des zaubrischen Männchens, indem sie seinen Namen herausfindet.
Das Männchen zerstört sich daraufhin selbst, was wohl heißt,
dass es durch die Namensfindung (s. das Kind beim Namen nennen!) seine
magische Macht verloren hat und sich quasi in Luft auflöst.
In der Oper "Tristan und Isolde" von R.Wagner zeigt sich die erwachte
Liebe der Titelträger nach Einnahme des Liebestranks in der wechselseitigen
Namensnennung des anderen, was gleichsam die völlig neue Wahrnehmung
des anderen durch die Liebe offenbart.
"Wenn Gott den Namen Abrams (Gen. l7,5), Sarais (Gen. I7,15) und Jakobs
(Gen. 32,29) ändert, so wird darin ausgedrückt, dass Gott ihre
Person mit Beschlag belegt. Auch Saulus erhält nach seiner Bekehrung
einen neuen Namen, eine neue Identität, die ihm von Gott her zukommt"
(P.Biel, "Symbole geben zu lernen II", s.275).
Wer einen Namen bei Gott hat, ist be-deutend, ohne über
seine Be-Deutung selbst zu verfügen, darüber zu bestimmen. So
unterscheidet sich Identifikation, das Sich-selbst-einen-Namen-geben im
Falle Babylons von der Identität, die Gott verleiht. "Und weil Jesus
gehorsam ward..., hat Gott ihm einen Namen gegeben, der über alle
Namen ist.Phil. 2,10" (Calwer:"Namengebung")
"Der Name ist nach antiker Auffassung Kennzeichnung seines
Trägers, die sein Wesen und zugleich die Weite seines Einflußbereiches
kundtut...Darum genügt es dem antiken Menschen nicht, nur um die Existenz
einer Gottheit zu wissen, er will auch ihren Namen kennen" (Calwer: "Name
Gottes").
Mose wird am Dornbusch auf seine Frage nach dem Namen Gottes kein, mit
einem geschichtlichen Ereignis verbundener Name geoffenbart, sondern eine
prinzipielle, zeitlich nicht fixierbare Identität: JHWH, ich bin,
der ich bin und sein werde. Oder auch: Ich bin (für euch) da. Im Namen
Gottes bedeutet nun: im Vertrauen auf Gott.
Wichtig ist für die Entstehung von Beziehung (hier Gott-Mensch)
offensichtlich die Kenntnis des Namens, wobei Identität und gottgegebener
Name auch tatsächlich zusammenfallen: "Ich habe dich bei deinem Namen
gerufen, du bist mein!" (Jes. 43,1). Hier ist die Namenwahl der Vorläufigkeit
durch Familienzugehörigkeit bzw. der Willkür durch die Eltern
enthoben. Er bezeichnet nicht das, was im Ausweis steht, sondern das wahre
Selbst, dessen Identität allein Gott bekannt ist. Jesus sagte zu seinen
Jüngern:"Freut euch, dass eure Namen im Himmel aufgezeichnet sind"
(Luk. 10,20) Die Identität, die sich in dieser Art von Namen äußert,
überdauert,die irdische Existenz.
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2. Die konkrete, polare Sichtweise
oder die prinzipielle menschliche Unfähigkeit, Wirklichkeit total
zu erfassen
(der Weg nach außen)
Die Ambivalenz im Umgang mit Identität über die Identifizierung
wurde bereits am Begriff des Namens deutlich. Wo er konkret Greifbares
bezeichnen will, besitzmäßig vom Ego mißbraucht wird,
bezeichnet er Vorläufiges und ist zeitlich begrenzt.
Dasselbe lässt sich über das konkrete Erfassen, Beschreiben
von Wirklichkeit aussagen. In der Konkretion liegt die Begrenzung und
damit die Vorläufigkeit. Bei den Mystikern, z.B.bei dem evangelischen
Jakob Böhme, findet sich der Satz, in Gott fallen alle Gegensätze
zusammen. Gott ist das Absolute jenseits aller Polarität. "Und alles
Relative ist nur Polarisation (Selbstentzweiung aus Überschwang) des
Absoluten" (Friedlaender, zitiert bei Frambach, a.a.O., s.45).
Die Erkenntnis von Gut und Böse, die Erkenntnis der Gegensätze
war das, wovor nach Martin Buber Gott die Menschen bewahren wollte durch
das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen. "Gott kennt die Gegensätze
des Seins, die seinem Schöpfungsakt entstammen, er umfängt sie,
von ihnen unberührt, er ist, wie ihnen unbedingt überlegen, so
mit ihnen unbedingt vertraut, er geht mit ihnen unmittelbar um (das ist
offenbar die ursprüngliche Bedeutung des hebräischen Verbs "erkennen":
in unmittelbarem Kontakt stehen), und zwar eben als mit den gegensätzlichen
Polen des Weltseins. Denn als solche hat er sie...erschaffen...
Wesensverschiedener Art ist die vom Menschen durch das Essen der Wunderfrucht
erworbene "Erkenntnis". Ein überlegen-vertrautes Umfangen der Gegensätze
ist dem trotz seiner Ebenbildlichkeit nur am Geschöpftum, nicht
an der Schöpfung Beteiligten, dem nur zu zeugen und zu gebären,
nicht zu schaffen Befähigten versagt. Gut und Böse, die Ja-Lage
und die Nein-Lage des Daseins, treten in sein lebendiges Wissen ein; aber
nie können sie ihm miteinander gegenwärtig werden" (M.Buber:
Bilder von Gut und Böse, s.l7ff.).
Soweit Martin Buber zum Verhältnis menschlichen Erkennens innerhalb
der Polarität im Unterschied zum göttlichen "Darüberstehen".
Im Ringen darum, die beiden Pole von Wirklichkeit gegenwärtig
werden zu lassen, reden die Mystiker in paradox anmutenden Formulierungen
wie "das helle Dunkel, der sanfte Sturm", mit denen sie versuchen, ihre
ganzheitlichen, umfassenden Erfahrungen des Heiligen, Transzendentalen
zu beschreiben.
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2a - Die polare Sichtweise und die Identitätsfixierung
Der übliche, beobachtbare Weg der Identifikation ist der, sich
auf einen Pol von Wirklichkeit zu konzentrieren und diese Fixierung, diese
Identifikation für "allein selig machend", für umfassend
zu halten, worin eben die Beschränktheit besteht. Konkretion bedeutet
Polarisation. Hier beantwortet sich die Eingangsfrage über die gegenseitige
"Zerfleischung". Sie entsteht zunächst im Innern durch den leidenschaftlichen
Irrtum, in der Zeit bereits im Besitz der umfassenden Wahrheit zu sein,
ein für allemal. Die Entscheidung zu irgendeiner Form von gewaltmäßiger
"Überredung" ist dann nur noch eine Abschätzung der (moralischen)
Möglichkeiten, eine Folge der inneren Haltung.
Zum Thema Polarität und Wirklichkeit zitiert Frambach
den Theologen Karl Heim:"Es gibt nirgends, weder in der Wirklichkeit noch
in unseren Gedanken etwas, das durch sich selbst ist, was es ist. Alles,
was wir wahrnehmen und vorstellen können, ist sowohl in seinem Dasein
wie in seinem Sosein, also in seiner quantitativen und qualitativen Beschaffenheit,
dadurch bedingt und bestimmt, dass etwas anderes da ist, das ihm als Gegenpol
gegenübersteht" (Frambach, a.a.O., s.302).
Es wird noch zu unterscheiden sein zwischen Reden in möglichst vielen
Bildern, um wichtige spirituelle Erfahrungen neu einzu-bilden, vor Augen
zu führen, deut-bar werden zu lassen in dem Bewußtsein, mit
diesen guten und praktikablen Versuchen nur Annäherungen an letztlich
Unsagbares, das sich der polaren Beschreibung entzieht, zu erreichen und
andererseits dem, was Frambach Identitäts-Fixierungen nennt.
Ich habe einen Beruf, eine Familie, Erfolg, Besitz usw., aber ich bin nicht
nur davon erfasst, es ist nur ein Teil von mir, ein Teil, der im Laufe
des Lebens an Bedeutung gewinnen, aber auch verlieren kann. Der wirklich
"lebende" Wert dieser Anteile meiner Identität wird sich in der Krise,
beim In-Frage-gestellt-sein, herausstellen.
Man vergegenwärtige sich den lutherischen Text aus dem Kirchenlied
"Ein feste Burg ist unser Gott": "Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und
Weib, lass fahren dahin, sie haben's kein Gewinn!" Dieser zunächst
möglicherweise Gleichgültigkeit oder Grausamkeit assoziierende
Text zielt zweifellos auf die Vorläufigkeit von noch so wertvollen
Identifikationen gegenüber dem eigentlichen Selbst ab.
"Jedes religiöse und spirituelle Konzept, so richtig
und wertvoll es sein mag, kann zu einem vordergründigen "Objekt" der
Identifikation werden, an dem man fixierend haftet. Es wird dann gleichsam
zum spirituellen Besitz, den man sicher hat, nicht mehr hergeben will und
auf den man sich etwas "einbildet" (Frambach, a.a.O., s.148).
In diesem Kontext bedeutet "einbilden" offensichtlich etwas Negatives,
Illusionistisches, so wie wir dieses Wort in der Alltagssprache meist verwenden.
"Die Identitäts-Fixierung ist immer verbunden mit einer eingeschränkten,
verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit. Wenn wir uns mit einem
bestimmten Identifikations-Objekt, z.B.Nationalität, Bildung oder
sozialem Status, fixierend identifizieren, so werden andere Aspekte der
Wirklichkeit ausgeschlossen und eine bestimmte Perspektive festgelegt.
"..Das Problematische bei den Identifikationen besteht nicht
darin, dass wir uns überhaupt mit etwas identifizieren. Im Gegenteil.
Wir müssen uns als soziale menschliche Wesen in einem bestimmten Maße,
z.B. mit speziellen sozialen Gruppen, mit der Familie, mit einer religiösen
oder politischen Gemeinschaft usw. identifizieren, um ein befriedigendes
und fruchtbares soziales Leben zu führen. Die Unfreiheit besteht darin,
dass wir diese Identifikationen absolut setzen, das heißt, dass wir
auf sie fixiert sind und sie zur bestimmenden Mitte unserer Identität
machen. Im relativen Sinne sind sie notwendig und sinnvoll, absolut gesetzt,
werden sie zu "Einbildungen"" (Frambach, a.a.O., s.148ff.).
Nochmals festgehalten sei: Identifikationen, Bildentwürfe und Vorstellungen
über (religiöse) Werte sind notwendige und wichtige Prozesse
der Identitätsbildung, um zu greifbaren, lebendigen Vorstellungen
darüber zu kommen, was einem wichtig und von Bedeutung ist.
Die Gefahr liegt in der Verabsolutierung von konkreten Formulierungen
als alleiniger Möglichkeit der Sichtweise und darin, Wahrheit als
abgegrenzten Besitz in der jeweiligen Konkretion zu betrachten. Die Verabsolutierung
geschieht aus den bereits beschriebenen Gründen unbewußt, man
ist gleichsam gefangen ihr, solange sie unbewußt bleibt. Der Vorteil
der Konkretion ist zugleich ihr Problem, eben die Abgrenzung gegen alle
anderen möglichen Konkretionen von Wirklichkeit. Dem Sündenfall
der polaren Sichtweise ist nur durch Bewußtwerdung der Unfreiheit,
der Versklavung zu entkommen und sich im nächsten Schritt die Relativierung
aller sprachlichen Festlegungen, aller "ewigen", konkret formulierten Dogmen
zu vergegenwärtigen. Allerdings scheint diese Bewußtwerdung
im konkreten Fall ein Gnadenakt Gottes zu sein, wie wir noch am Gegenstand
der zum Teil absurd anmutenden gegenseitigen Kritik der Religionen untereinander
sehen werden.
Aus dem bisher Gesagten ist nun nicht zu dem verkürzten Ergebnis
zu kommen, dass es keine ewige Wahrheit gäbe, denn jegliche
Weiterentwicklung ist der Weg auf sie zu. Es heißt nur, dass sie,
letztlich Gott sei Dank, dem einzelnen und/oder der Gruppe nicht besitzmäßig
zur Verfügung steht, um das eigene Ego damit zu bestätigen, um
sie anderen als allein richtig unter die Nase zu halten, kurzum, um Abgrenzung
und Macht zu praktizieren.
DIE Wahrheit bleibt allein "in Gottes Hand", sie ist, nach Frambach
und anderen, der indifferente Grund, der sich der polaren Sichtweise entzieht.
Die Konkretion spiegelt Wahrheitsaspekte wieder, die im günstigsten
Fall nicht falsch, aber in ihrer polaren Festlegung eben nicht umfassend,
unvollständig, somit offen sind.
"Kirche" als Institution wäre dann lediglich, hauptsächlich
die Gemeinschaft der immer weiter Suchenden, derer, die auf dem Weg sind,
ohne dass die obersten "Hüter" dieser Institution Besitzträger
von Wahrheit sind. Ob diese Aussage zu wenig ist, kann an dieser Stelle
nicht erschöpfend diskutiert werden. Im übrigen muss aus dem
Bewußtsein der eigenen beständigen Begrenztheit, vor allem in
Bezug auf das Heilige, nicht nur Ohn-Machtsgefühl resultieren, sondern
die Bereitschaft zur beständigen Offenheit, zur Ent-Täuschung
wird Entwicklungmöglichkeiten beschleunigen.
Hier begegnet die Paradoxie, dass die Erkenntnis der eigenen Begrenzung
entgrenzt. Dennoch, um diese Begrenztheit zumindest eigenen Denkens zu
erkennen, muss diese Möglichkeit, der Wirklichkeit auf den Grund zu
kommen, wirklich "ausgereizt" worden sein. "Im spirituellen Befreiungsprozess
geht es primär nicht um biographisch bedingte Entwicklungsstörungen,
wenngleich diese immer eine gewisse Rolle spielen können und tatsächlich
spielen. Der spirituelle Befreiungsprozess hat es mit einer existentiellen
Problematik zu tun, mit der auch eine, im Idealfall psychisch völlig
gesunde Persönlichkeit konfrontiert ist.
"...Psychotherapie will, vereinfacht ausgedrückt, die
Entwicklung einer gesunden, d.h. stabilen und flexiblen Ich-Struktur ermöglichen.
Spiritualität hingegen will...das Ich überwinden, oder genauer,
die egozentrische Position des Ich, das sich absolut setzt, relativieren.
Beides ist für die menschliche Reifung wichtig: Ohne eine Ich-Struktur,
die einigermaßen vollständig ausgebildet und gefestigt ist,
kann auch kein Ich relativiert werden" (Frambach, a.a.O., s.285ff.).
Was in Bezug auf das Denken vorher ausgesagt wurde, nämlich dass die
Begrenzung erkannt werden muss, erläutert Frambach nachfolgend in
Bezug auf die Ego-Struktur: was nicht da ist, kann nicht relativiert werden.
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2b - Die polare Sichtweise und die Sprache
In besonders augenfälliger Weise spiegelt die Sprache die polare
Sichtweise des mentalen Bewußtseins wieder, die in der dualen Sichtweise
ihr entwicklungsmäßiges Ende finden wird und schon findet.
Es gibt noch Urworte, deren polare Bedeutung erst je nach Erfordernis
des Kontextes in Erscheinung tritt, z.B.kann "Boden" sowohl das Oberste
als auch das Unterste im Haus bezeichnen. "Einst" bedeutet sowohl fernste
Vergangenheit als auch fernste Zukunft (Frambach, a.a.O., s.308). Das lateinische
Wort "sacer" kann sowohl "heilig" als auch "verflucht" bedeuten. Hier sei
auf Mircea Eliades Untersuchungen hingewiesen, wonach das Verfluchte in
bestimmten Kulturen zum Heiligen wird ("Die Religionen und das Heilige").
Bestimmte (geistige) Behinderungen werden als Inkarnation des Heiligen
angesehen. Man erinnere sich an bestimmte Diskussionen sowohl im AT als
auch im NT darüber, ob bestimmte Krankheiten als "Strafe Gottes" anzusehen
seien oder zu seiner Verherrlichung dienten. Kaum eine unserer heutigen
großen Religionen wird das "Verfluchte" neben dem "Heiligen" dulden
wollen. Man denke nur daran, wie lange es dauerte, bis das verfluchte Kreuz
sich als heiliges Symbol im Christentum durchsetzen konnte. Die naturwissenschaftliche
Sichtweise hat allerdings Interpretationen dieser Art weitgehend "abgeschafft".
Aussagen, wonach Christus für uns zum Fluch geworden sei (Paulus),
können als heutzutage unverständlich angesehen werden.
Polaritäten können sich also zu Dualitäten entwickeln
die sich gegenseitig anscheinend ausschließen. Eins vom anderen gedanklich
zu trennen, das ist der Preis, den der Mensch zahlt für die Möglichkeit
der Subjekt-Objekt-Beziehung, die reflektierende, distanzierende Sichtweise,
für die Unterscheidung von "Gut und "Böse".
"Denken heißt unterscheiden oder, wie Walther Rathenau
es ausgedrückt hat: Denken heißt vergleichen...Das Wesentliche
ist, dass das unterscheidende Erkennen nach dem Prinzip des Gegensatzes,
der Polarität funktioniert" (Frambach, a.a.O., s.320). Über das
Urwort sagt der gleiche Autor: "Im Symbol des einen Wortes ist der eine
indifferente Grund repräsentiert, der der Differenzierung in zwei
polare Vordergrund/Hintergrund Phänomene zugrunde liegt. Es kann jeweils
nur eine Bedeutung...in den Vordergrund treten. Die andere, gegensätzliche
tritt dabei in den Hintergrund zurück" (a.a.O., s.308).
Bemerkenswerterweise sind ziemlich viele Mystiker Sprachkünstler
gewesen. "Meister Eckhart gilt als einer der Begründer der deutschen
Sprache. Mechthild von Magdeburg schuf als erste eine Volkssprache für
die Frömmigkeit, Hadewijch und Ruusbroec gehörten zu den Großen
der niederländischen literarischen Tradition, genauso wie Teresa von
Avila und Johannes vom Kreuz dies für die spanische waren" (Bruno
Borchert"Mystik", s.16). Offenbar befähigt das Ringen um den "indifferenten
Grund" in besonderer Weise zum Umgang mit Konkreten Bedeutungen.
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3. Die Paradoxie oder das Ende der polaren Sichtweise
Wenn also das polare Denken konsequenterweise im dualen Denken endet,
ist die begriffliche Logik in der Sackgasse der Paradoxie angekommen. Der
eine gedachte Wahrheitsaspekt schließt den anderen aus. Es gilt nicht
mehr: sowohl als auch, wie bei der polaren Sichtweise, nur eben nicht gleichzeitig,
sondern: entweder-oder. Die Wirk-lichkeit, und damit letztlich Gott, ist
zum un-begreiflichen Rätsel geworden.
Die Erfahrung der Krise des bisher Gedachten kann eine kollektive sein
wie die des babylonischen Exils im AT oder die Parusie-Verzögerung
im NT: Es ist offensichtlich (von Gott) anders (gedacht), als WIR gedacht
haben. Dann wird eine Neuformulierung von Theologie nötig. Es kann
sich auch, in unserer heutigen Gesellschaft häufiger, um individuelle
Krisensituationen handeln.
Das Problem ist wiederum durch polare Identitätsfixierung, einseitige
Konkretion entstanden. Paulus und Martin Luther sind zu verschiedenen Zeiten
zu ganz ähnlichen Erkenntnissen, Entgrenzungen gekommen, nämlich
dass die Erlösung zu Gott hin nicht aus dem Gesetz, nicht aus den
eigenen frommen Werken erwächst, sondern "sola fide", allein aus dem
Glauben.
Allerdings frage ich mich, ob wir nicht mit Hilfe Luthers in der evangelischen
Kirche den einen polaren Aspekt gegen den anderen eingetauscht haben. Weil
wir ja angeblich alle so erlöst sind, durch die Taufe quasi magisch
gelöst, braucht anschließend nur noch ethisches Handeln, also
Moral gepredigt zu werden, was offensichtlich z.Zt. wenige Menschen für
ihr Leben ausreichend und tragfähig finden, soweit sie überhaupt
bei spirituellen Fragen angekommen sind.
Wie also leben mit der vorprogrammierten, "betriebsbedingten"
Paradoxie?
"Es muss so gearbeitet werden, als hinge alles vom Menschen, nichts
von Gott ab, und so auf Gott vertraut werden, als hinge alles von Gott,
nichts vom Menschen ab" (Ignatius von Loyola zugeschrieben, Frambach, a.a.O.,
s.384).
Nicht jeder wird diese wiederum widersprüchliche Antwort hilfreich
finden. Sie kann es nur in der konkreten Situation werden.
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3a - Die Relativierung aller Methoden, Bilder und Vorstellungen
durch die Ent-Täuschung
Methoden gehören zum vordergründig Konkreten und sind daher
ebenfalls prinzipiell relativ. Das heißt wieder nicht, dass wir ohne
Methoden auskommen, so wie wir nicht ohne Bilder und Vorstellungen auskommen.
"Befreiung durch eine Methode ist darum immer auch Befreiung
von der Methode...im Bereich christlicher Spiritualität (haben wir)
einen offensichtlichen Mangel an Methode, an angeleiteten Übungswegen...Wir
brauchen ganzheitliche, spirituelle Übungswege, die Körper, Seele
und Geist umfassen und in ihrer wechselseitigen Durchdringung und Dynamik
verstehen" (Frambach, a.a.O., s.387).
So soll der einzelne, wohl dadurch, dass er der verkopften Einseitigkeit
enthoben ist, schließlich die Begrenztheit seiner Identitätsfixierung,
die er vermeintlich für seine unerschütterliche Mitte hielt,
erkennen.
"Die Identität wird geweitet und befreit, indem Gegensätze
vereint werden, oder anders ausgedrückt, indem widersprüchliche,
sich ausschließende Dualitäten in flexible, versöhnende
Polaritäten gewandelt werden" (Frambach, a.a.O., s.389).
Das Problem, wie Paradoxie sich auflösen kann, ist hier m.E. von Frambach
verharmlosend dargestellt und in seiner Zuspitzung absolut "unterbelichtet"
gesehen. Beispielsweise ist die Aufforderung zur Opferung des Isaak, die
Vorgeschichte zum l.Bund, das Ende der Vorstellungskraft Abrahams bezüglich
Segensverheißung, bezüglich Zukunft. Es ist das Gericht bezüglich
einer eventuellen Identitätsfixierung Isaak, eine Prüfung, die
Abraham besteht, wie wir wissen. Unbegrenzt ist sein Vertrauen in die Lösung
des Unlösbaren durch Gott. Es gibt keine vorstellbaren versöhnenden
Polaritäten! Das Gleiche läßt sich aussagen über die
Erneuerung des Bundes, das Kreuzgeschehen, als größtmöglich
vorstellbarem Gegensatz zu allem, was sich damals mit Heil verband.
In der Begegnung mit Gott wird Gericht und Heil eins, ohne dass
aus menschlicher Perspektive von flexibler Polarität gesprochen werden
kann. Der Mensch kann von sich aus nicht aus seiner Sichtweise im konkreten
Fal1 aussteigen, auch wenn er seine Begrenztheit erkennt. Wem sich Gott
naht, der wird geläutert, der wird gerichtet (brennender Dornbusch!).
"Gott ist ein versehrendes Feuer, das brennt, aber nicht verbrennt"(Erich
Zenger).
"Verbrannt" wird die falsche Mitte, die Identitätsfixierung, die
begrenzte Identität. Die Begegnung mit Gott weitet, befreit durch
den Schmerz hindurch. Die subjektive Stärke des Gerichts entspricht
dem Stärkegrad der Fixierung. Über die Befreiung aus der eigenen
Paradoxie, die Einung der vermeintlichen Dualität läßt
sich dasselbe aussagen wie über die umfassende Wahrheit: sie bleibt
"in Gottes Hand" und ist nicht vom Menschen machbar.
Wenn wir auf die Eingangsfrage bezüglich Entwicklungsprozess von
Bildern und Vorstellungen, also quasi der Identitätssuche zurückschauen,
so lässt sich über Identität trotzdem folgendes aussagen:
die wahre, unbegrenzte Identität entsteht aus dem Vereinen
von Gegensätzen, während Gott uns von vorn herein überpolar,
aus menschlicher Perspektive ambivalent begegnet.
"Gott ist nicht ein DU, das einem Subjekt ICH im Sinne
einer Subjekt/Objekt-Relation gegenübersteht. Er transzendiert in
seiner Überpolarität (Hein) auch jegliche polare Ich-Du-Relation
und ist in einer intellektuell letztlich nicht fassbaren Weise als "Gott
Du unser Ich" (Kuhlmann) anzusprechen. Gott ist der "Ganz-Andere", aber
nur in dem Sinne, dass er der Nicht-Andere (Nikolaus von Kues) ist" (Frambach,
a.a.O., s.382).
Eine Haltung der Offenheit bezüglich Identität und Theoriebildung
lässt sich an Jesus ablesen, denn er ist frei von Identitätsfixierugen,
frei von Theorien ganz der konkreten Situation hingegeben, daher u.a. seine
Konflikte mit Theoretikern, die ihre Theorie im Kopf für wichtiger
aIs die Situation halten. So wird der wahre Mensch zum Spiegel des Göttlichen.
Was das biblische Bilderverbot anbetrifft, so ist es als ein Absolut-Setzungs-Verbot
anzusehen, denn Gott ist u.a. immer mehr als jedes Bild. Die Wirklichkeit
ist nur im Spiegel zu sehen und nur in Teilaspekten durch Konkretion denkbar,
vorstellbar. Das gleiche Bilderverbot ließe sich auch über die
menschliche Identität verhängen, wiewohl sie sich über Bilder
und Vorstellungen konstituiert, ohne dass sie deshalb göttlich ist
(s. dazu die bereits zitierten Aussagen M.Bubers).
"Der gewagte existentielle Zweifel ist...Ausdruck des Glaubens,
eines lebendigen Glaubens, der auf dem Weg ist von einer Gewißheit
zur anderen" (Frambach, a.a.O., s.374). So kommt es also, dass Erfahrung
immer beides ist und auch sein muss: theoriegeleitet und theoriekritisch,
man könnte auch formulieren: bild-geleitet und bild-hinterfragend.
Erfahrung "ist immer durch eine bestimmte theoretische Perspektive und
sprachliche Vermittlung geprägt und ermöglicht und hat andererseits
die Tendenz, den bisherigen theoretischen Verständnisrahmen zu überschreiten
und in Frage zu stellen. Ihr eignet ein anarchisches Element, das sich
gegen ein glattes, problemloses Einfügen in einen vorgefassten bestehenden
Theorie-Zusammenhang sperrt und neues theoretisches Verstehen fordert"
(Frambach, a.a.O., s.364).
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3b - Die Ent-Täuschung Martin Luthers
Was nun die Befreiung aus der Paradoxie der dualen Sichtweise anbetrifft,
so ist sie konkret eine ganz persönliche und subjektive, das Prinzip
der Krise aber allgemein. Die Krise löst das Denken, die Distanz,
die Bewußtwerdung aus, schafft die Subjekt-Objekt-Beziehung, die
überhaupt erst Auseinandersetzung ermöglicht, die Raum für
das Erkennen der eigenen Identitätsfixierung schafft. Was die Methoden
anbetrifft, so lässt sich aussagen, dass die die besten sind, die
ihre eigene Vorläufigkeit durchscheinen lassen. (Dasselbe lässt
sich, nebenbei bemerkt, auch über Lehrer aussagen.)
Die Erfahrung der Ent-Täuschung, der Erkenntnis, der Er-Lösung
ist, wie gesagt überindividuell, die konkreten Wege dorthin, die anschließenden
Äußerungen darüber subjektiv grundverschieden, was an der
unterschiedlichen individuellen Fixierung liegt.
So hatte sich Martin Luther an seine Be-Deutung von göttlicher
Gerechtigkeit "festgelaufen", begünstigt durch biographisch Erfahrungen
und solche des Zeitgeistes. "Für den Augustinermönch Martinus
gab es nur eine mögliche Auffassung dieses Begriffs, nämlich,
jene Gerechtigkeit sei der strafende Grimm des göttlichen Zorns" (Frambach,
a.a.O., s.237). Schließlich geht ihm die Einseitigkeit seiner Deutung
auf:"...da begann ich die Gerechtigkeit Gottes verstehen zu lernen als
die Gerechtigkeit, in der der Gerechte durch Gottes Geschenk lebt, und
zwar aus dem Glauben" (Frambach, a.a.O., s.238) Luther entdeckte noch andere
Begriffe in neuer Be-Deutung, die nun ihren Druck- und Einschüchterungscharakter
auf ihn verloren hatten wie "Werk Gottes", "Kraft Gottes", "Weisheit Gottes"
usw.
Sieht man die Identitätsfixierung, also die zugespitzte duale
Sichtweise als Sünde im Sinne von Absonderung an, so läßt
sich beobachten, dass die Er-Lösung aus der Sünde, aus
der einseitigen Fixierung selbst kommt, gleichsam in ihr verborgen liegt.
Im leidenschaftlichen Ringen um das, was unbedingt angeht, ist die Einung,
die Lösung aus der einseitigen Perspektive schließlich nicht
mehr fern.
Luther gibt sogar eine Erklärung, warum der Mensch sich,
unter Umständen lange, so quält: "Gottes Natur ist, dass er aus
nichts etwas macht. Darum, wer noch nicht nichts ist, aus dem kann Gott
auch nichts machen. Die Menschen aber machen aus etwas ein anderes. Das
ist aber eitel unnütz Werk. Darum nimmt Gott nicht auf denn die Verlassenen,
macht nicht gesund denn die Kranken, macht nicht sehend denn die Blinden,
macht nicht lebend denn die Toten, macht fromm denn die Sünder, macht
nicht weise denn die Unweisen, kurz, erbarmt sich nicht denn der Elenden,
und gibt nicht Gnade denn denen, die in Ungnade sind" (Frambach, a.a.O.,
s.241).
Es kann also nicht darum gehen, nur passiv auf irgendeine abstrakte
Gnade zu warten, sondern der Weg zur Erlösung in der Leere
ist ein schmerzhafter, höchst aktiver und engagierter!
Ich halte auch nicht viel von der gut gemeinten Aufforderung zum Loslassen
jeglicher Fixierungen. Was einen wirklich existentiell angeht, läßt
man nicht aufgrund prinzipieller Einsicht los. Der Weg führt durch
die Krise auf eine höhere Verstehensebene. In der Verstehenskrise
werden alle menschlichen Kriterien von Gut und Böse außer Kraft
gesetzt und paradox.
Luther:"So, wenn Gott lebendig macht, tut er dies dadurch,
dass er tötet; wenn er rechtfertigt, tut er dies dadurch, dass er
schuldig macht; wenn er zum Himmel emporhebt, tut er es dadurch, dass er
zur Hölle führt...So verbirgt er seine ewige Güte und Barmherzigkeit
unter ewigem Zorn, seine Gerechtigkeit unter Ungerechtigkeit" (Frambach,
a.a.O., s.251).
Was taugen also alle Bilder, Vorstellungen und Identifikationen in der
eigenen existentiellen Krise? Um sie zu lösen, offensichtlich
nichts!
Helfen kann allenfalls die Vorstellung der prinzipiellen Vorläufigkeit
aller Konkretion, letztlich auch die Relativität des eigenen Lebens,
mit der eigenen Be-Deutungslosigkeit zu leben, bis sich eine neue Deutung,
eine neue Verstehensebene ergibt. Unter anderem gilt es, die Hybris
der Aufklärung, wonach prinzipiell alles der menschIichen Vernunft
zugänglich sei, zu überwinden.
"Die überpolare Absolutheit des göttlichen Urseins
ist mit der Egozentrik eines erkennenden Ich nicht vereinbar. Gott ist
kein Objekt, das dem erkennenden Subjekt Ich polar gegenübersteht.
Die Weise, in der die überpolare Wirklichkeit Gottes erfahren und
erkannt wird, muss die gewohnte Subjekt/Objekt-Struktur des gegenständlichen
Existierens und Erkennens transzendieren... Im Rahmen der polar bedingten
Existenz- und Wahrnehmungsweise ist der befreiende Schritt nicht möglich...
Das Absolute, das Eine, das ohne Zweites ... ist, kann von unserem, in
polare Gegensätze unterscheidenden Intellekt nicht ohne einen unvereinbaren
Widerspruch gedacht werden. Er repräsentiert auf Iogische Ebene das
Hindernis, das uns im polaren Raum einschließt und den Zugang zur
überpolaren Wirklichkeit Gottes versperrt" (Frambach,a.a.O., s.314/315).
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4. Befreiung von Bildern - Befreiung durch Bilder
Nachdem nun hinreichend das totale Erfassen von Wirklichkeit durch Bilder
und Vorstellungen in Frage gestellt wurde, soll noch mal auf die positive
Seite von Bildern und Vorstellungen, nämlich als Lebenshilfe
eingegangen werden. Denn die Konkretion ist ja notwendig, um Teil-Wirklichkeit
überhaupt lebendig, aus dem Indifferenten hervortreten zu lassen.
Je reicher und vielfältiger die Bilder und Formulierungen sind, desto
mehr werden sie sich eben dieser (religiösen) Wirklichkeit annähern.
"Die (Gottes)wahrheit ist die (Gottes)suche" (Erich Zenger).
Das semitisch-orientalische Denken will generell nicht definieren,
abgrenzen, sondern ein Ereignis, eine Erfahrung von allen Seiten beleuchten.
Vielfältige Bilder eignen sich dazu hervorragend. Genau diese Vielfalt
an Bildern und Vergleichen finden wir im Ersten Testament. Das Reden in
scheinbaren Widersprüchen, Paradoxien, beabsichtigt, möglichst
viele Aspekte auf diese Weise zu erfassen.
Bilder sind auch dazu da, um Erwartungen aus den bereits gemachten Erfahrungen
heraus zu formulieren, um Gott und sein Handeln sich erneut einzu-bilden,
sich zu vergegenwärtigen, so dass Gottes prinzipielles Handeln Gestalt
annimmt. Der Beziehungsaspekt ist hier ausschlaggebend. Gott lebt nicht
wie die "alten" Götter in einem Götterhimmel, sondern unter den
Menschen.
Dennoch ist neben dem Beziehungsaspekt auch die Identitätsebene,
die Seinsebene, die der Mensch nicht von sich aus durch Tun verändern
kann, im Ersten Testament gegenwärtig, beispielsweise in der Erzählung
von Jakobs Kampf am Jabbok. Jakob wird durch den Kampf verwandelt und sieht
anschließend neu im Antlitz seines Bruders Esau das Angesicht Gottes.
Seine Beziehungsebene verändert sich also durch sein neues Sein.
Historisch lässt sich feststellen, dass ab dem 2.Jahrhundert Gott
entfernt von den Menschen erlebt und gesehen wird. Mittler werden
nötig, z.B. Engel. Der Mittler für das Böse ist der Teufel,
der Gott des "Alten" Testamentes erscheint als ein anderer als der des
"Neuen". Das dualisierte Gottesbild kann m.E. als eine der Wurzeln
des Antijudaismus angesehen erden. Es korrespondiert stark mit der Ego-Fixierung
der damaligen Kirche, "sich als das wahre Israel" , in dem die Geschichte
Gottes mit Israel an ihr immer schon intendiertes Ziel gelangt sei" (E.Zenger,
Am Fuß des Sinai", s.7), zu definieren.
Den Aspekt des geschichtlichen Handelns Gottes mit dem prinzipiellen
zu konfrontieren, ist in seinem Ergebnis besonders spannend. "Das griechische
Wort arche, das wir mit "Anfang" übersetzen, meint zunächst den
zeitlichen Anfang im Sinne des lateinischen "initium". (Anm.d.Verf.: Es
geht hier um den Anfang des Markusevangeliums) Dies ist sehr wichtig: Das
Evangelium von Jesus hat einen geschichtlichen Ort. Es vollzieht sich in
der Zeit, und insofern es einen Anfang setzt, wird durch das Evangelium
auch ein Ende gesetzt.
Mit dem Wort Anfang ist aber vor allem gesagt, dass der Anfang des Evangeliums
Grundlegung und Prinzip der Geschichte ist, also ein Anfang im Sinne des
lateinischen principium" (E.Zenger, a.a.O., s.39). Es handelt sich also
gewissermaßen um einen doppelt zu deutenden Anfang, einen geschichtlichen
und einen prinzipiellen.
Das überzeitliche, prinzipielle Handeln Gottes, das man neutestamentlich
mit "Immanuel"-Ich bin (für euch) da, namentlich konkretisieren könnte,
hat einen geschichtlichen Kontext, in welchem es wieder aufs neue,
aber in anderen Konkretionen sichtbar wird. Das Heilige wird im Geschichtlichen
immer wieder sichtbar. Das wertet nicht die Bedeutung des einzelnen geschichtlichen
Ereignisses ab, stellt es aber in den Zusammenhang mit früheren bzw.
nachfolgenden Ereignissen. Es relativiert lediglich die historische Einzigartigkeit
des Heiligen und damit auch die meist behauptete Einzigartigkeit eines
einzelnen Religionssystems.
Das vorrangige Problem der jungen christlichen Kirche war, Tod und Auferstehung
Jesu von der vorhandenen heiligen Schrift her, was natürlich die jüdische
war, zu interpretieren und von diesem Kontext her zu erklären. Die
junge Gemeinde wollte noch nicht die bessere, klügere, weisere gegenüber
der alten sein.
Zum biblischen Bilderverbot angesichts der Fülle der Bildrede
im ersten, "alten" Testament äußert sich Zenger so: "Weil es
die Anbetung von Kultbildern und Kultsymbolen, die Gott darstellen oder
gegenwärtig setzen sollen ("es opere operato"), verhindern will, verbietet
es deren Anfertigung; ...eine randscharfe, konkrete, statische Festschreibung
Gottes soll es nicht geben...Das Bilderverbot schützt auch die biblischen
Bildreden von Gott vor der Perversion in Irrbilder und Trugbilder
einer Pseudoreligiosität und Polymythie, in denen der Mensch in den
Bildern von Gott entweder nur sich selbst findet oder gar sich selbst in
und an diese Bilder verliert, geblendet vom schönen Schein der Bilder
oder erschlagen von ihrer Wucht...Fragt man, wie beides zusammengeht (Bilderverbot
und Fülle der Bilder, Anmerk.d.Verf.), so bemerkt man, dass das theologische
Gewicht beim Bilderverbot nicht auf dem Bild, sondern auf dem Machen liegt.
Es geht um die Differenz zwischen Bildern, die man herstellt und Bildern,
die sich einstellen" (E.Zenger, a.a.O., s.88ff.).
Das Bilderverbot schützt die Gottesbilder vor dem Projektionsverdacht.
Das Hören ist im übrigen in der Menschheitsgeschichte archaischer
als das Sehen. Bildersehen ist ein mentaler Vorgang und damit objekthaft,
objekt-iv. So erklärt sich, dass Mose das Bild des brennenden Dornbusches
be-greift, als er die Gottesworte hört, dem Volk werden aber
lediglich die Worte als das Wichtigere überbracht. "Die biblischen
Bilder von Gott werden erst wahr, wenn die Geschichten erzählt werden,
die mit ihnen verbunden sind und denen sie dienen...
Die Bilder haben nur eine relative und situative Wahrheit. Sie
sind bezogen auf konkrete Menschen und konkrete Kontexte...Bilder, die
in bestimmten Situationen wahr sind, sind dies in anderen Situationen nur
bedingt oder überhaupt nicht" (E.Zenger, a.a.O., s.96ff.).
Man sieht aus den Aussagen Zengers, dass die konkreten, und damit polaren
Bilder des Ersten Testaments keine umfassende, ewige Wahrheit abbilden
wollen und auch nicht sollen. Es sind vorläufige Bilder, was ihre
Bedeutung nicht herabsetzt. Sie sind situativ zu verstehen und nicht Besitz,
mit dem Erfahrungen des Heiligen ein für allemal festgeschrieben wird.
In Israel und in Ägypten gilt das Herz als die zentrale Stelle,
durch die Gott "gehört" wird und durch die Gott den Menschen "einwohnt".
Im Hören auf Gott kommt der Mensch zu sich selbst, erfährt
seine eigentliche Identität. "Die spezifische Gefährdung der
Religion - nicht nur der christlichen - ist es, über der Ausrichtung
an Idealen den Bezug zu den weit weniger idealen Fakten des Lebens zu verlieren
und diese zu ignorieren" (Frambach, a.a.O., s.376). Dieser Gefahr ist das
Erste Testament, die jüdische Bibel, durch die strikte Orientierung
an Erfahrung und Erinnerung entgangen.
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5. Die 5 Weltreligionen (nach Glasenapp) und ihre polare Sichtweise,
erkennbar an ihrer gegenseitigen Kritik
Wie sehr die polare Sichtweise zur Abgrenzung und zur Absicherung
der eigenen Identitätsfixierung dient, wird signifikant deutlich an
der gegenseitigen Kritik der Religionsanhänger untereinander. Gleichzeitig
zeigen die Religionen durch die Art dieser Kritik die eigenen Strukturen
spiegelartig auf.
Leider wird die Begegnung; mit den anderen Religionen nicht dazu benutzt,
den eigenen Teilausschnitt zu ergänzen, zu bereichern neu zu
sehen, wie dies in interreligiösen Erziehungskonzepten erträumt
wird. Im Gegenteil, der eigene Pol wird als "das Wahre" verabsolutiert
und die andere Sichtweise von Wirklichkeit als negativ beurteilt.
Vorrangig erhebt das Christentum den Anspruch, im Besitz absoluter
Wahrheit zu sein, ungeachtet der vielen Unterkirchen des Christentuns,
die im Laufe der historischen Entwicklung entstanden und selbstverständlich
alle im Besitz der alleinigen Wahrheit sind.
Der vergleichende Religionswissenschaftler Glasenapp führt dazu
aus, dass die Ursache dazu zum einen darin begründet sei, dass das
Christentum zu den Religionen der geschichtlichen Gottesoffenbarung gehöre,
also von einem linearen Zeitbegriff ausginge mit einem einzigartigen historischen
Ereignis, quasi dem Gründungsgeschehen, das vorher und nachher ohne
gleichwertiges historisches Ereignis sei.
Allerdings beginnt der Absolutheitsanspruch des Christentums seit längerem
zu bröckeln, "nachdem das kopernikanische Weltbild die christliche
Heilslehre ihres kosmischen Charakters entkleidet hat" (Glasenapp, Die
5 Weltreligionen, s.363) und nachdem der Mensch als die "Krone der Schöpfung"
durch sein Handeln an eben dieser Schöpfung immerhin über sich
selbst in Gestalt moderner Thehologen, z.B. Dorothee Sölle, zum Nachdenken
gekommen ist. Jedenfalls hat "keine Religion auf Erden... so viele dogmatische
Kämpfe und Glaubenskriege aufzuweisen wie das Christentum" (Glasenapp,
a.a.O., s.362).
Mehr und mehr scheint nun aber die Überzeugung widerlegt
zu sein, "dass das Christentum in irgendeiner Gestalt mehr sein könne
als die den Menschen eines begrenzten Raumes und einer begrenzten Zeitperiode
adäquate Ausdrucksform metaphysischer Anschauungen" (Glasenapp, a.a.O.,
s.363).
Die historische Perspektive des Christentums wird nun zum Maßstab
der Beurteilung von metaphysischen Erfahrungen anderer Völker.
So wird der unhistorische Sinn der Hindus von Christen (und Moslems
gleichermaßen) kritisiert und ihre Fähigkeit, das Unsagbare
in Mythen darzustellen, erscheint aus der Perspektive der Aufklärung
als (negativ zu bewertendes) Märchenerzählen. Ihre sexuellen
Mythen und Riten, für Hindus schöne und adäquate Sinnbilder
der göttlichen Schöpfungskraft in der Natur, sind für Christen
und Moslems zum Teil obszön.
In der Abgrenzung = Begrenztheit wird das Einzigartige gesehen. Viele
Buddhisten betrachten ihre Lehre als die vollkommenste, weil sie
auf eine Fülle von Glaubenshypothesen verzichtet, welche in anderen
Religionen eine große Bedeutung haben, obwohl sie unbeweisbar sind
und nur im metaphysischen Denken des Menschen ihren Ursprung haben.
"... Die Religion des Buddha befasste sich nicht mit
einem ersten Anfang, den sie nicht ergründen konnte, umging die Tätigkeit
einer Gottheit, die sie nicht wahrnehmen konnte, und ließ das Problem,
welches sie nicht lösen konnte, die letzte Belohnung des Vollkommenen,
der endlosen Diskussion offen. (Glasenapp, a.a.O., s.422).
Das Christentum betrachtet hingegen gerade diese Glaubenshypothesen, das
Heilsgeschehen in Christus, die Behauptung eines Schöpfergottes und
die Erlösung vom Tod als seine Basis und kritisiert am Buddhismus
genau das Fehlen eines personalen Gegenübers, andererseits die Weltentsagung,
sowie die Nivellierung des Wesensunterschiedes zwischen Mensch und Tier
durch die Lehre der Wiederverkörperung. Dies sei als eine Entwürdigung
des Menschen anzusehen.
"Die Chinesen betrachten den Konfuzianismus als eine Morallehre,
die allen Glaubensreligionen überlegen ist, weil sie den erhabenen
Grundsatz von Ehre und Pflicht aufstellt, ohne an transzendentale Mächte
zu appellieren" (a.a.O., s.425).
Den Christen werfen sie vor, dass es ihnen in 2000 Jahren nicht gelungen
sei, ein Staatswesen aufzubauen, das die christlichen Wertorientierungen
wiederspiegele.
"Der Wert der Religion ist es, dass sie die Menschen,
sogar die große Masse, die weder Verstandeskraft noch Charakterstärke
hat, zu moralischer Lebensführung befähigt und veranlasst. Mit
welchen Mitteln tut sie das? Die Leute glauben irrtümlich, dieses
Mittel sei der Glaube an Gott. Aber die einzige, alleinige Autorität,
die die Menschen wirklich zur Befolgung der Sittengesetze veranlasst, ist
das Moralgefühl, das Gesetz für den Ehrenmann in ihnen. Konfuzius
sagt: Ein Moralgesetz außerhalb des Menschen ist kein Moralgesetz"
(a.a.O., s.425).
Auch so kann das "Reich Gottes" auf Erden offensichtlich anfangen, aber
wohl nur in Gesellschaften, wo die psychische Wechselbeziehung Kollektiv-Individuum
noch intakt ist. "Die europäische Religion sagt: Sei ein guter Mensch.
Aber die chinesische Religion sagt: Sei ein guter Mensch mit gutem Geschmack.
Diese Religion der Gerechtigkeit mit gutem Geschmack, die ich die Religion
des guten Bürgers genannt habe, ist die neue Religion, die die
Völker Europas brauchen, nicht nur, um den Krieg zu beenden, sondern
auch, um die Zivilisation zu retten" (a.a.O., s.425). "Jesus erscheint...
als ein jüdischer Lokalprophet mit bäuerlicher Redeweise und
ohne Einsicht in die verwickelten Probleme eines hochentwickelten Staates"
(a.a.O., s.434). Der Konfuzianismus habe jedenfalls die Grundbeziehungen
des Menschen besser herausgearbeitet als das Christentum.
Dem Konfuzianismus wurde nun seinerseits von den anderen Religionen
mangelnde transzendentale Orientierung vorgeworfen. Religion habe
über die zeitbegrenzte irdische Ordnung hinauszuweisen. "Ebensowenig
erscheint den Bekennern anderer Glaubenslehren der Kult als vorbildlich,
den die Chinesen mit ihrer Vergangenheit treiben; für einen moralischen
Fortschritt könnten nicht die Normen des Altertums maßgebend
sein, sondern nur das Ringen um eine bessere Zukunft" (a.a.O., s.426).
Wie relativ, einseitig und subjektiv erscheint eine solche Beurteilung
beispielsweise im Blick auf das Judentum, das durch Erinnerungsbilder
und -geschichten eben gerade Hoffnung und Kraft für die Zukunft gewann.
"Die Toleranz der Chinesen
gegenüber den verschiedenen Religionen des weiten Reiches ist von
christlicher Seite bereits im l4.Jahrhundert verurteilt worden. Im Januar
1392 schrieb nämlich der Bischof von Zeitun in China, Andreas von
Perugia, an sein Franziskaner-Mutterkloster in Perugia: Sie (die Chinesen)
hegen die Meinung oder richtiger die irrige Ansicht, dass ein jeder in
seiner eigenen Religion selig werden kann" (a.a.O., s.429).
In der Fixierung auf ein bestimmtes geschichtliches Ereignis, nämlich
dass "Gott Mensch wurde", dass ein "unmittelbarer" Eingriff Gottes in die
geschichtliche Wirklichkeit stattfand, hierin fühlen sich die Christen
den Natur- und Kulturreligionen überlegen. Das Christentum gilt seinen
Bekennern als die einzige "übernatürliche" Religion. "In
Christus sei der Geist Gottes vollkommen erschienen, wie er überhaupt
auf Erden in Raum und Zeit nur erscheinen kann" (a.a.O., s.429).
Die Religionen "des ewigen Weltgesetzes" (Glasenapp) halten es dagegen
für vernünftiger, anzunehmen, "dass Gott sich in allen großen
Meistern, in allen Ländern und zu allen Zeiten immer erneut geoffenbart
hat" (a.a.O., s.430). "Die Hindus erkennen deshalb Christus als Inkarnation
Gottes und die Bibel als eine Offenbarungsschrift an, finden es aber beschränkt
und engherzig von den Christen, dass sie die brahmanischen Heiligen und
religiösen Schriften nicht als göttlicher Herkunft ansehen wollen"
(a.a.O., s.430).
Der geistige Gehalt der Bergpredigt wurde von dem Buddhisten Gandhi
hochgeschätzt, ohne dass er deswegen auf die Idee kam, konvertieren
zu müssen, um gerettet zu werden.
Das Essen von Rindfleisch und das Trinken berauschender Getränke
wird von Hindus höchst kritisch gesehen, ebenso die Behauptung, dass
Tiere und Pflanzen nicht beseelt seien. Die Austreibung der bösen
Geister in die unschuldigen Schweine (Matth.8,30) und die Verfluchung des
Feigenbaums (Matth. 21,19) rufen ihre Entrüstung hervor. "Vor allem
aber sehen sie menschliche Überheblichkeit darin, dass die Tiere ihren
einzigen Daseinszweck darin haben sollen, von Menschen gefangen und geschlachtet
zu werden (2 Petr. 2,12)" (a.a.O., s.432).
Die Buddhisten bewundern an der Ethik der Bergpredigt ebenfalls
die Übereinstimmung mit den Lehren Buddhas. "Sie sehen Jesus jedoch
nicht als einen Buddha, sondern als einen auf dem Wege der Vollendung fortschreitenden
Bodhisattva an, weil er noch nicht von aller Leidenschaft frei war" (a.a.O.,
s.433). Die Wirklichkeit der leidenden Welt, das immer fortdauernde Leiden
der Menschen, sowie die Vorstellung, dass Gott die Übeltäter
hasse und auf seine Selbstverherrlichung bedacht sei... sei eines höchsten
Wesens unwürdig" (a.a.O., s.432).
Die Verbindung von Weltschöpfer, Weltrichter und allwissendem,
allerbarmendem Gnadenspender von höchster moralischer Vollkommenheit
ist für Buddhisten paradox, nicht schlüssig. Die Blut- und Wunden-Theologie
verträgt sich nicht mit ihrer Abscheu vor blutigen Opfern als etwas
an sich Unreines. Angemessene Opfer wären Blumen und Früchte.
Das Leiden ist für sie das Übel, das mit aller Existenz verbunden
ist. Aus ihm kann keine "Erlösung" kommen.
Der französische Schriftsteller Andre' Gide berichtet von einem
Chinesen, der in Europa auf allen Gesichtern hauptsächlich Müdigkeit,
Trauer und Sorge gesehen habe. Wir kennten alle Künste, außer
der einfachen, glücklich zu sein. Überall seien Sitten und Einrichtungen
nach dem Glauben zugeschnitten - nur bei den christlichen Völkern
nicht.
"Der Islam ist für die Mohammedaner die beste Religion,
weil sie die einfachste ist" (a.a.O., s.437). In der Tat besteht die Lehre
Mohammeds lediglich aus einem Glaubensartikel: Gott ist der einzige und
ewige Gott. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt, und kein Wesen ist ihm
gleich.
Aus der Logik dieses Glaubensartikels geht folgerichtig hervor, dass
der Religionsstifter Mohammed an den Christen ihre Glaubensaussage, Gott
habe einen Sohn gezeugt, kritisierte. Dennoch gesteht Mohammed Jesus innerhalb
der Reihe der Propheten eine Ausnahmestellung zu: die Jungfrauengeburt
und eine reiche Anzahl von Wundern. Bei ihm stirbt er nicht durch Kreuzigung,
wird aber von Gott erhoben und wird bei der allgemeinen Auferstehung als
Zeuge für die Gläubigen auftreten.
Entsprechend sehen die Moslems "Christus als einen Propheten, der auch
den Glauben an den wahren Gott gelehrt hat, dessen Anhänger aber seine
reine Lehre entstellt haben" (a.a.O., s.436). Der Kampf der vielen christlichen
Richtungen wird als eine Folge davon interpretiert, dass sie die Wahrheit
außer acht ließen. "Dadurch, dass die Gebote des Islam
leicht zu befolgen sind, ist er allen anderen Religionen gegenüber
im Vorteil; daraus erklärt sich die gewaltige Werbekraft, die er heute
noch in Afrika entfaltet" (a.a.O., s.437).
Keine andere Religion war in gleich hohem Maße in der Lage, "ihren
Bekennern einen gemeinsamen Charakter aufzuprägen, der alle Unterschiede
von Herkunft und Volkstum in den Hintergrund drängt... Die Anhänger
der anderen Religionen wenden gegen den Islam ein, dass er zu leicht sei
und von seinen Bekennern zu wenig fordere. Die Hindus verurteilen an ihm
vor allem seine Nichtbeachtung der ihnen heiligen rituellen und sozialen
Bräuche (Tötung von Kühen, Wiederverheiratung der Witwen),
während die Buddhisten und Chinesen seinen fanatischen Monotheismus
ablehnen" (a.a.O., s.438).
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6. Rückblickende Betrachtungen
Das Prinzip, die eigene Identitätsbildung, wie sie sich
in der Religion spiegelt, zu verabsolutieren und die jeweils andere abzulehnen,
eben in dem anderen etwas Negatives und nicht das dem eigenen eventuell
Fehlende zu sehen, wurde, glaube ich, hinreichend deutlich. Es zeigt sich
das die Akzeptanz neben der Ablehung von befremdlichen Sitten und Gebräuchen
vor allem bei der Begegnung mit der Paradoxie endet. Logisch-mentale
Systeme "Leben" eben davon, Widersprüche auszuschließen, und
zwar offensichtlich auch in Asien. Dazu sind sie da.
Das Geheimnis der Identitätsbildung läßt sich nicht
total objekt-ivieren. Das, was vorläufige Identität in diesem
Leben konstituiert hat, läßt sich nur begrenzt mental vor-stellen.
Es ging in dieser Arbeit u.a. darum, die prinzipielle Begrenztheit der
polaren Sichtweise, die mit der Ich-Bildung eng zusammenhängt,
deutlich zu machen und damit die Verabsolutierung von konkreten Vorstellungen
und Interpretationen über das Diesseitige und das Transzendentale
stark in Frage zu stellen.
Hand in Hand damit geht der Irrtum, ein für alle Mal zu wissen,
was "gut" ist und was "böse", und dies als ewige Lehre formulieren
zu können.
"Die Gewähr für die Richtigkeit ihrer eigenen Ansichten
finden die streitbaren Vertreter einer bestimmten Lehrmeinung darin, dass
sie für sich das rechte Vermögen zwischen dem Richtigen und dem
Falschen zu unterscheiden, in Anspruch nehmen und dieses ihrem Gegner absprechen"
(Glasenapp, a.a.O., s.448).
Jesus hat seine Beurteilung dessen, was gut und böse ist,
einerseits von der Situation abhängig gemacht, also relativiert ,(Ährenausraufen
und Heilung am Sabbat), andererseits offenbar bestehende "Buchstaben-Orientierungen"
verschärft, radikalisiert (Aussagen zu Auflösung des Gesetzes,
Interpretation von Töten, von Ehebruch, von Schwören, über
Feindesliebe). Offensichtlich ist der Geist der Unterscheidung aus Korinther
12 der systematischen Lehre durchaus überlegen.
Die Erfahrung der Transzendenz im Diesseits gehört zu den
menschlichen Urerfahrungen in allen Kulturen und kann nicht als Spekulation
zugunsten einer reinen Ethiklehre abgetan werden. Es muss Interpretationen
subjektiver oder kollektiver Erfahrungen über beide Sphären geben,
unabhängig davon, ob sie in der Außen oder der Innenwelt des
Menschen stattgefunden haben, das mindert nicht ihren Wert.
Sie sollen Auswirkungen haben auf das folgende Leben und Handeln,
dazu sind sie da. Der Wert einer Interpretation richtet sich trotz allem
paradoxerweise nach dem Maß ihrer Umfassenheit. "Höhe
und Wert aller Erkenntnis bestimmt sich nach dem Grade der Breite, mit
der sie die Mannigfaltigkeit der Phänomene umfasst, und der Tiefe,
mit der sie bis zu den Hintergründen vorzudringen vermag" (Glasenapp,
a.a.O., s.454). Solange der einzelne lebt, solange die Menschheit existiert,
wird der Erkenntnisprozess, auch bezüglich Religion und die Korrektur
der Lehre daraus weitergehen.
Religionen, deren Kernaussagen sich auf die Transzendenz beziehen,
müssen sich fragen lassen inwieweit Aussagen im Hier-und-Jetzt Konsequenzen
haben und erfahrbar sind. Was würde dem Dasein fehlen ohne diese Aussagen?
Keine Religion hat einen"Exklusivvertrag" mit dem Transzendentalen.
Daher hat der Satz Jesu "an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen"
seine Gültigkeit bis heute nicht verloren, ohne dass damit einer reinen
Ethiklehre das Wort geredet werden soll.
Was die Toleranz anbetrifft, so läßt sich beobachten,
dass Religionen, die von einem zirkulären Zeitbegriff ausgehen (statt
von einem historisch-linearen) sich leichter tun, heilige Ereignisse und
Personen aus anderen Religionen als gleichwertig, gleichberechtigt zu akzeptieren.
In jedem Falle findet die Unduldsamkeit dort statt, wo die Identitätsbildung
ihrem Schwerpunkt hat, in den sozialen Ordnungen oder in der dogmatischen
Lehre.
Wie unsere Wertungen vor unseren Augen relativiert werden können,
findet sich bei all ihrer individuellen Unterschiedlichkeit bei den Mystikern.
Der evangelische Jakob Böhme stieß auf den Widerspruch von
Gut und Böse, von Licht und Finsternis und kam zu der erschreckenden
Erkenntnis, dass sie in Gott selbst ihren Grund und Ungrund haben. "Er
tritt aus seinen Finsternissen hervor und zwar nicht als jener verharmloste
Bilderbuch "Gott", der keinem etwas anhaben könnte, sondern vielmehr
als der Inbegriff des Zorns wie der umfassenden Liebe, wie er erst durch
das Gesamtzeugnis Alten und Neuen Testaments als der "lebendige Gott" Gestalt
gewinnt. Dieser Gott schenkt sich dem Menschen, ohne sich preiszugeben"
(Einleitung s.12, Gerhard Wehr zu "Vom übersinnlichen Leben").
So läßt sich abschließend und zusammenfassend feststellen,
dass Gott im irdischen Dasein, das das polare Denken impliziert, eben diesem
Denken als der "ganz Andere", eben überpolare begegnet. Dies sich
allzeit und immer aufs Neue zu vergegenwärtigen, ist wesentlich, um
Grenzerfahrungen zu begegnen und zu bewältigen.
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Literatur
Martin Buber "Bilder von Gut und Böse", Vlg.Lambert Schneider,
1986
Ludwig Frambach "Identität und Befreiung", Vlg.Via Nova, Petersberg,
1994
Erich Zenger "Am Fuß des Sinai", Patmos Vlg., 1994
Mircea Eliade "Die Religionen und das Heilige", Insel Vlg.,1998
Peter Biel "Symbole geben zu Iernen II", Neukirchener Vlg.,1993
Bruno Borchert "Mystik", Vlg.H.Köster, Königstein 1994
Helmuth von Glasenapp "Die fünf Weltreligionen" Heyne Vlg.1993
Jakob Böhme "Vom übersinnlichen Leben", Ogham Vlg.1986
Calwer Bibellexikon, 6.Aufl.Stuttgart 1989
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv 4.Auflage 1999
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